Pirmasens Vom Leben in der Gosse der modernen Musikindustrie
In Zweibrücken ist es über all die Jahre des Festivals Euroclassic zur Tradition geworden, auch Konzerte ins Programm aufzunehmen, die mit Klassik im eigentlichen Sinn wenig gemein haben. Angelo Branduardi oder Nina Hagen sind Beispiele der vergangenen Jahre, 2014 gefolgt unter anderem von „The Les Clöchards“ am 8. Oktober.
Die „The Les Clöchards“ haben sich 2005 als Straßenmusikband gegründet und sind seitdem quer durch Europa im Wohnwagen unterwegs. Sie orientieren sich in Sachen Qualität am Beispiel eines französischen Camemberts: je reifer, desto besser. Nach drei Jahren Straßenmusik auf unzähligen mediterranen Boulevards und etwa 15.000 verkauften Exemplaren ihrer Platten wurde die Straße gegen die Bühne ausgetauscht: die Band spielte in den letzten Jahren über 350 Konzerte in Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Sei es auf dem Sonnendeck einer elitären Luxusjacht in St. Tropez, einem Comedy-Stüberl in Hintertupfingen, einem Bikerfestival von Harley Davidson in Ischgl, einer schwäbischen Stadthalle, einem verrauchten Kellerclub oder der edlen Genfer Filmpreisverleihung – die „The Les Clöchards“ spielen überall. 2012 waren sie im bayrischen Fernsehen bei der Verleihung Kabarettpreises zu sehen sowie mit 30 Konzerten auf dem Fringe-Festival in Edinburgh vertreten, wo sie sowohl das schottische Publikum als auch die Kritiker überzeugten, die sich in der englischen Presse zu Beschreibungen wie „ausdrucksstarke Musikalität“ („The Herald“), „eine außergewöhnliche Art von Chaos“ und „die beste Comedy seit Sasha Barons ,Borat’“ („Festmag“) hinreißen ließen. Statt mit verzerrten Gitarren punkten „The Les Clöchards“ mit tollkühnen Tanzeinlagen, Gesichts- und Instrumentalakrobatik, einem Schlagzeug aus Müll, einer alten Heimorgel, einer verbeulten Metallgitarre, einem löchrigen Kontrabass und Anzügen, bei denen gestreift mit geblümt kombiniert wird. Mit ihrer Musik-Show „Dirty but Nice“ erzählen die fünf „Schaumusiker“, wie sich selbst nennen, augenzwinkernd und mit viel Musik- und Sprachwitz vom Leben in der Gosse der modernen Musikindustrie. (han)