Pirmasens WHG Rahn: Zufall führt Regie
Die Nachricht vom Verkauf der WHG Rahn kam unerwartet und machte die 101 Mitarbeiter am Freitag erst einmal sprachlos. Seit Juli 2018 hatten der neue Besitzer Roland Hovestadt sowie Jörg Rahn und dessen kürzlich verstorbener Vater Klaus Rahn im Stillen verhandelt. Nichts war nach außen gedrungen. Als den Beschäftigten am Freitag der neue Chef vorgestellt wurde, „haben natürlich nicht alle Hurra geschrien“, sagt Jörg Rahn. Erst der Tod des Seniorchefs, dann der Verkauf der Firma: Die Mitarbeiter hätten gerade ein „doppeltes Päckchen“ zu tragen, meinte Hovestadt gestern gegenüber der RHEINPFALZ. Deshalb will er jetzt zunächst Ruhe in die Firma bringen, die Mitarbeiter sollen merken, dass sich nichts dramatisch verändere und die Arbeit weiterlaufe wie bisher. Ein externer Berater hatte den Kontakt zwischen WHG Rahn und Hovestadt hergestellt. Da es in seiner Familie keinen Nachfolger gibt, habe er sich mit professioneller Hilfe auf die Suche nach einem Käufer gemacht, sagt Rahn. Erste Gespräche mit Hovestadt seien im Juli 2018 geführt worden, schnell sei klar geworden: „Das ist der richtige Mann“. Für Hovestadt war es ein „Zufallstreffer“, er kannte bis dato das familiengeführte Unternehmen für Heizung-, Sanitär-, Lüftungs- und Klimatechnik aus Pirmasens gar nicht. Für Hovestadt ist WHG Rahn das erste Unternehmen, das er als Inhaber führt. „Es war eine Reifeprozess, ich habe nicht gezielt einen Handwerksbetrieb gesucht“, sagt er. Auch in der Stahlbranche, in der er schon in verantwortlicher Position gearbeitet hat, schaute er sich um. Aber: „Ich habe eine Affinität zu gutem Handwerk jeglicher Art“. In WHG Rahn habe er eine Firma gefunden, „wie ich sie mir selbst vorstelle“. Also habe er zugegriffen, statt einen anderen Betrieb zu kaufen, den er erst hätte umbauen oder sanieren müssen. Studiert hat Hovestadt Metallurgie und Werkstofftechnik, hinzu kommt eine kaufmännische Ausbildung. Bislang arbeitete er als Manager im In- und Ausland, unter anderem als Geschäftsführer der Homburger Recyclingfirma SRP Saarländische Rohprodukte GmbH. Dass der neue Chef nicht aus der Branche kommt, muss kein Nachteil sein. „Ich finde das gut, er hat den Blick von außen auf die Firma“, sagt Jörg Rahn. Und Hovestadt ergänzt: Mit seinen bisherigen Erfahrungen als Manager werde er das Unternehmen weiterentwickeln können. Hovestadt wohnt mit Frau und vier Kindern in Karlsruhe. Ein Umzug der Familie nach Pirmasens ist vorerst nicht geplant, allerdings wird sich der neue Firmenchef am Horeb eine Bleibe suchen. „Ich werde nicht pendeln, sondern die Woche über hier sein“, sagte er gestern. Der Pirmasenser Handwerksbetrieb hat im vergangen Jahr „knapp zwölf Millionen Umsatz“ erzielt, sagt Jörg Rahn. Wegen des Inhaberwechsels „wäre ich froh, wenn wir diesen Umsatz halten“, meint Hovestadt. Aber grundsätzliches Ziel sei natürlich, den Umsatz des Unternehmens weiter auszubauen. Und dieses Ziel soll mit den bisherigen Mitarbeitern erreicht werden. „Alle 101 Beschäftigten werden mit unveränderten Arbeitsverträgen übernommen“, teilten Rahn und Hovestadt mit. Der Wechsel vollziehe sich ausschließlich an der Führungsspitze. Wobei Jörg Rahn dem neuen Inhaber voraussichtlich bis Herbst beratend zu Seite stehen wird. „Es liegt mir am Herzen, dass der Übergang klappt“, sagte der 53-Jährige. Und ab Herbst? Er könne sich vorstellen, eine Beratertätigkeit für Handwerksbetriebe auszuüben, sagt Rahn.