Rhein-Pfalz Kreis Begeistert vom Bürgerbus-Konzept
Landmobil will die Bürger bewegen – zumindest die, die sonst nicht mehr so gut aus ihren vier Wänden kommen. Die Agentur stellt Konzepte für Bürgerbusse auf. Was in Limburgerhof und anderen Kreisgemeinden schon gut läuft, soll nun auch in der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim kommen. Dafür braucht es Helfer.
Die Beine wollen nicht mehr so recht, Autofahren klappt auch nicht mehr und die Kinder müssen immer arbeiten: Wie kommt man als nicht mehr so mobiler Senior also zum Friseur, Rathaus oder Supermarkt – vor allem wenn die auch noch in der Nachbargemeinde sind? Sicher gibt es den öffentlichen Nahverkehr, doch der unterliegt gewissen Beschränkungen. Und hilft nicht, wenn selbst der Weg zur nächsten Haltestelle nicht zu schaffen ist. Trotzdem sollen Menschen in dieser Situation nicht in ihren eigenen vier Wänden festsitzen und vom Leben in den Dörfern abgehängt werden, findet die CDU-Fraktion im Gemeinderat der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim. Und hat als mögliche Abhilfe im Dezember einen Bürgerbus vorgeschlagen, wie er in umliegenden Kommunen wie Böhl-Iggelheim, Schifferstadt, Limburgerhof und Maxdorf schon länger erfolgreich betrieben wird.
Agentur hat bereits 68 Bürgerbusse initiiert
Ob das auch in der Verbandsgemeinde klappen könnte? Und was hat es mit so einem Angebot genau auf sich? Das hat sich der Rat nun von Holger Jansen und Ralph Hintz von der Agentur Landmobil erläutern lassen. Die hat vor sieben Jahren in ihrer Heimatgemeinde Langenlonsheim den ersten Bürgerbus an den Start gebracht und seither 68 im Land. „Man muss das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden“, begründete Bürgermeister Stefan Veth die Einladung der beiden erfahrenen Experten. Die Präsentation kam beim Ratspublikum prima an. Und hat die Dannstadt-Schauernheimer Politiker so sehr überzeugt, dass sie die Agentur anschließend gleich für 17.850 Euro beauftragten, der Kommune bei der Umsetzung des Bürgerbus-Projekts zu helfen. Läuft alles ideal, dauere das sechs bis neun Monate. „Ihr Bürgerbus könnte also noch dieses Jahr zum ersten Mal fahren“, stellte Jansen in Aussicht. Ganz wichtig: Ohne ehrenamtliches Engagement geht nichts. Für das kostenlose Angebot werden Fahrer gebraucht sowie Helfer für den Telefondienst. Deshalb soll als erstes auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen zum Mitmachen aufgerufen und zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden.
Bedenken zerstreut
Kommenda genug Freiwillige zusammen? Einige Ratsmitglieder äußerten Bedenken. Die zerstreute Hintz sofort: „Das war bisher noch nirgends ein Problem.“ Die Erfahrung habe gezeigt: In einer Gemeinde in der Größe der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim kommen zum Auftakt durchschnittlich 40 bis 50 Leute. Zur zweiten Veranstaltung, wo es schon an die konkrete Planung geht, erscheint noch die Hälfte davon. Sie bildet das Bürgerbusteam. „Oft sind das Jungsenioren wie ich, die kurz nach dem Beginn der Rente noch fit sind und etwas tun, anderen nicht mehr ganz so fitten helfen wollen“, sagte Hintz, der in seiner Heimat selbst zu den Bürgerbus-Fahrern gehört. Getreu dem Motto: von Bürgern für Bürger. Das Konzept werde daher an die Bedürfnisse der Menschen in den Orten angepasst. „Wir sind aber vollkommen frei in der Entscheidung, an welchen und wie vielen Wochentagen wir wann wohin fahren“, betonte er. Die benötigten Fahrten könnten am Tag vor den Fahrtagen beim Telefondienst angemeldet werden. Kommen die Fahrgäste nach ihren Besorgungen auch wieder nach Hause? „Ja, das wird alles im Fahrplan berücksichtigt. Die Arztpraxen bei uns haben etwa die Handynummer des Fahrers und sagen Bescheid, wenn der Patient fertig ist.“ Ebenfalls wichtig: Im Bürgerbus dürfen höchstens acht Bürger auf einmal mitgenommen werden. „Sonst wird ein Personenbeförderungsschein benötigt“, informierte Jansen. Daneben empfahl er, das erforderliche Fahrzeug – meist würden Kleinbusse verwendet – zu leasen.
Keine Konkurrenz für Taxis
Ist der Bürgerbus keine unliebsame Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr und Taxis? Nein, bekräftigte das Expertenduo. Der Nahverkehr müsse sich auf zentrale Routen konzentrieren und könne die soziale Komponente gar nicht leisten, etwa einer älteren Dame die schwere Einkaufstasche in die Wohnung tragen, Kontakte herstellen, den Herrschaften auch einfach mal zuhören. Mit Taxiunternehmen werde vorab geredet. Deren Hauptgeschäft seien inzwischen Krankentransporte. Und was kostet die Gemeinde so ein Bürgerbus? 7000 bis 7500 Euro im Jahr. Das sei vertretbar, herrschte Einigkeit im Rat. Christoph Saliba (CDU) traute dem Braten aber noch nicht ganz: „Was ist denn das größte Hindernis?“ Die Antwort: „Die deutsche Grundskepsis“. Uwe Schölles (SPD) begrüßte schließlich das aus seiner Sicht durchdachte Konzept. Marc Hauck (FDP) nannte es eine gute Sache. Johannes Kupper (CDU) erklärte: „Der Vortrag bestätigt, dass unser Antrag richtig war und der Bürgerbus der richtige Weg ist.“ So sahen es alle Ratsmitglieder. Das einstimmige Votum begeisterte Bürgermeister Veth: „Das finde ich ganz großartig.“