Rhein-Pfalz Kreis Altrip: Brüder organisieren Partyreisen

Es ist ein Knochenjob, aber er macht Spaß, sagen Marc, Massimo und Sascha Bell (von links) über die Partytouren in den Südosten
Es ist ein Knochenjob, aber er macht Spaß, sagen Marc, Massimo und Sascha Bell (von links) über die Partytouren in den Südosten Europas.

«Altrip.»Nach dem Abitur noch mal zusammen wegfahren und richtig Party machen. Das ist in anderen Regionen Deutschlands seit Jahren Tradition. Hier in der Region kommen die Jugendlichen langsam auch auf den Geschmack, den Abschluss einer langen gemeinsamen Zeit zu feiern. Animus Reisen aus Altrip organisiert seit vier Jahren diese Fahrten nach dem Abitur.

Wer den Zwillingen Sascha und Marc Bell (33) beim Aufbruch in den Süden dann „Schönen Urlaub“ wünscht, bekommt meist nur einen vielsagenden Blick. Denn die beiden fläzen sich dort nicht entspannt in die Sonne, sondern kümmern sich darum, dass Jugendliche einen Urlaub verbringen, an den sie sich ihr ganzes Leben erinnern werden. Gemeinsam mit ihrem Bruder Massimo (26) betreiben die beiden in Altrip Animus Reisen – und bieten eben jene hoffentlich unvergesslichen Abschlussfahrten an. Aktuell organisieren sie die Reisen für 2018 und auch schon 2019. Von Mitte Mai bis August sind die Brüder mit den Jugendlichen vor Ort im Vier-Sterne Hotel am Goldstrand in Bulgarien und, bei den jungen Leuten fast noch beliebter, in Apartment-Anlagen in Novalja in Kroatien. Für die Bells und ihre Reiseleiter ist es Knochenarbeit. Aber Spaß macht es ihnen schon, sagen sie.

Rund um die Uhr erreichbar

Die jugendlichen Urlauber haben da ein leichteres Leben in der Sonne. „Gegen Mittag aufstehen, eine Weile am Strand chillen, zur After-Beach-Party gehen, zurück in die Unterkunft, umziehen, Haare schön machen und die Nacht weiter feiern, erst an der All-Inclusive-Bar, dann in Clubs, bis die Sonne über den Bergen aufgeht“, erzählt Sascha Bell. Abwechslungsreich soll das Programm sein – und die Bells wissen, wo die angesagtesten Clubs sind, die besten Schaumpartys am Strand steigen, sie buchen Party-Boote und Star-DJs und organisieren Kneipentouren. Ein bisschen Kultur gibt’s auch, mit Ausflügen zu Sehenswürdigkeiten in der Region. Die Bells und ihre Reiseleiter sind rund um die Uhr erreichbar für die jungen Leute. „Da kann es schon mal sein, dass nachts um halb vier das Telefon klingelt, und einer sich beschwert, dass das Klopapier aus ist“, erzählt Sascha Bell. Im Laufe der vergangenen Jahre habe er festgestellt, dass die Teilnehmer unselbstständiger geworden sind. Und etwas unbelehrbarer. „Wenn wir sagen ,tut das nicht‘, dann machen sie es zwei Stunden später erst recht“, sagt Sascha Bell und erzählt von Wildpinklern am Strand, Schaumpartys im Hotel-Bad und Möchtegern-Rockstars, die ihr Hotelzimmer zerlegen. Oder von der Geschichte mit dem toten Delfin-Baby, das mit ins Hotelzimmer genommen wurde. „Wenn dann die Kacke am Dampfen ist, rufen sie bei uns an. Wir haben schon Leute aus dem Knast geholt, weil die frech zu Polizisten waren“, erzählt Sascha Bell. Aber die Reiseleiter sind gut vernetzt und finden für jedes Problem eine Lösung und eins ist klar: Wer Schaden anrichtet, muss ihn bezahlen, da gibt’s kein Pardon. Aber die meisten Reiseteilnehmer sind friedliches Partyvolk.

Produktmanager für Abireisen

Zusammen am selben Ort sind die Zwillinge Sascha und Marc Bell im Sommer eigentlich so gut wie nie. Und trotzdem kann ihre Ähnlichkeit – als Kinder habe sie nicht mal die eigene Mutter auseinanderhalten können – für Verwirrung sorgen: Es sei nämlich schon vorgekommen, dass Reiseteilnehmer erst den einen in Bulgarien und kurze Zeit später den anderen in Kroatien treffen und sich wundern, wie das möglich ist. 2004 waren Sascha und Marc Bell zum ersten Mal selbst mit einer Jugendreise in Lloret de Mar in Spanien. Cooler Job, den die Reiseleiter da haben, dachten die Zwillinge damals und arbeiteten in den Folgejahren im Urlaub nebenher auch als Reiseleiter bei Jugendreisen. Dann wurde Sascha von einer Hamburger Agentur angesprochen und arbeitete dort als Produktmanager für Abireisen.

Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen

Als der Markt expandierte, holte er Bruder Marc mit ins Boot. 2013 hat es einen Umbruch in der Firma gegeben und die Brüder haben sich in Altrip mit einem eigenen Reisebüro selbstständig gemacht. In einem kleinem Raum haben sie angefangen und schnell expandiert. Nun ist im Animus-Reisebüro in der Rheingönheimer Straße in Altrip im vorderen Raum ein „normales Reisebüro“ untergebracht, in dem die üblichen Urlaubsreisen gebucht werden können. Im Nebenzimmer organisieren die Bells mit drei jungen Mitarbeitern Abireisen und im Winter auch ein paar Ski-Events. Sie suchen immer nach neuen Zielen und Angeboten, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. „Unser Ziel ist es, nicht der größte, sondern der beste Anbieter zu sein“, erzählt Massimo Bell. Die Gruppengröße ist unterschiedlich: zwischen 20 und 100 junge Leute fahren mit. „Irgendwann wird es uns hier auch zu klein und wir müssen uns weiter vergrößern“, sagt Sascha Bell und erzählt von der derzeitigen Suche nach Auszubildenden zum Reisekaufmann, Veranstaltungskaufmann oder Bürokommunikationskaufmann. Die müssen natürlich zu den drei Brüdern und ihrem Angebot passen. Die Wunschkandidaten: „Coole, junge, motivierte Leute mit einer frechen Klappe.“

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