Rhein-Pfalz Kreis Feldhamsteranzahl: Viel Luft nach oben

Weil der Feldhamster streng geschützt ist, hat er das Gewerbegebiet Am Hohen Stein verhindert – nun gilt es, die vermutlich kleine Population überlebensfähig zu machen. Von einem Feldhamsterschutzkonzept sollen jedoch Tiere im gesamten Stadtgebiet profitieren. Im Umweltausschuss stellte der Diplom-Biologe Holger Hellwig Hamsterhilfen vor.

Die Umsetzung soll nun in Absprache zwischen der Unteren Naturschutzbehörde, dem Bereich Stadtentwicklung – hinsichtlich möglichen Straßenbaus wie der B 47 neu oder der geplanten Krankenhaustangente als West-Umgehung der Stadt – und den Landwirten erfolgen. „Es gibt Hamster, aber wenige, es ist viel Luft nach oben“, urteilte Holger Hellwig. Wichtig sei für das Wachsen der Feldhamsterpopulationen generell ein „Mindestmaß an Fruchtfolge“. Hilfreich könne es sein, Stoppeln bei der Ernte stehen zu lassen als Sichtschutz. In jedem Fall gelte: Was dem Feldhamster hilft, sichert auch anderen Arten das Überleben. Schließlich bevorzuge der Hamster als Allesfresser hier und da auch mal Eiweiß, sprich einen Käfer. Also sollte die Nahrungskette intakt sein, ein ganzheitlicher Ansatz im „Biotopsystem Acker“, der alle Wildtiere berücksichtige, sei erstrebenswert. Getreidekanten seien nach der Ernte ideal für den Hamster, damit er seinen Wintervorrat von rund zwei Kilo Körnern anlegen kann. Ein Maß, das Heinz Wößner erstaunt und „zufrieden“ zur Kenntnis nahm. Wurden ihm doch als jungem Mann erzählt, die Tiere hamsterten ein bis zwei Zentner Getreide – deswegen, outete er sich, sei er früher mit Kumpels aufs Feld gezogen, um die vermeintlichen Schädlinge zu suchen und totzuschlagen. Die gerade am Hohen Stein vorherrschenden monotonen Ackerflächen seien tödlich für den Feldhamster, sie böten keine Deckung, auch müsse er zur Nahrungssuche weite Strecken zurücklegen. Notwendige Lebenshilfe für den Hamster sei die Rückbesinnung auf den Feldhain – auch für Feldlerchen ein Lebensraum. Drei Konzepte zur Erhaltung oder Wiederbelebung der Feldhamsterpopulation stellte Hellwig vor. Das sind zum einen sogenannte hochwertige Maßnahmen mit ausreichend Flächen als Nahrung und Deckung mit bis zu 3000 Quadratmeter Grundfläche. Weil diese Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion gänzlich herausgenommen werden, bezeichnete der Fachmann sie als hochwertig. Einfacher seien dagegen Streifen mit Stoppeln und Getreideresten, wobei diese Möglichkeiten mit einem hochwertigen Schutz vernetzt werden könne. Alternativ schlug Hellwig Zwischenbegrünung und kleine Parzellen in Fruchtfolge sowie zusätzlich Ergänzungsfütterungen – „einfach um den Hamsterbau ein bisschen Getreide stehen lassen“ – vor. Alle 75 bis 100 Meter brauche der Hamster Deckung. Dazu geeignet wäre die bei Landwirten beliebte Zwischensaat als Gründung – für den Hamster auch Futter. Areale als möglichen Lebensraum für Feldhamster hat Holger Hellwig in den Bereichen zwischen Pfeddersheim-Pfiffligheim im Norden und Heppenheim-Wiesoppenheim im Süden ausgemacht. Hier sollten, schlägt Hellwig vor, 150 bis 200 Hektar Fläche für einfachen und „ein Band von 50 Hektar hochwertiger Schutz“ vorgesehen werden. Zwischen Pfiffligheim und Horchheim genügten 100 bis 150 Hektar einfache und bis fünf Hektar hochwertige Einsaaten. Im Norden zwischen Mörstadt-Abenheim und Pfeddersheim-Leiselheim-Herrnsheim im Süden könne man mit einfachen Maßnahmen beginnen und warten, was sich tut, um dann mit hochwertigen einzusteigen. Problem für die Tiere sind allerdings die Autobahn 61 und die Bundesstraße 47, welche das Gebiet zerteilen. Diese seien ein unüberwindbares Hindernis. Was umsetzbar ist, diese Details müssen jetzt zwischen Verwaltung und Landwirten besprochen werden, so Umweltdezernent Hans-Joachim Kosubek als Fazit. Auch solle der Erfolg der eingesetzten Schutzkonzepte überprüft werden. Auf Reaktionen und Angebote seitens der Landwirtschaft warte man. Baudezernent Uwe Franz schien skeptisch. Er erinnerte daran, dass in den Hochzeiten des Protestes gegen das Gewerbegebiet Am Hohen Stein Blühstreifen eingerichtet worden seien, jetzt jedoch werde wieder „alles weggezackert bis an die Kreisstraße“. (cei)

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