Pirmasens „Träumen kann ich ziemlich gut“

Johanna Ruppert, die Zweibrückerin im Festivalorchester
Johanna Ruppert, die Zweibrückerin im Festivalorchester

Neben den Geschwistern Anna Theresa, Valentin und Julian Steckel aus Pirmasens vertritt Johanna Ruppert aus Zweibrücken die Südwestpfalz im Euroclassic Festivalorchester beim bereits ausverkauften Konzert am Sonntag, 3. September, 18 Uhr, in der Pirmasenser Festhalle. Johanna Ruppert ist die Tochter des Zweibrücker Geigers Martin Ruppert, der Mitglied des Staatsorchesters Saarbrücken ist. 2010 gewann sie den ersten Preis im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, war Stipendiatin der Lenker Sommerakademie (Schweiz) und der Dartington Summerschool (England). Mit Johanna Ruppert, die bereits zum dritten Mal im Festivalorchester mitwirkt, sprach Christian Hanelt.

Was bedeutet es Ihnen, im Euroclassic-Festivalorchester zu spielen?

Im Euroclassic-Festivalorchester mitzuspielen, ist jedes Jahr ein tolles Erlebnis. So viele junge, fantastische Musiker von überall her und das quasi in meiner Heimat. Das ist eine besondere Kombination und tolle Leistung der Familie Steckel. Ich bin sehr froh, dabei sein zu können. Kennen Sie die Kollegen, mit denen Sie dort musizieren werden? Teilweise ja, aber es sind auch jedes Jahr wieder neue Musiker dabei. Wie kam der Kontakt zustande? Die Eltern der Steckel-Geschwister haben ein Konzert von mir bei der Mozartgesellschaft in Zweibrücken gehört. Daraufhin haben sie mich für das kommende Jahr gefragt ob ich im Festivalorchester mitspielen möchte. Leider konnte ich nicht, ab dem folgenden Jahr war ich aber dabei. Ist dieses Orchester im Kollegenkreis bekannt, spricht man darüber? Im Kollegenkreis ist das Festival auf jeden Fall bekannt. Vor allem die besondere Atmosphäre in Pirmasens spricht sich herum. Man hat das Gefühl, die ganze Stadt versorgt und unterstützt die Musiker. Das erzeugt eine sehr familiäre Stimmung. In Pirmasens spielen Sie ein reines Dvorak-Programm. Liegt Ihnen das, haben Sie das schon einmal gespielt und welchen Bezug haben Sie zur Musik Dvoraks? Ich kann mir ehrlich gesagt kaum einen Musiker vorstellen, dem Dvoraks Musik nicht liegt. Sie bietet so viele Charaktere, Emotionen und Farben, sie berührt direkt und unmittelbar. Gerade zu dem Cellokonzert habe ich einen besonderen Bezug, denn es war eines der ersten Projekte, die ich in Weimar an der Musikhochschule als Konzertmeisterin gespielt habe. Ich freue mich sehr, es wieder einmal spielen können, noch dazu mit einem so tollen Cellisten wie Julian Steckel. Das ist etwas ganz Besonderes. Diesen Sommer steht bei mir sehr viel Dvorak auf dem Programm, neben dem Orchesterprogramm noch einige Kammermusikwerke, wie zum Beispiel das „Amerikanische Streichquartett“. In Zweibrücken haben Sie die Konzertreihe „Klassik nah dran“ ins Leben gerufen. Können Sie bitte erklären, um was es dabei geht? Bei dem Festival geht es darum, junge Menschen wieder mit klassischer Musik in Berührung zu bringen und Begeisterung dafür zu wecken. Ein Teil des Festivals ist ein Education-Projekt in Kooperation mit Tonali, einem Musikvermittlungsprojekt aus Hamburg und Echopreisträger 2017 für die beste Nachwuchsförderung. Dabei gehen junge Musiker in ausgewählte Schulen, spielen dort Konzerte und bewerben die später im Festival stattfindenden Konzerte. Das besondere hier ist, dass Gruppen