Rhein-Pfalz Kreis Das Ehrenamt, das Spaß macht

Gesucht: Menschen, die Tiere mögen, mehr über eine Rasse oder Art erfahren möchten und dieses Wissen gerne weitergeben. Zum Beispiel an die Besucher des Wormser Tiergartens. Dort fungieren seit zwei Jahren, genau seit dem 8. April 2012, die Tiergarten-Botschafter als Bindeglied zwischen Besucher und Tiergarten, „Sprachrohr der Tiere“. Morgen, Samstag, 15 bis 17 Uhr, stellen die Ehrenamtler ihre Arbeit in der Volkshochschule Worms, Willy-Brandt-Ring 5, vor.

Sie hoffen, damit neue Helfer zu gewinnen – nicht nur für den Tiergarten. Die Tiergarten-Botschafter sind Uschi Renners Idee. Die 60-jährige gebürtige Düsseldorferin knüpfte dabei an Kindheitserinnerungen an. „Im Duisburger Zoo gab es Leute, die waren einfach da, haben den Kindern vor dem Gehege erzählt, wie die Tiere heißen, woher sie kommen, wie sie leben.“ Nachdem die Tochter groß ist, sie den Haushalt gut im Griff hat und auch ihr Amt als Rudertrainerin bei Blau-Weiß Worms nicht alle Freizeit auffrisst, entschied sie: „Jetzt bin ich dran“. Sie stellte ihre Idee dem Tiergartenteam vor. „Die waren sofort Feuer und Flamme“ – verständlich, entlasten die Botschafter doch das Tiergartenteam und insbesondere die Pfleger. Mit sieben Helfern habe die Gruppe vor zwei Jahren angefangen, heute sind es zwölf. „Wir sind ein bunter Haufen, der eine passt nicht zum anderen, aber gerade deswegen funktioniert′s“, sagt Uschi Renner. Es sind Männer und Frauen von Mitte 20 bis Mitte 50. Einzige Voraussetzung: Internetanschluss, denn darüber koordiniert Renner Einsätze und informiert die Kollegen. Eingesetzt werden die Helfer zweimal monatlich am ersten und dritten Wochenende, jeweils von 13 bis 16 Uhr. „Bei gutem Besuch bleiben wir natürlich länger, bei schlechtem Wetter, wenn nichts los ist, machen wir auch mal früher Schluss“, sagt Renner. Denn, betont sie, es sei immer noch ein Ehrenamt: „Wir wollen auch unseren Spaß dabei haben.“ Die Helfer kommen unter anderem aus Ilvesheim, Bobenheim-Roxheim oder Bockenheim, aus Worms sei keiner dabei, bedauert Renner. Die Bockenheimerin hat mit ihrer Familie in Worms-Pfeddersheim gewohnt, dann hat die Familie in Bockenheim einen passenden Bauplatz gefunden. Der Bezug zu Worms sei nie abgebrochen, vielleicht auch deshalb, weil die Tochter, angeregt durch israelische Austauschschüler, unbedingt das Rudi-Stephan-Gymnasium besuchen wollte. Natürlich war die engagierte Mutter Elternsprecherin. Zurzeit stehen die Tiergarten-Botschafter mit ihrem Stand und Materialien im Bauernhofrevier, erklären die Haustierrassen, warum sie nicht aussterben dürfen und warum man Tiere auch essen darf. „Das ist ein ganz schwieriges Thema, wobei Erwachsene damit größere Probleme haben als Kinder“, weiß Renner. Vom Tiergarten haben sie eine Mappe mit Informationen zu den Tieren erhalten, die von den Helfern selbst – aus Spaß an der Sache – noch vertieft wurden. Auf dem Tisch liegt etwa Schafswolle, über diese beginnt oft das Gespräch. „Wir sprechen die Leute auch an, aber drängen uns nicht auf.“ Auch mit Informationen überfrachten sollte man die Besucher nicht. Mit der Zeit entwickle man ein Gespür für das rechte Maß und die Ansprache. „Manche möchten auch einfach nur gucken.“ Auch die Botschafter lernen noch dazu. So haben sie über eine ältere Besucherin erfahren, dass die weiche, leicht fettende Schafswolle früher Kindern in die Windel gesteckt wurde, damit sie nicht wund werden. Gerne würde Uschi Renner einen zweiten Stand in der Eurasischen Anlage bei Füchsen, Hamstern, Ratten und Wölfen aufbauen. Wenn sie mehr Helfer hätte. Wissen brauche der Tiergartenbotschafter keines mitzubringen – „wer Interesse hat, schafft das“ – und wenn eine Frage unbeantwortet bleibt, dann könne man bei den Tierpflegern nachfragen. Eingesetzt werden immer Neulinge und alte Hasen gemeinsam, so lernt man voneinander, erklärt sie. Gepflegt werde auch die Geselligkeit bei regelmäßigen Treffen. Und man habe zu den Naturbotschaftern im Frankfurter Zoo Kontakt aufgenommen, tausche sich aus, besuche sich gegenseitig. „Das ist interessant, spannend und macht großes Vergnügen!“ Uschi Renner hat selbst keine Haustiere, weil sie viel unterwegs ist. „Da bin ich ein zu großer Tierfreund.“ Im Tiergarten liebt sie die Bunten Bentheimer Schweine. „Die lieben es, gekrault zu werden.“ Und so habe eigentlich jeder sein Lieblingstier, mit dem er sich intensiver beschäftigt. Das mache dem Einzelnen Spaß und und die Arbeit tue Tiergarten und Besuchern gut. (cei)

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