Rhein-Pfalz-Kreis Angespannte Lage und kein Impfstoff

Corona ist auch ein Zahlenspiel: Gebannt werden Neuinfektionen und Inzidenzwerte verfolgt. Im Zuständigkeitsbereich des Kreisges
Corona ist auch ein Zahlenspiel: Gebannt werden Neuinfektionen und Inzidenzwerte verfolgt. Im Zuständigkeitsbereich des Kreisgesundheitsamts sinken sie leicht. Aber das ist den Verantwortlichen zufolge zu wenig.

Die Infektionszahlen im Zuständigkeitsbereich des Kreisgesundheitsamts sinken. Aber viel zu langsam, sagt Alexander Weber, der die Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz bei der Kreisverwaltung leitet. Er mahnt eindringlich: Unbedingt Kontakte meiden, nicht nachlässig werden. Zumal der Impfprozess gebremst ist – bei der Lieferung des Serums gibt es erhebliche Engpässe.

Wer die Regeln bereits ernst nimmt, hält bei Alexander Webers Appell verwundert inne, die Kontakte doch bitte noch weiter einzuschränken. Noch mehr? „Ja, mit jedem Kontakt, der nicht stattfindet, wird eine mögliche Ansteckung vermieden“, sagt der für das Kreisgesundheitsamt zuständige Leiter der Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz bei der Kreisverwaltung. Wer die Regeln eher locker befolgt, wird vielleicht nachdenklich. Weber macht nämlich sehr deutlich, dass man im Kreis sowie in den Städten Ludwigshafen, Frankenthal und Speyer noch keineswegs bei zufriedenstellenden Werten angelangt ist. „Die Zahlen sinken leicht, sind aber noch viel zu hoch – trotz aller Maßnahmen, die sogar immer wieder verschärft werden.“

Die Fallermittler im Ludwigshafener Shell-Haus, die mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt sind, könnten angesichts der rückgängigen Inzidenzwerte – der Kreis liegt bei 116,4 – ein wenig Luft holen. „Doch wir können nicht zufrieden sein“, sagt Weber. „Es arbeiten alle hart.“ Es werde telefoniert und recherchiert. Es werden Fragenkataloge abgearbeitet, trotzdem bleibe das Infektionsgeschehen diffus. Wie sich eine Infektion ausbreite, wenn sie einmal in einem Seniorenheim, einer Sammelunterkunft oder in einer Familie sei, das lasse sich nachvollziehen. Aber bei wem hat sich derjenige angesteckt, der Corona in eine Einrichtung oder nach Hause trägt?

„Die Menschen werden pandemiemüde“

„Die Leute wissen nicht, wo sie es herhaben“, sagt Weber. „Und ihre Angaben sind größtenteils glaubwürdig. Wir merken es meist, wenn jemand ins Stocken gerät und letztlich doch zugibt, bei einer Feier gewesen zu sein.“ Ja, Unvernünftige gebe es immer noch, vielleicht sogar mehr als im ersten Lockdown, meint Weber. „Die Menschen werden pandemiemüde, aber das Letzte, was wir jetzt tun sollten, ist nachlässig werden.“ Es fehle einfach die Datenlage, und zwar bundesweit, wo Ansteckungen stattfinden. Und genau deshalb würden Regeln inzwischen beinahe wöchentlich verschärft. „Um immer mehr auszuschließen.“

Wer die Fallzahlen verfolgt und genauer betrachtet, mag vielleicht schon zu dem Schluss gekommen sein, dass die vielen Corona-Fälle in den Altenheimen dafür verantwortlich waren, dass die Inzidenzwerte immer wieder über die 200er-Marke kletterten. Im Kreis und in den umliegenden Städten kam – und kommt es noch – in den Einrichtungen immer wieder zu prekären Situationen. „Aber das stimmt nur zum Teil“, meint Weber. „Oder punktuell. Die Heime sind nicht der Hauptpandemietreiber, dazu haben wir in der breiten Bevölkerung zu viele Ansteckungen.“ Weber schaut verhalten optimistisch in die Zukunft. „Noch haben wir keine Meldung, dass die Virusmutation unseren Zuständigkeitsbereich erreicht hat“, sagt er. Sollte das passieren, müsse man mit Inzidenzwerten von über 1000 rechnen.

Keine Erstimpfungen mehr in Schifferstadt

Auf diese nicht gerade beruhigende Einschätzung der Lage und die trüben Aussichten stößt die Kunde vom Impfstoffmangel. Ab kommender Woche werden im Schifferstadter Impfzentrum deshalb keine Erstimpfungen mehr vorgenommen. „Voraussichtlich drei Wochen lang“, sagt Kreisimpfkoordinator Tilo Meinke. Das bedeutet, das nun hingebungsvoll Impftermine verschoben werden – für Schifferstadt rund 160 am Tag. So viele werden laut Meinke dort derzeit täglich erstgeimpft. Die gute Nachricht: Die Termine für die Zweitimpfung sollen stattfinden. „Aber ich kann nur weitergeben, was wir vom Land hören“, sagt der Impfkoordinator. Das habe weiterhin bei der Terminvergabe, der Terminverschiebung und der Impfdosenverteilung den Hut auf. Und deshalb geht noch etwas nicht: Sich als Kreisbürger in einem anderen Impfzentrum als dem Schifferstadter impfen zu lassen. Auch wenn für Bobenheim-Roxheimer etwa Frankenthal näher liegt. „Die abgezählten Impfdosen werden nach Einwohnerzahl verteilt. Dafür gibt es einen Schlüssel“, erklärt Meinke. Eine pauschale Öffnung bedeute einen erheblichen Koordinationsaufwand. „Das kann nur das Land entscheiden.“

Um noch etwas Positives in diese grauen Corona-Zeiten zu tragen: Bislang haben Meinke zufolge alle Impflinge in Schifferstadt das Serum gut vertragen. Injiziert werde nach wie vor der Stoff von Biontech. „Es klappt alles sehr gut in der neuen Kreissporthalle. Es gab keine Komplikationen.“ Sehr gut, keine Komplikationen – das hört man selten in Zusammenhang mit Covid-19. Da hält man fast schon wieder verwundert inne.

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