Rhein-Pfalz Kreis Überall lauert Gefahr

Die Mannheimer Neckarwiese ist in der warmen Jahreszeit ein beliebter Treffpunkt. Grillfans sorgen immer wieder für Probleme.
Die Mannheimer Neckarwiese ist in der warmen Jahreszeit ein beliebter Treffpunkt. Grillfans sorgen immer wieder für Probleme.

«Mannheim.» Maik Weickert geht an einem lauen August-Abend plötzlich unsanft zu Boden. Ehe er sich versieht, ist er in einen Ringkampf auf der Neckarwiese verwickelt. Ein junger Mann war gerade aus dem Gebüsch gesprungen, um den 37-jährigen Ordnungsdienst-Mitarbeiter anzugreifen. Weickert und ein Kollege waren eigentlich nur auf einem routinemäßigen Kontrollgang in der Mannheimer Neckarstadt, als die Situation auf diese Art eskalierte. Die beiden Ordnungskräfte der Stadt waren auf die Wiese aufmerksam geworden, weil dort ein Lagerfeuer brannte. Das zu entzünden, ist an dieser Stelle verboten. Viele stört das aber wenig. „Als wir darauf zugegangen sind, wurden wir ohne Vorwarnung aus einem Gebüsch heraus sofort von einem jungen Mann angegriffen“, berichtet Weickert. Es habe sich ein heftiger Kampf entwickelt. Dabei sei er zusammen mit dem Angreifer in die Ufersteine gestürzt, erzählt der 37-Jährige. Dieser habe auch dort noch versucht, ihn zu würgen. Zu zweit sei es schließlich gelungen, dem Mann Handschellen anzulegen und solange festzuhalten, bis die Polizei eintraf. Wie Weickert später erfahren habe, hatte der gambische Asylbewerber 1,7 Promille Alkohol und Drogen intus, sagt er. „Insgesamt ist der Ton auf der Straße rauer geworden. Es wird gleich losgeschimpft, auch bei Kleinigkeiten“, berichtet er. Etwa wenn er Radfahrer in der Fußgängerzone auffordere, vom Rad zu steigen. Weickerts Erfahrung ist kein Einzelfall. Die Angriffe auf Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Kommunalem Ordnungsdienst haben in Mannheim im vorigen Jahr um rund 20 Prozent zugenommen. Eine Rolle bei dieser Entwicklung spielte auch der sehr lange und warme Sommer, wie Polizeipräsident Thomas Köber sagt. „Wenn viel draußen gefeiert wird, passiert auch mehr“, lautet seine Erklärung. Allein bei den Attacken auf Polizeibeamte sei im Vergleich zum Jahr 2017 ein Zuwachs von 201 auf 242 Fälle zu verzeichnen gewesen, berichtet Köber. Ein negativer Trend lässt sich allgemein für Behördenpersonal beobachten. Kräfte des Ordnungsdiensts sind davon offenbar ebenso betroffen wie Rettungsdienst-Mitarbeiter. Statistisch erfasst werden diese Vorfälle anhand der Opferzahlen. Gab es in Mannheim im Jahr 2013 insgesamt noch 305 Opfer, stieg die Anzahl der Betroffenen bis 2017 auf 452 an. Im vergangenen Jahr wurden 532 Opfer strafbarer Handlungen registriert. Dazu zählen neben Körperverletzungen auch Beleidigungen und Bedrohungen. Betroffen waren davon zwölf Angehörige von Rettungsdiensten und acht Ärzte. In gut der Hälfte aller Fälle war Alkohol im Spiel. Die Stadt spricht von einem „generell steigenden Aggressionspotenzial und zunehmend mangelndem Respekt gegenüber Uniformträgern“. Um den Trend zu stoppen, setzt die Polizei auf mehr Technik. Seit Kurzem gehen Polizeibeamte in der Quadratestadt mit Körperkameras auf Streife. Wie erste Erfahrungen zeigten, sorgen die an den Uniformen befestigten laufenden Kameras für mehr Zurückhaltung im Verhalten gegenüber den Beamten, heißt es seitens der Polizei.

Knochenjob: Mitarbeiter von Ordnungsämtern werden mehr und mehr zur Zielscheibe von Frust und Aggressionen.
Knochenjob: Mitarbeiter von Ordnungsämtern werden mehr und mehr zur Zielscheibe von Frust und Aggressionen.
x