Bobenheim-Roxheim Das hat die Initiative für Demokratie im Programm
In einem gemeinsamen Antrag haben CDU, SPD, FWG und Grüne erreicht, dass die Gemeinde der Initiative zur Stärkung der Demokratie betritt und deren Veranstaltungen unterstützt. Der kostenlose Beitritt bedeutet laut Bürgermeister Michael Müller (SPD), dass die Gemeinde „als starker Partner“ dem Bündnis auch mal ihre Räume, zum Beispiel die Jahnhalle, zur Verfügung stellen könne.
„Unsere Demokratie ist ein hohes Gut, und Zusammenarbeit ist wichtiger denn je“, heißt es in dem fraktionsübergreifenden Antrag. „Wenn wir uns auseinanderdividieren lassen, betreiben wir das Geschäft der Extremisten, Terroristen und Islamisten.“ Die Initiative selbst steht dafür ein, die Demokratie und Menschenrechte sowie eine offene, gerechte und solidarische Gesellschaft zu verteidigen. Ihr haben sich bereits etliche Bobenheim-Roxheimer Vereine und Organisationen angeschlossen: neben kirchlichen und politischen Gruppen auch BUND, Naturfreunde, Theaterkreis, Büchereiförderverein, Pfadfinder, Sozialverein, Chorvereinigung, Freundschaftskreis, Gräf-Stiftung und die Beindersheimer Kolpingsfamilie. Auch Einzelpersonen seien willkommen, betont Initiatorin Helga Guthmann. Sie ist eine von drei Bündnissprechern, die anderen sind der katholische Pfarrer Markus Hary und der Vorsitzende des Pfarreirats, Michael Hofmann.
Gedenkstätte wird besichtigt
Die Auftaktveranstaltung des Demokratiebündnisses fand Anfang Mai auf dem Rathausplatz statt. Wie geht es weiter? Guthmann kündigt für den 3. Oktober, 14 Uhr, eine Führung durch die KZ-Gedenkstätte Sandhofen an. Treffpunkt in dem Mannheimer Stadtbezirk ist an der Gustav-Wiederkehr-Schule, Kriegerstraße 28. „Wir bieten Mitfahrgelegenheiten an“, sagt Helga Guthmann. „Und die Radfahrer treffen sich um 13 Uhr an der Rheinschule.“ Die Gedenkstätte erinnert an das Außenlager des KZ Natzweiler, das 1944/45 im Mannheimer Norden bestand. Die meisten Häftlinge dieses Lagers waren Polen, die während des Warschauer Aufstands festgenommen worden waren und für Daimler-Benz Zwangsarbeit leisten mussten.
Für 9. November, den Tag, an dem in Deutschland der Pogrome im November 1938 gedacht wird, lädt die Bobenheim-Roxheimer Initiative ans Kriegerdenkmal am Altrhein ein. Dort beginnt um 14 Uhr eine Exkursion. Thema ist die jüdische Geschichte der Gemeinde. Männliche Teilnehmer sollen eine Kopfbedeckung mitbringen, denn der kulturhistorische Spaziergang endet auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in der Roxheimer Straße. Für 27. Januar, den Auschwitz-Gedenktag, ist eine Veranstaltung an der ehemaligen Synagoge in der Bobenheimer Straße geplant.
Zielgruppe sind Jugendliche
„Wir hangeln uns im Moment noch von Gedenktag zu Gedenktag“, sagt Helga Guthmann. Aber es gebe auch Ideen für das Thematisieren dessen, was gegenwärtig in der deutschen Gesellschaft geschehe. Gemeint ist der wachsende Zuspruch für rechtsextremes Gedankengut und Hassparolen. „Da wäre es für uns wichtig, mit den Schulen zusammenzuarbeiten“, sagt die Bobenheim-Roxheimerin, die schon etliche Initiativen im Ort mitbegründet hat und bei den Kommunalwahlen im Juni auf der Gemeinderatskandidatenliste der Grünen stand. Sie kündigt an, dass das Bündnis versuchen werde, die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung nach Bobenheim-Roxheim zu holen. Deren Hauptzielgruppe sind Jugendliche ab 14 Jahren.
Guthmann betont, dass alle Vereine und sonstigen Mitglieder der Initiative eingeladen seien, eigenständig Aktivitäten zu entwickeln. Denn darum gehe es ja schließlich, dass die Werte, zu denen sich der Zusammenschluss bekenne, innerhalb der jeweiligen Gruppe thematisiert werden. Die Pfadfinder etwa, haben am Samstag bei der Demo wegen des ausgefallenen Kerweumzugs ein entsprechendes Plakat hochgehalten.
Termin
Das nächste öffentliche Treffen von „Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt Bobenheim-Roxheim“ findet am Donnerstag, 21. November, 19.30 Uhr, im katholischen Pfarrheim, Roxheimer Straße 4a, statt. Wer mitmachen will, kann dazustoßen.