Rhein-Pfalz Kreis Ein Rundgang mit Wein, Mord und Totschlag

Wie sein Krimi ausgeht, hat Andreas Wagner bei der Lesung in Böhl nicht verraten.
Wie sein Krimi ausgeht, hat Andreas Wagner bei der Lesung in Böhl nicht verraten.

«Böhl-Iggelheim.» Rübenrudi wurde geköpft, Rotwein fließt in Strömen die Gasse runter und Kurt-Otto Hattemer fängt an zu ermitteln. Winzer und Historiker Andreas Wagner hat in der Katholischen öffentlichen Bücherei Böhl aus seinem Roman „Winzerrache“ gelesen.

Dauerregen. Dieses momentan kaum vorstellbare Szenario bietet den Hintergrund für einen Andreas Wagners Krimi „Winzerrache“, zu dem der mehr als 30 Jahre zurückliegende Glykolskandal die Idee gab. In Essenheim, einem rheinhessischen Winzerdorf, faulen die Trauben. Reben werden zerstört. Winzer fürchten um ihre Existenz und es gibt eine kopflose Leiche. „Ab jetzt wird’s schlimm.“ So beginnt der 1974 in Mainz geborene Winzer und Historiker Wagner seine Lesung in der Katholischen öffentlichen Bücherei. Aus einer Laune heraus sei er an langen Winterabenden zum Schreiben gekommen, erzählt er. Und fast immer drehe es sich in seinen Erzählungen ums Dörfliche. Um Orte, wo jeder jeden kenne. Auch Rübenrudi ist im Dorf bekannt, als einer, der öfters mal einen über den Durst trinkt. Als er bei einer Motorradfahrt durch einen brachliegenden Weinberg geköpft wird, und vor dem Haus von Posthalters Sigrun ein Strom Rotwein die Gasse hinabfließt, beginnt die Ermittlungsarbeit von Kurt-Otto Hattemer, Winzer in Ruhestand. Für ihn auch eine willkommene Gelegenheit, seiner sport- und gesundheitsfanatischen Frau Renn-ate hin und wieder aus dem Weg gehen zu können. Was spielen die jungen wilden Winzer für eine Rolle? Was sind die Altlasten aus dem Glykolskandal von 1985? Gibt es noch alte Rechnungen zu begleichen? Das sind alles Fragen, die zu klären sind. Andreas Wagner liest lebendig und pointiert, mit Wechseln in Tempo und Lautstärke. Gebannt lauschen die gut 50 Gäste. Nerven sind gefordert, auch auf der Zunge. Verkostet werden von Wagner mitgebrachte Weine. Zunächst ein trockener Rosé (2017), es folgen ein 2017er Grauburgunder, ein Spätburgunder aus dem Jahr 2015 und abschließend ein 2014er Cuvée aus Shiraz und Merlot. Dazu munden Käse- und Salamihäppchen, Spundekäs und Gurkenraspel mit Hüttenkäsedip aus dem Gläschen. Zwischen den Kapiteln gibt es Informationen rund um den Weinanbau, Ausflüge in die Historie und Anekdoten. Die Zuhörer erfahren unter anderem, wie man einem Berliner erklärt, was Bixenbrodworscht (Büchsenbratwurst) ist. Der Autor – so sagt er – begeht heute nicht den früher begangenen Fehler, aus dem Schlusskapitel vorzulesen. Schmunzelnd entlässt er die Gäste mit den Worten: „Krimiautoren lesen Ihnen was vor und am Ende haben Sie keine Ahnung, worum es eigentlich geht.“ Wer sich damit nicht abfinden wollte, konnte im Anschluss zum Nachlesen diesen und andere Krimis kaufen, auch signiert. Termin Andreas Wagner liest heute um 19.30 Uhr in der Gemeindebücherei in Dannstadt, Kirchenstraße 17, aus „Winzerrache“.

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