Böhl-Iggelheim „150 plus 1“: Sängervereinigung Iggelheim gibt Jubiläumskonzert

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die beiden Ursprungsvereine die Sängervereinigung, hier ein Foto von 1951.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die beiden Ursprungsvereine die Sängervereinigung, hier ein Foto von 1951.

Mit einem Konzert feiert die Sängervereinigung Iggelheim ihr 150-jähriges Bestehen. Dem derzeitigen Wandel in der Chorlandschaft mit schwindenden Mitgliederzahlen begegnet man mit zwei gut aufgestellten Kinderchören.

Not macht erfinderisch. Wenn wegen einer Pandemie ein Konzert zum 150-jährigen Bestehen nicht möglich ist, wird die Jubiläumsveranstaltung eben ein Jahr später unter dem Motto „150 plus 1“ nachgeholt. Umso mehr Zeit hatten die Chöre der Sängervereinigung Iggelheim, die Lieder für das vielfältige Programm zu proben. „Wir gehen davon aus, dass es richtig gut wird“, sagt der erste Vorsitzende Richard Croissant mit Blick auf den großen Abend. „Wir geben unser Bestes.“

„Wir“ – das ist die große, aus vier Chören bestehende Sängerfamilie. Bis vor Kurzem waren es noch fünf, doch da der Männer- und der 1999 gegründete Frauenchor vor allem aus Altersgründen geschrumpft waren, wurden beide Anfang des Jahres zum Gemischten Chor zusammengelegt. „Ich denke, die Traditionschöre werden irgendwann verschwinden“, sagt Croissant und fügt hinzu: „Das ist der Lauf der Zeit.“ Dennoch hat er die Hoffnung, dass der Gemischte Chor unter der Leitung von Thomas Herberich weiterhin neue Mitglieder für sich gewinnen kann. Vor allem Tenöre seien sehr willkommen, sagt der Vorsitzende.

Mitglieder langfristig halten

Mit etwa 25 Sängerinnen und Sängern wird der Modern Chor „Sandy Lane“ unter seinem Dirigenten Christian Wohlert auf der Bühne stehen. Langfristig setzt der Verein darauf, dass der Nachwuchs aus den eigenen Reihen in einigen Jahren ebenfalls bei „Sandy Lane“ singen wird. Die Chancen dafür stehen gut, denn gerade die beiden Kinderchöre haben in den vergangenen zwei Jahren einen starken Zulauf erlebt – trotz der Pandemie. Sowohl die jüngeren „Igglemer Spatze“ als auch die älteren „Songbirds“ werden von Tracy Plester geleitet. Und knapp 40 der Jungen und Mädchen zwischen drei und 15 Jahren werden auch beim Jubiläumskonzert dabei sein – teils mit eigenen Liedern, teils gemeinsam mit den beiden Erwachsenen-Chören.

Begehen den 150. Geburtstag der Gesangvereine mit einem Jahr Verspätung: Richard Croissant und Gerhard Saur (rechts).
Begehen den 150. Geburtstag der Gesangvereine mit einem Jahr Verspätung: Richard Croissant und Gerhard Saur (rechts).

Als sich im Jahr 1871 die ersten Sänger – damals waren es ausschließlich Männer – in Iggelheim zu einem Verein zusammenschlossen, taten sie dies noch als Gesangverein „Eintracht“. Und wie in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen 1996 zu lesen ist, waren die Aufnahmeregeln für weitere Sangeswillige recht streng. „Wer als aktives Mitglied aufgenommen werden wollte, musste sich durch den Dirigenten einer Stimmprüfung unterziehen“, heißt es da. Und mit dem Eintritt verpflichtete man sich zum pünktlichen Besuch der Singstunden. Wer zu spät kam, musste einen kleinen Betrag in die Vereinskasse zahlen.

Teil des Dorflebens

Fortan gehörte der Gesangverein „Eintracht“ fest zum Dorfleben dazu, gestaltete Konzerte und Veranstaltungen mit und bereicherte das gesellschaftliche Leben durch eigene Feste und Ausflüge. Während über diese Aktivitäten aus den Protokollen Vieles bekannt ist, gibt es über den 1905 in Iggelheim gegründeten Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn“, den zweiten Ursprungsverein der Sängervereinigung, nur wenige belegbare Informationen. Sicher ist jedoch, dass das bis dahin rege Vereinsleben mit dem Verbot der Arbeitergesangvereine 1933 abrupt zum Erliegen kam. „Frohsinn“-Sänger wurden zwar im Gesangverein „Eintracht“ aufgenommen, doch durch den Krieg endete 1940 dann vorerst jegliche Sangestätigkeit.

Der Gesangverein Frohsinn im Jahr 1921.
Der Gesangverein Frohsinn im Jahr 1921.

1947 fanden sich erneut Männer zusammen, die den Gesangvereinen neues Leben einhauchen wollten. „Aber unter der französischen Militärregierung war jeweils nur ein Verein zugelassen“, erklärt der Geschäftsführer der Sängervereinigung, Gerhard Saur. So schlossen sich der ehemalige Gesangverein „Eintracht“ und der Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn“ zur Sängervereinigung Iggelheim zusammen, die seither die Jahreszahlen 1871/1905 im Namen trägt.

Bunte Liederauswahl

Von 37 Gründungsmitgliedern ist der Verein bis heute auf gut 400 Mitglieder angewachsen. Im Sängerheim an der Sandgasse haben diese seit 1958 ihr Domizil. Dort finden regelmäßig die Proben, aber auch Feste wie das bei den Einwohnern äußerst beliebte „Weihnachten im Hof“ statt. Bei Feierlichkeiten im Ort, wie zum Beispiel dem Lätare-Umzug, sind die Mitglieder ebenfalls regelmäßig vertreten.

Zu ihrem Jubiläumskonzert möchte die Sängervereinigung die katholische Kirche in Iggelheim mit Musik erfüllen. Geboten wird ein breites Repertoire von sakralen Stücken über deutsche Lieder bis zu bekannten Pop-Songs. Und auch die drei Dirigenten haben eine Überraschung für das Publikum vorbereitet. Richard Croissant ist sich sicher: „Da ist für jeden etwas dabei.“

Noch Fragen?

Das Jubiläumskonzert der Sängervereinigung findet am Freitag, 18. November, in der katholischen Kirche Iggelheim, Taubenstraße, statt. Beginn ist um 19 Uhr. Karten zum Preis von 15 Euro gibt es im Vorverkauf bei Richard Croissant unter Telefon 06324 966535 oder an der Abendkasse. Kinder bis 14 Jahre sind frei. Weitere Informationen zur Sängervereinigung gibt es im Internet unter www.saenger-iggelheim.de.

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