Rhein-Pfalz Kreis Auf der Suche nach elftem Saal

Die Ganztagsschule in Beindersheim ist offenbar sehr beliebt, doch das hat eine Kehrseite: Geplant wurde die Grundschule für acht Klassen, mittlerweile sind es zehn und im neuen Schuljahr vielleicht sogar elf Klassen. Der Ganztagsraum sowie der Musik- und Filmraum sind längst zu Klassensälen umfunktioniert worden. Die Verwaltung der Verbandsgemeinde Heßheim als Schulträger schlägt vorübergehend eine Überbelegung von Klassen vor.

Mit dem Problem hat sich am Mittwoch im Beisein von über 30 Müttern und Vätern der Schulträgerausschuss befasst. Weil im neuen Schuljahr möglicherweise ein Klassenzimmer fehlen wird, will die Verwaltung bei der Schulaufsichtsbehörde in Neustadt um Erlaubnis bitten, die Klassenstärke erhöhen zu dürfen. Laut Schulgesetz dürfen eigentlich maximal 24 Kinder in einer Klasse sein. Das wurde im Ausschuss mit Mehrheit beschlossen, geschieht aber nur, wenn die Zahl der Anmeldungen im Herbst tatsächlich bei 58 Erstklässlern liegen sollte. So viele haben sich aktuell für die Beindersheimer Ganztagsschule angemeldet.

Die Sitzungsvorlage war - laut Verbandsbürgermeister Klaus Schütz (FWG) unerlaubt - in die Hände von Schuleltern gelangt. Das war der Grund für die große Zuhörerschar im Ausschuss. Schütz sah sich genötigt, eine Einführung in das Sitzungsthema zu geben. Weil vermutlich ein Unterrichtssaal fehlen wird, habe die Verwaltung der Schule zuerst vorgeschlagen, die Bücherei umzunutzen. Dies sei abgelehnt worden. Schulleiterin Ulrike Landbeck begründete dies in der Sitzung damit, dass die Bücherei stark frequentiert sei. Container aufzustellen kommt dagegen aus Kostengründen für Klaus Schütz nicht infrage. Die Alternative sieht er in einer stärkeren Belegung einzelner Klassen. Der zuständige Schulrat habe signalisiert, dass die Aufsichtsbehörde eine geringe Überschreitung der Klassenmesszahl für die nächsten zwei, drei Jahre tolerieren würde. Man sei gemeinsam der Auffassung, dass sich die Anzahl der Schüler in Beindersheim auf Dauer verringern werde, zumal die Mennonitenbrüdergemeinde in Heßheim eine neue Grundschule baue und ab Herbst in Großniedesheim die Betreuungszeiten ausgeweitet werden sollen.

Eine andere Lösung sieht der Bürgermeister darin, die zweite oder vierte Klassenstufe nur zwei- statt wie geplant dreizügig laufen zu lassen. Seine Rechnung: Wenn man eine der beiden Stufen in zwei Klassen zusammenfassen würde, wären das je ein bis zwei Kinder mehr, als die Messzahl vorgibt, und das Raumproblem sei gelöst. Schütz betonte, dass über die Klassenstärke allein die Schulleitung zu entscheiden habe.

Diese dritte Möglichkeit rief bei den Eltern nach der Sitzung Empörung hervor. Bestehende Klassenverbände aufzulösen und neu zusammenzustellen, lehnen sie ab. Schulleiterin Landbeck sagte auf Nachfrage, sie wolle alle Klassen so belassen, wie sie sind, und auch die neuen Schüler in drei Klassen aufteilen. Sie setzt darauf, dass ein zusätzlicher Raum durch Trennwände, zusätzliche Fenster und eine abgehängte Decke aus der großen Eingangshalle gewonnen werden kann.

Sollte man nicht besser über eine bauliche Erweiterung der Schule nachdenken? Die Verwaltung schätzt die Kosten dafür auf rund eine Million Euro und verweist auf die geburtenschwächeren Jahrgänge in der Zukunft. Allerdings ergibt die Hochrechnung, dass sich die Lage in Beindersheim erst ab 2017 entspannen wird.

Rektorin Landbeck glaubt zu wissen, dass etliche Eltern eigens wegen der Ganztagsschule nach Beindersheim ziehen. Und das Angebot der Nachmittagsbetreuung in Großniedesheim könne eine Ganztagsschule nicht ersetzen. Die Beindersheimer Schule können alle Kinder aus der VG Heßheim besuchen, sofern sie für den Ganztagsbetrieb angemeldet werden. Der Schulträgerausschuss wird sich im Herbst wieder mit dem Thema befassen. (cei)

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