von Schülern die Konzerte in den Schulen selbst organisieren. Die Schule, die am meisten Publikum in die Festivalkonzerte bringt, gewinnt am Ende einen Kulturpreis. Die Konzerte des Festivals fanden in Kneipen, Cafés und Partykellern in Zweibrücken statt, Orte an die junge Leute sowieso gehen. So wollten wir die Hemmschwelle, in ein klassisches Konzert zu gehen minimieren und eine Nähe zu unserem Publikum herstellen. Für die Konzerte haben alle Musiker in gemeinschaftlicher Arbeit innovative Formate entwickelt, geprobt und auf die Bühne gebracht. Wie ist die Konzertreihe angenommen worden und wird es eine Fortsetzung geben? Das Festival ist sehr gut angenommen worden, teilweise hat das Publikum bis auf die Straßen gestanden. Eine Fortsetzung ist auf jeden Fall im Gespräch. Spielen Sie gerne in der Heimat? Kollegen von Ihnen haben mir gesagt, dass sie das weniger gern tun, da das Publikum aus Freunden und Bekannten oft viel kritischer ist. Wenn man länger nicht in der Heimat gespielt hat, kenne ich auch das Gefühl, dass das Publikum noch genauer und kritischer hört, als an einem anderen Ort. Oft ist es aber auch einfach schön, vor vielen bekannten Gesichtern zu spielen und es kann auch eine ganz warmherzige, familiäre Atmosphäre entstehen. Ihr Vater ist ebenfalls Musiker. War es für Sie und Ihre Familie von Anfang an klar, dass Sie auch diesen Weg gehen werden? In meinem Elternhaus wurde immer musiziert. Auch meine große Schwester hat Geige gespielt, deshalb war es naheliegend, dass auch ich sehr früh ein Instrument in die Hand genommen habe und mitmachen wollte. Allerdings waren meine Eltern nie streng oder haben mich zu irgendetwas gedrängt. Die Entscheidung, dass ich das Geigespielen als meinen Beruf ausüben möchte, traf ich erst mit 15, als ich auf das Musikgymnasium nach Weimar gegangen bin. Für mich war klar, wenn ich das jetzt mache, dann richtig. Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder? Musikalische Vorbilder habe ich sehr viele. Ein Vorbild der heutigen Zeit auf der Geige ist Janine Jansen. Ihre Energie, Ideenreichtum und farbiges Spiel sind für mich unübertroffen. Wie würden Sie sich als Musikerin charakterisieren? Ich bin eine leidenschaftliche Kammermusikerin, ergreife gerne Initiative und spiele gerne vor jungen Menschen. Es macht mir großen Spaß, ihnen klassische Musik näher zu bringen und zu zeigen, wie unglaublich sie sein kann. Was ist Ihr musikalischer Traum? Träumen kann ich ziemlich gut; da gibt es zum Beispiel den Traum, mit meinem Quartett eine Konzertreise durch die USA zu machen, oder den Traum, einmal solistisch in einem berühmten Konzertsaal wie die Royal Albert Hall in London zu spielen. Ein etwas greifbarerer Traum im Moment ist vielleicht das Violinkonzert von Brahms mit Orchester spielen zu können. Wie definieren Sie Erfolg? Das Gefühl erfolgreich zu sein, kann sich schon in ganz kleinen Rahmen einstellen, wenn man es geschafft hat, in einem Konzert nur einen Menschen mit seinem Spiel zu berühren. Leider ist es in der heutigen Zeit sehr schwer, Erfolg nicht an messbaren Dingen, wie Wettbewerbserfolgen festzumachen. Bitte nennen Sie drei Gründe in das Konzert am Sonntag zu gehen. Es wird ein tolles Konzert mit einem mitreißenden Programm, Weltklasse Solisten und Dirigenten und einem internationalen, jungen, motivierten Orchester.

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