Rhein-Pfalz Kreis Ein Freund und Helfer

Schifferstadt. Auch der geistige Vater von Krimikommissar Reiner Palzki braucht gelegentlich Hilfe. Die bekommt Harald Schneider von jemandem, der weiß, wie man echte Fälle löst: Kai Giertzsch. Ein menschgewordener Freund und Helfer. Doch der stellvertretende Leiter der Schifferstadter Polizeiinspektion gibt nicht nur Tipps zu Palzkis Ermittlungsarbeit.

Eigentlich liest Kai Giertzsch privat eher weniger Krimis, gesteht der Polizist und lächelt. Science-Fiction ist eher sein Ding. Und zurzeit befindet er sich auf einer Zeitreise zurück in seine Jugend, wie er sagt. Er hat die Bücher von Karl May wiederentdeckt. Aber natürlich lässt er sich die Palzki-Romane seines Kumpels Harald Schneider nicht entgehen. Die beiden kennen sich seit der Kindheit. „Harald hatte damals die Aufsicht bei uns im Jugendtreff“, erinnert sich Giertzsch. Doch wie es eben manchmal ist im Leben: Irgendwann verliert man sich irgendwie aus den Augen – und findet sich Jahrzehnte später wieder. Bei den beiden war das 2008 beim Polizeifest der Schifferstadter Inspektion der Fall. Und seitdem steht der Erste Kriminalhauptkommissar dem Autoren mit Rat und Tat zur Seite. In der Regel läuft das so ab: „Harald schickt mir das Skript. Ich lese es durch und schaue dann mal, ob man vielleicht aus fachlicher Sicht etwas ändern sollte“, erklärt Kai Giertzsch. Und: Nicht selten reichert der 48-Jährige die Geschichten mit kleinen Anekdoten aus dem echten Polizeialltag an. Beispiel gefällig? „Zwei Kollegen mussten zu einem Tatort nach Ludwigshafen. Damals noch ohne Navi. Dabei sind sie an einem Müllwagen vorbeigekommen. Einer lässt das Fenster runter und ruft raus: ,Hugenottenstraße?“, die Antwort: ,Dienstags!’“, erzählt Giertzsch. Klar, dass Harald Schneider diese Episode dankbar aufgenommen und in eins seiner Bücher eingebaut hat. Auch die Geschichte mit der Cannabis-Plantage auf dem Dachboden der Dienststelle hat Giertzsch angeregt. „Natürlich in Absprache mit unserem Hausmeister, der im Buch die Plantage betreibt“, erläutert Giertzsch und grinst. Hauptsächlich benötigt Schneider die Unterstützung des Polizisten, „um etwas Authentizität reinzubringen“, sagt der Autor. Natürlich gibt’s bei der Schifferstadter Polizei keine Cannabis-Plantage im Obergeschoss. Aber die Palzki-Krimis leben vom skurrilen Humor des Autors. „Den hatte er schon immer“, meint Giertzsch im Rückblick. Er sagt aber auch: „Es gibt nichts, das es nicht gibt.“ Ein Obstmesser als Tatwaffe, eine Pistole versteckt in einem Teddybären ... Die Ermittlungsarbeit des Kommissars in den Büchern hat aber nicht viel mit der Arbeit der Polizei in der Wirklichkeit zu tun. „Die Arbeitsweise von Palzki ist nicht sehr nah an der Realität“, sagt Kai Giertzsch. „Das würde auch nicht zum Buch passen. Aber ich gebe zu, manchmal wäre es nett, so arbeiten zu können.“ Der wesentlichste Unterschied? „Man bekommt selten mit, dass Palzki etwas schreibt“, erläutert Giertzsch, der acht Jahre lang bei der Polizei in Ludwigshafen bei Tötungsdelikten ermittelt hat. Dabei mache Büroarbeit den Großteil des Alltags aus. Auch, dass Schneiders Held in der Regel alleine durch die Gegend fährt und mit Zeugen oder Verdächtigen redet, sei nicht sehr realistisch. „Klar fahren wir in der Realität auch rum. Aber nicht so viel.“ Die Mordkommission ist auch nicht im Gebäude im Waldspitzweg in Schifferstadt beheimatet. Die sitzt in Ludwigshafen. Über die „Machenschaften“ von Dr. Metzger müsste Giertzsch zumindest die Ärztekammer informieren. Natürlich lasse sich die Polizei auch nicht von einem Erfinder bei der Lösung der Fälle helfen. Und selbstverständlich würde die Polizei keine Journalisten als Co-Ermittler bei der Befragung von Verdächtigen dulden. „Natürlich kann die Handlung nicht authentisch sein“, sagt Schneider über seine Bücher. Aber kein Krimiautor könne seinen Helden dauernd Berichte oder Protokolle schreiben lassen. „Das wäre weder unterhaltsam noch spannend.“ Und trotzdem: „Manchmal biegt Kai etwas gerade.“ Zum Beispiel? „Etwa, dass Polizisten niemanden verhaften, sondern die Verdächtigen lediglich vorläufig festnehmen dürfen.“ Der Umfang von Giertzschs Hilfe sei von Buch zu Buch unterschiedlich. Angefangen habe es mit dem Band „Erfindergeist“. Giertzsch, das erzählen die beiden jeweils mit einem breiten Grinsen, ist auch der geistige Vater des Namens von Palzkis Vorgesetzten, Klaus Pierre Diefenbach – „KPD“. Denn Pierre ist das französische Wort für „Stein“. Und so heißt auch Giertzschs Chef in Schifferstadt. Und in welchem Milieu würde Giertzsch selbst Palzki mal gerne ermitteln lassen? „Oh, dafür habe ich nicht genug Fantasie. Das überlasse ich Harald“, sagt er. Nach ein paar Sekunden fällt ihm dann aber doch was ein: „Vielleicht mal bei der Polizei.“

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