Rhein-Pfalz Kreis Gastronomie abgetrennt

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Elf Betriebsgaststätten, das René-Bohn-Hotel, Feierabend- und Gesellschaftshaus, die Weinhandlung – die meisten Teile ihrer Gastronomie-Sparte möchte die BASF in eine eigenständige Gesellschaft ausgliedern. Das Haus Westerland auf Sylt soll verkauft werden. Personalabbau sei nicht der Grund für die Umstrukturierung, teilt der Chemiekonzern mit.

Das Sylter Urlaubshotel der BASF in Westerland liegt „in idealer Lage direkt hinter den Dünen in Strandnähe“. Wer noch einmal ein frisch gezapftes Bier an der Bar genießen oder im komfortablen Saunabereich schwitzen möchte, wie es die Internetseite verspricht, sollte sich beeilen: Die BASF führt zurzeit mit Interessenten Gespräche. „Sowohl die Verpachtung als auch der Verkauf der Immobilie werden geprüft“, teilt der Konzern auf Anfrage mit. Auf der Seite des Hotels, die Arrangements mit Fahrt in modernen Reisebussen ab Ludwigshafen bewirbt, ist nichts von den Plänen zu lesen. Die BASF hat nicht nur vor, sich von ihrem Hotel auf Sylt zu trennen. Ihre komplette Gastronomie-Sparte, mit Ausnahme des konzerneigenen Weinguts im pfälzischen Forst, möchte das Unternehmen ausgliedern. In einer neuen Gesellschaft, der BASF Gastro GmbH, soll am Standort Ludwigshafen alles gebündelt werden: die elf Betriebsgaststätten, die Gästebewirtung im Casino und der Rehhütte, das René-Bohn-Hotel, Weinkeller und Weinfachhandel. Zwei bisher von der BASF Wohnen + Bauen (BWB) GmbH betriebene Häuser, das Aktivhotel Haus Breitnau im Schwarzwald und das Studienhaus im südpfälzischen St. Johann, sollen ebenfalls in die neue GmbH überführt werden. Zurzeit sind in der BASF-Gastronomie 357 Mitarbeiter und 92 Auszubildende beschäftigt. Davon gehören nach Unternehmensangaben 202 zur Stammbelegschaft der BASF SE, 100 sind in der BASF Jobmarkt GmbH beschäftigt. Dazu kommen Leasingkräfte und knapp 50 BWB-Angestellte. Die Arbeitsverhältnisse der BASF-SE-Mitarbeiter blieben unberührt, sagte eine Konzernsprecherin. Freiwerdende Stellen sollten in der neuen Gesellschaft wiederbesetzt werden. Befristet Beschäftigte könnten nach Ablauf ihrer Verträge in die neue Gesellschaft eintreten. In der BASF-Gastronomie sei kein Personalabbau geplant, teilte die Sprecherin weiter mit. Grund für die Umstrukturierung sei, dass eine eigenständige GmbH besser wirtschaften könne. Als Schlagworte nannte sie „marktgerechte Arbeitsbedingungen“, „langfristig ausgerichtete Personalplanung und mehr Flexibilität bei Neueinstellungen“ sowie „Synergien durch Zusammenführung sämtlicher gastronomischer Aktivitäten unter einem Dach“. Bisher gilt für die Gastronomie-Mitarbeiter der BASF SE der Flächentarifvertrag Chemie. Allerdings sind schon lange sogenannte Tariföffnungsklauseln wirksam. Damit sind Sonderregelungen zur (höheren) Arbeitszeit oder zur (niedrigeren) Entlohnung zulässig. Durch die Ausgliederung der Gastro-Sparte muss ein neuer, eigenständiger Tarifvertrag ausgehandelt werden. Gespräche zwischen dem Arbeitgeber und Vertretern der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sollen nach RHEINPFALZ-Informationen Ende April beginnen. „Fair und marktgerecht“ sollen nach BASF-Angaben die Konditionen für die Mitarbeiter der BASF Gastronomie GmbH werden. Roland Strasser, Bezirksleiter der IG BCE, möchte „für die Mitarbeiter das bestmögliche Ergebnis verhandeln“. (heß)

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