Pirmasens Vor 80 Jahren: 49 Pirmasenser Juden werden nach Gurs deportiert

Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums haben bei Workshops des Stadtarchivs das Schicksal der Pirmasenser Jüdin Emma August recher
Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums haben bei Workshops des Stadtarchivs das Schicksal der Pirmasenser Jüdin Emma August recherchiert, die nach Gurs deportiert wurde und dort verstarb.

Der Jahrestag der Deportation süddeutscher Juden nach Gurs jährt sich am Donnerstag, 22. Oktober, zum 80. Mal . Über 6500 Juden aus der Pfalz, Baden und dem Saarland wurden damals in das französische Internierungslager verschleppt – darunter auch zahlreiche Pirmasenser Mitbürger jüdischen Glaubens.

Aus der Pfalz waren mehr als 800 Menschen für die Deportation vorgesehen. Auch Juden, die in Pirmasens geboren waren und/oder hier wohnten, wurden dorthin abgeschoben. Nach den gemeinsamen Recherchen des Arbeitskreises „Geschichte der Juden in Pirmasens“ und dem Pirmasenser Stadtarchiv wurden insgesamt 49 Pirmasenser Juden nach Gurs deportiert. Nur wenige überlebten die Internierung, viele starben entweder vor Ort oder kamen von Gurs aus in weitere Internierungs- und Vernichtungslager. Näheres zum Schicksal der Deportierten erfahren Interessierte auf den Seiten des Gedenkprojekts der Stadt Pirmasens unter: www.primasens.de/gedenken. Die Stadtverwaltung bittet Mitbürger, die selbst etwas über das Schicksal der Personen wissen oder noch Erinnerungen an die Personen haben, sich mit dem Stadtarchiv in Verbindung zu setzen.

Gestorben sind:

In Gurs verstarben: die Eheleute Moritz Moses und Bertha Alexander, geboren 1855 und 1859; Emma August, geboren 1885; Helene Baer, geboren 1856; Emilie Blum, geboren 1866; Johanna Dreifus(s), geboren 1859; Robert Drexler, geboren 1860; Joseph Julius Kahn, geboren 1862; Henriette Metzger, geboren 1857 und Emil Scheuer, geboren 1881.

Das Lager Gurs um 1940, Repro: weo,
Pirmasens

Deportation vor 80 Jahren: Unsägliche Zustände im Lager Gurs

Aus Gurs in weitere Internierungs- und/oder Vernichtungslager deportiert wurden: die Eheleute Siegfried und Margarethe (Grete) Basnizki, geboren 1889 und 1898; Bertha Beiersdorf, geboren 1879; Klara Hilda Auguste Blum, geboren 1899; Emilie (Milly) Dannheiser, geboren 1891; Friederike Meta Fey, geboren 1900; Hedwig Jacob/Jakob, geboren 1895; Regina Joseph, geboren 1887; Susanne Kahn, geboren 1865; Herbert Katz, geboren 1909; Isidor Kern, geboren 1884; die Eheleute Arthur und Irma Koblenzer, geboren 1874 und 1893; die Eheleute Bernhard und Elsa Kohlmann, geboren 1884 und 1889, sowie ihre Söhne Herbert und Werner Kohlmann, geboren 1927 und 1925; Bertha Levy, geboren 1888; Max (Markus) Levy, geboren 1863; Robert Mayer, geboren 1885; Henriette Metzger, geboren 1857; Hedwig Moses, geboren 1906; Hedwig Neu, geboren 1884; Salomon Roelen, geboren 1878; Amalia Samuel, geboren 1906; Emil Scheuer, geboren 1881; Otto Schohl, geboren 1874; Eugen Simon, geboren 1889; Thekla Stern, geboren 1897; Emilie Trautmann, geboren 1896; Eugenie(a) Weil, geboren 1888.

Überlebt haben:

Überleben konnten: Gisela Alexander, geboren 1897; Paula Dreifus, geboren 1905; Irma Freudmann, geboren 1910; Hedwig Adelina Fuchs, geboren 1897, und Emil Schwarz, geboren 1882.

Als Quellen für die Recherche dienten neben den Beständen des Stadtarchivs das Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945“ des Bundesarchivs sowie die Ausarbeitung „Pfälzer Juden und ihre Deportation nach Gurs“ von Roland Paul. Im Rahmen des Pirmasenser Gedenkprojekts wird bereits einigen der Deportierten, Gestorbenen und Ermordeten im Stadtbild von Pirmasens gedacht.

Kant-Schüler recherchieren Schicksal von Emma August

Anlässlich des Jahrestags der Deportation veranstaltete das Stadtarchiv Workshops mit dem Schwerpunkt Gurs. Zunächst im März mit der Matzenbergschule und im August und September mit dem Immanuel-Kant-Gymnasium. Eine besondere Einheit für die Schüler der Förderschule Matzenberg lag in der Lektüre von Briefen aus dem Lager. Die Schüler verfassten eigenständige Briefe, die den Alltag des Lagers, aber auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen zum Thema hatten.

Die rund 30 Schüler des Kant-Gymnasiums recherchierten das Schicksal von Emma August, die in der Bahnhofstraße 10 in Pirmasens wohnte. Sie war eine Dienstmagd, die ursprünglich aus Illingen stammte, wo auch ihre Familie wohnte. Nach ihrer Deportation am 20. Oktober 1940 verstarb sie bereits im Januar 1941 im Alter von nur 55 Jahren in Camp de Gurs. Die Recherchen ergaben, dass auch einer ihrer Brüder zu Tode kam. Er wurde im Euthanasieprogramm der Nazis ebenfalls 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Ebenfalls recherchiert wurde das Schicksal der Geschwister Rauner, deren Eltern in der Hauptstraße von Pirmasens eine Konfektionsartikelhandlung betrieben. Alle drei Töchter Bertha, Hedwig und Klara Hilde Auguste wurden nach Gurs deportiert und später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

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