Vinningen Wolfgang Fritz: Malerei zwischen Wasser und Feuer
Die Kulturbeauftragten Helma Terres und Steffi Sieber hatten sich Fritz speziell für den Auftakt ausgesucht. Für den Künstler selbst war es eine willkommene Gelegenheit, sich dem dortigen Publikum mit neuen Arbeiten zu präsentieren, die sich fundamental von denen unterscheiden, die er vor 25 Jahren dort zeigte. Fritz war der Erste, der in der Alten Kirche ausstellte. Damals präsentierte er seine Farbfeldmalerei. Alles wat sehr konkret und mit entsprechend intellektuellem Überbau als rein geometrisch-mathematische Komposition. Konträr dazu schwelgt der Langmühler in der aktuellen Ausstellung in regelrecht barocken Farbkompositionen.
„Im Fluss“ ist der Titel der Ausstellung. Dazu passend hatten Terres und Sieber den aus Niedersimten stammenden Musiker Christof Heringer mit seinem Trio in die Alte Kirche geholt. Zusammen mit Jan Oestreich am Kontrabass und dem Zweibrücker Uli Gessner am Schlagzeug servierte der Pianist Heringer Eigenkompositionen wie „Der Jongleur“ und Interpretationen von Johann Sebastian Bach, die sich akustisch in dem früheren Kirchengemäuer wunderbar entfalten konnten.
Spiegelungen
Den Ausstellungstitel hatte Fritz gewählt, da sich seine neue Malerei praktisch aus dem Farbfluss ergeben hat. Gerade die ganz neuen Gemälde wirken auf den Betrachter, als wenn der Künstler die Oberfläche eines Gewässers abgemalt hätte. Es könnte auch die Spiegelung eines Sees sein, die im „Seh-Stück“ zu erkennen ist, eines der 33 Werke, die in der Kirche ausgestellt werden. Fritz versichert aber, dass er kein konkretes Wasser abgemalt habe und die Assoziation eher zufällig sei.
Bei den drei Werkgruppen, die Fritz vorstellt, handelt es sich in um Arbeiten, bei denen er chemisch-physikalische Besonderheiten der Farbe oder des Rauchs ausnutzt, um besondere Bildeffekte zu erzielen.
Marmorierungen
Die im Kirchenraum zu sehenden Arbeiten sind reine Fließbilder, die manchmal an Marmorierarbeiten erinnern, wie sie früher von Buchbindern gerne verwendet wurden. Mit dem Unterschied, dass Fritz das Format bis auf zwei Meter vergrößert hat.
Die in den Obergeschossen des Kirchturms aufgehängten Bilder stammen aus der Serie der Rotationsbilder. „Centrifu“ ist der Titel einer Gruppe dieser Bilder. Er verrät, wie die Arbeiten entstanden sind. Auf der Töpferscheibe von Fritz’ Frau Eva Schmenger hat der Künstler die Leinwände rotieren lassen – und die Farben entsprechend ineinander laufen lassen. Was sich einfach anhört, aber mit Sicherheit einiges an Experiment und Übung erforderte, um die feinen Bildwirkungen zu erzielen, die nun in Vinningen bestaunt werden können.
Rauchzeichen
Im obersten Geschoss des Turms finden sich die ältesten Arbeiten dieser Ausstellung, die Fritz 2014 gestaltete. „Rauchzeichen“ und „Feuerzeichen“ nennt er diese Serien . Auch hier hat er einen sprechenden Titel gewählt, der klar stellt, dass die Bilder nur mit Rauch und Feuer gemalt wurden.
Allen Gemälden gemein ist die Darstellung von Naturstrukturen. Auf den Rotationsbildern glaubt der Betrachter die Jahresringe von Bäumen erkennen zu können. Die Fließbilder wirken wie die Oberfläche von Gewässern oder wie Zellstrukturen, durch das Mikroskop betrachtet. Das Prozesshafte dieser Art von Kunst sei ihm wichtig, erzählt Fritz. Die Arbeiten wirken auch, als ob sie immer noch im Prozess sind, die Bewegung nicht aufgehört hat.
Ausstellung
- Wolfgang Fritz: „Im Fluss“, Malerei, Mischtechniken 2014-2022, Vinningen. Kulturzentrum Alte Kirche, bis 12. Juni. Der Eintritt ist frei.
- Konzerte: immer sonntags von 15 bis 17 Uhr. Den Schlusspunkt setzt Christof Heringer am Sonntag, 12. Juni. 18 Uhr. Dann spielt er Stücke von Bach, Debussy, Miles Davis und eigene Kompositionen mit spanischem Einschlag.