Rhein-Pfalz Kreis Auf das Bild kommt es an

Schifferstadt. „Don’t judge a book by the cover.“ – Urteile nicht über ein Buch aufgrund des Covers. Das geflügelte Wort zeigt, dass man sich nicht vom äußeren Erscheinungsbilds beeinflussen lassen soll, ob man das Buch kauft oder doch lieber im Regal oder auf dem Verkaufstisch liegen lässt. Auf den Inhalt kommt es an. Und doch scheint auch bei den Palzki-Romanen das Cover eine große Rolle zu spielen.

Harald Schneiders

elfter Palzki-Streich ist fast fertig zum Druck. Ein entscheidendes Teilchen fehlt aber noch im Puzzle: das richtige Cover. Sprich: das Bild, mit dem Autor und Verlag bereits in der Auslage die Konkurrenzbücher ausstechen wollen. Der Weg zum richtigen Auftritt ist manchmal ganz einfach, kann aber auch dauern, sagen Schneider und Claudia Senghaas unisono. Senghaas betreut beim Gmeiner-Verlag die Autoren. In seinem Exposé zu Beginn des kreativen Prozesses hat sich Harald Schneider schon Gedanken über das Cover gemacht. Da sein Kommissar Reiner Palzki diesmal im Wein-Milieu ermittelt, war das Thema als solches ja schon vorgegeben. Aber rund um Riesling, Dornfelder und Co. gibt es schier unendlich viele Motive. Welches also wählen? „Derzeit stehen zwei Varianten zur Auswahl“, sagt Schneider. Wie die genau aussehen, das darf und soll hier noch nicht verraten werden. Nur so viel: Egal, welche am Ende den Zuschlag bekommt – die Unterschiede finden sich nur im Detail wieder. Wobei Schneider gesteht, dass ihm bei Palzki Nummer elf „eine richtige Knalleridee“ gefehlt habe. Das Dürkheimer Riesenfass oder das Riesenrad vom Wurstmarkt – das kenne man schon aus dem Effeff. Ausgeholfen hat am Ende die Winzergenossenschaft Herxheim/Berg. Die Bedingung: „Es muss immer ein Hochformat sein“, sagt der Schifferstadter Krimiautor. Klar, man will das Buch im Laden ja nicht erst drehen, um den Titel und das Bild zu erkennen. Beim Palzki-Krimi „Ahnenfluch“ habe er trotzdem mal kurz mit der Idee gespielt, sagt Schneider. Schließlich passe das Mannheimer Barockschloss so besser aufs Bild. Aber das sei dann doch ein bisschen zu gewagt gewesen – selbst für Palzki, sagt Schneider und schmunzelt. Dabei haben sich die Einbände der Palzki-Krimis durchaus mit der Figur weiterentwickelt, berichtet Claudia Senghaas vom Gmeiner-Verlag. Um das zu verdeutlichen, verweist sie auf ihr Lieblingscover bei den Palzki-Büchern: „Tote Beete“. Nicht nur das Bild sei super. Auch der Titel. Aber da hat der Verlag mit einer Regel gebrochen: Ursprünglich sollten die Palzki-Krimis nur aus einem Wort bestehen. „Das hätte man beim ersten Buch nicht machen können“, sagt Claudia Senghaas. Und warum dann jetzt? „Die Figur hat sich weiterentwickelt. Im ersten Buch war Palzki auch noch nicht so frech. Und mit dem Erfolg einer Buchreihe wird automatisch auch der Verlag selbstbewusster“, erklärt sie. Aber: „Der Cover-Stil macht eine Reihe auch unverwechselbar.“ Doch sicher kann man sich natürlich nicht sein, ob ein Cover beim Leser zieht. Daher holt der Gmeiner-Verlag die Meinung von Experten ein: Buchhändler – nicht immer dieselben –, Mitarbeiter in Marketing und Vertrieb, mal ein Azubi, mal ein alter Hase im Buchgeschäft. Bei den Buchhändlern nutzt Claudia Senghaas auch die Kontakte ins deutschsprachige Ausland, fragt in Wien oder Bern nach. „Eine breitgefächerte Meinung ist wichtig.“ Und oft liege die Lösung ganz nah. „Wir denken im Verlag manchmal viel zu kompliziert. Man verliert manchmal die Unbedarftheit“, erläutert Senghaas. Doch bei der Erstellung des Einbands gilt es, einige Regeln zu befolgen: Nacktheit ist genauso verpönt wie die Darstellung exzessiver Gewalt. Claudia Senghaas sagt aber auch: „Es muss nicht immer auf dem Cover sein, was im Buch steht. Wenn’s um ein Stachelschwein geht, muss nicht zwingend ein Stachelschwein auf dem Cover erscheinen.“ Doch trotz aller Meinungen, Optionen und Überlegungen: Je Halbjahr sei bei 60 Büchern eins dabei, bei dem sich Claudia Senghaas hinterher doch ein anderes Erscheinungsbild wünscht. Das geht dann natürlich nicht mehr. Bei einer der nächsten Auflagen könne da nachgebessert werden. „Das muss man dann aber klar kenntlich machen, sonst denken die Kunden, es handelt sich um ein neues Buch.“ Am Ende gehe es darum, dass Autor und Lektor zufrieden sind. Und wenn der Verfasser des Buches wirklich nicht zufrieden ist, werde das Cover auch nicht genommen. Einmal, erzählt Harald Schneider, sei er mit einem Umschlag nicht ganz glücklich gewesen – beim Band „Schwarzkittel“. Da ermittelt Palzki unter Ärzten. Doch Schwarzkittel sagt man eben auch zu einem Wildschwein. Das Titelbild zeigt eine umgekippte Medikamentenflasche. „Das greift eher schwer“, sagt Schneider. Bei Palzki Nummer elf wird der Schifferstadter aber auf jeden Fall zufrieden sein, egal, welche Variante am Ende den Zuschlag bekommt.

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