Pirmasens Viele Anfragen bei Jobcenter durch Krieg und Krise

Das Pirmasenser Jobcenter hat viel zu tun infolge von Krieg und Krise.
Das Pirmasenser Jobcenter hat viel zu tun infolge von Krieg und Krise.

Der Jobcenter-Leiter Peter Schwarz hätte am Montag eigentlich deutlich sinkende Zahlen der Leistungsempfänger verkünden können. Der Ukrainekrieg und die vielen Flüchtlinge in Pirmasens haben das jedoch verhindert. Das Jobcenter befindet sich stattdessen im „Dauerkrisenmodus“.

Der Knick in der Jobcenter-Statistik ist klar im Mai mit der Flüchtlingswelle aus der Ukraine zu sehen. Seitdem sind die Flüchtlinge aus dem Land direkt dem Jobcenter zur Versorgung und Vermittlung zugeordnet. Aktuell gibt es in Pirmasens 2503 Bedarfsgemeinschaften und 3274 erwerbsfähige Leistungsbezieher. Wobei darunter auch Jugendliche ab 15 Jahren fallen, die rein theoretisch arbeiten könnten.

Ukrainekrieg lässt Zahlen wieder steigen

Bei den Bedarfsgemeinschaften hatte Schwarz im vergangenen Jahr gehofft, auf weniger als 2400 zu kommen. Im Mai waren es bereits nur noch 2410 Bedarfsgemeinschaften, die jedoch dann wegen des Ukrainekrieges auf 2555 hochschnellten. Von den aktuell in Pirmasens lebenden 650 Menschen aus der Ukraine sind 513 beim Jobcenter im Bezug. 171 davon sind Kinder unter 15 Jahre. Die Mehrzahl, 237 Personen, sind im Alter von 25 bis 54 Jahren. Der Frauenanteil liegt bei knapp 70 Prozent. „Wir haben viele Alleinerziehende“, so Schwarz am Montag bei seinem alljährlichen Arbeitsmarktbericht im Hauptausschuss.

Nicht mehr so lange Wartezeiten wie 2015

Viele davon finden sich bereits in Integrationskursen, für die es zwar Wartelisten gebe, aber bei weitem keine so langen Wartezeiten wie in der Flüchtlingskrise 2015, wie Oberbürgermeister Markus Zwick betonte. 23 der ukrainischen Flüchtlinge seien bereits in Arbeit vermittelt worden, was in den meisten Fällen Hilfsarbeiterjobs seien, die keine großen Sprachkenntnisse erforderten, so Schwarz, der jedoch auch von Fällen von Programmierern berichten konnte, die sich mit Englisch im neuen Beruf in Pirmasens gut verständigen könnten.

Grundsätzlich habe sich die Eröffnung des Amazon-Betriebs in Kaiserslautern mit 36 vermittelten Pirmasensern aus dem Jobcenter gut auf die Vermittlungsquote ausgewirkt, freute sich Schwarz. Der Arbeitsmarkt in der Region sei noch gut aufnahmefähig, weshalb er wegen der Ukraineflüchtlinge nicht bange ist.

Fachkräftemangel als großes Thema

Ein großes Thema in den Betrieben der Region sei der Fachkräftemangel. Konträr dazu verlaufen die Ausbildungsbemühungen des Jobcenters. Während in früheren Jahren bis zu 144 Kunden des Jobcenters mit Umschulungen, Ausbildungen oder Teilqualifizierungen fit für den Arbeitsmarkt gemacht wurden, waren es 2022 nur noch 69. Das waren sogar fast 30 weniger als in den Coronajahren 2020 und 2021. Schwarz führt den Rückgang aber dennoch auf Corona zurück. Die Kunden, die für eine Ausbildung in Frage kämen, hätten sich aus Angst vor Corona zurückgezogen.

Das Jobcenter selbst steht aktuell stark unter Druck. Die Kunden seien wegen Inflation und Energiekrise sehr beunruhigt. Die Anzahl der Telefonanrufe habe aktuell um 64 Prozent zugenommen. Es gebe immensen Beratungsbedarf.

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