Pirmasens Was Schüler beim Aufräumen im Wald alles finden
„Wir haben eine Leiche gefunden“, schallte es aus dem Wald am Eisweiher. Einen Moment spiegelte sich Entsetzen in den Gesichtern der rund zwölfjährigen Jungen und Mädchen, die sich mit hellorange leuchtenden Handschuhen und blauen Säcken auf die Suche nach Weggeworfenem gemacht hatten. Doch bevor die zarten Schüler Schaden an ihrer Psyche nehmen konnten, klärte Thomas Reinhold, Lehrer für Naturwissenschaften am Hugo-Ball-Gymnasium seine Schützlinge schnell auf.
Ja, tot sei das schon, was er selbst abseits des Weges unter einer fast noch roten Plane gefunden hatte, allerdings sei die „Leiche“ eher ein kleiner Hund oder ein großer Hase, „stark verwest“, wie Reinhold anfügte, der da im Wald begraben worden war. Er ließ nicht zu, dass sich seine Schüler dem Fund näherten. Und so war schon bald die „Leiche“ vergessen und der eigentliche Zweck des Waldspaziergangs im Spesbachtal rückte wieder in den Vordergrund: die Suche nach achtlos weggeworfenem oder gar gezielt entsorgtem Unrat.
Manchmal wird’s eklig
Immer wieder wurden die Mädels und Jungs der Klasse 6 a am „Hugo“ (leider) fündig. Die rund ein Dutzend mitgeführten Säcke füllten sich recht schnell mit unzähligen Plastikteilen, Glas- und Plastikflaschen. „Es macht einfach Spaß, der Umwelt zu helfen“, sprudelte es aus Sophie hervor. Selbst wenn sie mit ihrer Familie auf dem Felsenwanderweg bei Rodalben spazieren gehe, sammele sie den Müll anderer Leute auf.
„Manchmal finde ich es allerdings auch ein bisschen eklig“, rümpfte derweil Nele die Nase. Und Filippa bemängelte, „dass die Leute den Müll einfach hinschmeißen, obwohl in der Nähe ein Mülleimer steht“. Und wirklich alle Schüler und Schülerinnen sind mit sehr viel Eifer bei der Sache. Immer wieder haben sie wenige Meter abseits der Wege rund um den Eisweiher „Erfolg“ bei ihrer Suche.
Spende fürs Tierheim
Luca scheint einen siebten Sinn zu haben, wo sich Weggeworfenes befindet. Immer wieder kehrt er von seinen kurzen Trips in den Wald mit Fundgut zurück. „Der hat Adleraugen“, lobt Reinhold den Schüler. Dicke Brocken, wie etwa ein Fahrrad oder Autoreifen, wie sie in den Vorjahren gefunden worden waren – so berichtete Nils Klein der stellvertretende Klassenleiter der 6 a – standen dieses Mal nicht auf der Fundliste. Das Highlight auf der Saubermachtour war, insbesondere für die Jungs, der Fund eines älteren, aber dennoch voll intakten Fußballs. Dieser verkürzte den Schülern während einer Pause die Zeit, ehe er in einem blauen Sack verschwinden musste. Apropos Ball: Auch Camilla war fündig geworden. Sie fand ein Hundespielzeug, einen an einer Schnur befestigten Ball. Den werde sie allerdings nicht entsorgen, sagte sie, sondern im Tierheim zur weiteren Verwendung abgeben. Nach gut zwei Stunden „mit einer sehr guten Gruppendynamik“, so Klein, ging es für die Klasse, wie auch ihre Parallelklassen zum Beckenhof, wo ein „Flääschkesweck“ zur Stärkung und Belohnung gereicht wurde.
Info
Sie ist ein Dauerbrenner: die Aktion „Saubere Landschaft“. Sie fand in der vorigen Woche, von Dienstag bis Samstag bereits zum 52. Mal statt. Insgesamt 510 Schüler (19 Schulklassen) durchstreiften, bewaffnet mit blauen Säcken und Handschuhen, die Naherholungsgebiete in und um Pirmasens. Und sie wurden (leider) fündig. Von rund 1,6 Tonnen Unrat befreiten die Kinder des Immanuel-Kant- und des Hugo-Ball-Gymnasiums sowie der Realschulen Landgraf-Ludwig und Käthe-Dassler das Grün auf Pirmasenser Gemarkung von Dreck.
Dabei wurde beispielsweise ein Kühlschrank, eine Kühltruhe, zahlreiche kleinere Haushaltsgeräte, Zaunreste und Autoteile (Radkappen), ein mehr als zwei Meter langes Rohr und vor allem immer wieder überaus zahlreiche Flaschen und Dosen eingesammelt. Auch OB Markus Zwick war bei der Abschlussveranstaltung am Samstag gemeinsam mit seinem Sohn fleißig als Müllmann dabei.
„Wir haben in diesem Jahr mit 1,6 Tonnen so wenig Müll gesammelt wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr“, zog er sein Fazit. Das gebe doch Hoffnung. Mit im Saubermannteam waren Stadträte der CDU, der AfD und der Grünen, der Jugendfeuerwehr und der Pfadfinder.
Florian Kemkes, der Leiter des Forstamtes Westrich berichtete indes von mehr Müll, die seine Arbeiter in diesem Jahr bereits aus dem Wald geholt hätten. Insbesondere „Grünzeug und Bauschutt wird vermehrt illegal“ in den Wäldern abgeladen, informierte er.
1971 hatten der damalige Oberforstrat Lothar Kempf und Oberbürgermeister Karl Rheinwalt das Projekt ins Leben gerufen. Nur 2020 verhinderte Corona die Aktion „Saubere Landschaft“.