Rhein-Pfalz Kreis Auf der Suche nach „Prince Charming“

Böhl-Iggelheim. Es dürfte ein wilder musikalischer Ritt durch Grimms Märchenlandschaft werden. Im Oktober führt die Musicalgroup Böhl-Iggelheim ihr selbstverfasstes Musical-Märchen „Es war einmal“ in der TSV-Sporthalle auf. Ein Probenbesuch.

Jessi Turner trägt eine glitzernde Abendrobe in geradezu mörderischem Rosa, dazu eine silberblonde Langhaarperücke und ein Krönchen. Die Vorsitzende der Musicalgroup Böhl-Iggelheim spielt die „Goldmarie“. Und nur, wenn frau so aussieht, wird sie tatsächlich „heiß, heiß geliebt“, erklärt sie ihrer Schwester, der „Pechmarie“ Fiona (Djanette Kabouche), gerade musikalisch. Fiona will sich jedoch so gar nicht an die Tussi-Regeln halten und wird stattdessen lieber zur „Wicked Witch“, zur bösen Hexe. Damit steht sie aber so ziemlich alleine da, denn auch „Rotkäppchen“ Anna (Sharon Eimer) und „Dornröschen“ Aurora (Sina Hass) sind vollauf mit der Suche nach ihrem Traummann, „Prince Charming“, beschäftigt, den sie mädchenhaft-schmachtend besingen. Mit „Es war einmal“ nehmen die elf Aktiven der seit dem Jahr 2006 bestehenden Musicalgroup etliche Märchen-Klischees, wie zum Beispiel „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“, ordentlich auf die Schippe. Für ihr witziges, selbst geschriebenes Musical-Märchen haben sie sich hemmungslos in Märchenbüchern und Musical-Songbooks bedient: „Aschenbrödel“ und „Rapunzel“, aber auch „Die kleine Meerjungfrau“ treten auf und schmettern unter anderem Musicalhits aus „Dracula“, „Tarzan“, „Les Misérables“, „Shrek“, „Wicked“ und „West Side Story“. In nur zwei Monaten habe ein „Kreativteam“ aus fünf Mitgliedern das Skript für die Aufführung verfasst, erzählt der stellvertretende Vorsitzende Christian Heyden, der sich im Stück in einen Werwolf verwandelt. Das Publikum und auch die Mitglieder selbst hätten sich einen roten Faden im Programm der alljährlichen „Musicalgala“ gewünscht. Aus diesem Grund stehen dieses Jahr alle Akteure durchgängig in einer Rolle auf der Bühne. Es wird nicht nur gesungen, sondern auch geschauspielert. Die Schauspielerei sei nur für einige Mitwirkende tatsächlich Neuland gewesen, so Heyden. Er hat schon Bühnenerfahrung gesammelt, stand zum Beispiel schon mehrfach bei Produktionen des Haßlocher „Theaters im Hof“ auf der Bühne, unter anderem war er der Puck in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Auch ein paar neue Sänger werden laut Heyden beim schräg-durchgeknallten Musicalabend mit dabei sein. Diese seien bei einem Casting im Mai für die Gruppe ausgewählt worden, berichtet er, während Fiona auf der Bühne gerade komplett umgestylt werden soll. „Du brauchst ein Makeover“, finden alle – außer Fiona. „Rapunzel, das ist ja lieb gemeint, aber ich könnte nie so werden wie du, wie ihr alle! Schaut mich doch an: Ich steh auf Zaubern bis mitten in die Nacht, Armbrustschießen und Klamotten aus dem Lebkuchenhaus. Ich bin ein Nerd!“, seufzt sie. „Ist das wirklich der Traum aller Prinzessinnen? Zu heiraten?“, fragt sie zweifelnd. „Natürlich!“ schallt es vielstimmig zurück. Allerdings stimmt das auch nicht immer. Am Ende muss es dann doch der Richtige sein. Prinz Valium von Schnarchhausen ist es definitiv nicht für Rotkäppchen. Sie ergreift mit wehendem roten Rock die Flucht. Damit wird ganz nebenbei klar, wie Rotkäppchen tatsächlich zu Rotkäppchen wurde. In ihrer aberwitzigen Story, so viel steht jetzt schon fest, haben die Mitglieder der Musicalgroup die gute alte deutsche Märchenlandschaft der Brüder Grimm mal so richtig respektlos durcheinandergewirbelt. Und das verspricht jede Menge Spaß.

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