Pirmasens Titelfeier „im Klo“ und Verletzungspech

Coaching durch den Zaun: Peter Fremgen, Trainer des TV Thaleischweiler, gibt seinem Schützling Jana Rohr Tipps.
Coaching durch den Zaun: Peter Fremgen, Trainer des TV Thaleischweiler, gibt seinem Schützling Jana Rohr Tipps.

«BERLIN.»Gestern zweiter Tag für die Leichtathleten aus der Region Pirmasens beim Deutschen Turnfest im sonnigen Mommsen-Stadion und den umliegenden Sportanlagen. So erfolgreich wie am Tag zuvor waren sie nicht mehr, aber sie hatten alle die gleiche Freude an den Tag gelegt. Und darauf kommt es bei einem Turnfest vor allem an.

Jana Rohr (19) aus Thaleischweiler-Fröschen und Adine Reichert (20), die aus Rieschweiler-Mühlbach kommt und ihr viertes Turnfest bestreitet, haben es sich beim Schleuderballwerfen gemütlich gemacht. Die beiden Athletinnen des TV Thaleischweiler sitzen auf dem Handtuch wie im Schwimmbad und warten auf den ersten Versuch. Es ist schon sehr warm um elf Uhr morgens. Aber klar, sie sind angespannt, nehmen den Wettkampf ernst, wissen aber, dass sie im ersten Jahr bei den Frauen unter den Spezialistinnen mit dem Stein und dem Schleuderball nicht viel reißen können. „Dabei sein ist alles“, sagt Jana Rohr, die tags zuvor die Bronzemedaille im Fünfkampf gewann. Sie wirft mit dem Schleuderball 37,58 Meter, Adine Reichert 32,09 Meter, andere über 50 Meter. Ups, keine Chance, das wissen sie. Chiara Gethmann vom TV Hinterweidenthal ist mit 44,70 Meter auf Rang acht beste Südwestpfälzerin. Auch der Deutsche Meister im Fünfkampf, Nico Fremgen (TV Thaleischweiler), erwartet für sich in den Einzeldisziplinen keinen vorderen Platz: „Da sind ja Jungs dabei, die sind 30 Kilo schwerer als ich.“ Er ist von den Junioren in die Männerklasse aufgestiegen, muss zum ersten Mal den 15 Kilogramm schweren Stein stoßen. Am Ende reicht’s zu Rang neun (Schleuderball) und zehn (Steinstoßen). Der Petersberger genießt den Tag nach dem Titelgewinn, die Sonne und die Atmosphäre. Er hat Kopfhörer auf den Ohren und coacht zwischen seinen Einzeldisziplinen die Teamkollegen. „Klar, wir haben schön gefeiert“, erzählt er grinsend, „im Klo“. Was eine Szenekneipe im Wedding ist. „Mein Tag war gestern, heute lass ich das Turnfest noch ein bisschen auf mich wirken“, sagt der 19-Jährige, der gerade sein Abitur am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium schrieb und im Juli seine Ausbildung bei der Bundeswehr beginnt. Da folgt er beruflich seinem Vater Peter (56), einst Handballer, der in die Trainertätigkeit beim TV Thaleischweiler kam, als Udo Hussong sich zurückzog, um sich um Tochter Christin zu kümmern. „Ich konnte und wollte Gerhard Müller nicht alleine werkeln lassen, ich hatte mich ja eh um meinen Sohn Nico schon gekümmert“, erläutert Peter Fremgen auf der Tribüne des Mommsen-Stadions. Dorthin wurde er gerufen, weil Lara Schwarz sich verletzt hatte. Eine Muskelverletzung an der Wade ist aufgebrochen, nach dem Kugelstoßen, dem Schleuderball und den 100 Metern, was gut für sie lief. Weitsprung und 1000 Meter stehen noch an. Teamkollege Nicolai Scherer legt ein Flossband als Kompression um die Wade. Peter Fremgen aber mahnt Lara: „Da riskieren wir nichts, das ist die Sache nicht wert.“ Die 15-Jährige aus Maßweiler, die in die IGS in Thaleischweiler-Fröschen geht, hört das natürlich nicht gerne. Sie liegt ja aussichtsreich im Rennen. Dann gibt sie aber auf. Robin Petry vom TV Thaleischweiler dagegen beendet seinen Fünfkampf, wird respektabler Vierter bei den 12- und 13-Jährigen. Der Weselberger sprintet die 75 Meter in 10,87 Sekunden, stößt die Drei-Kilo-Kugel 9,16 Meter weit, landet im Weitsprung nach 4,62 Metern, schafft mit dem 800-Gramm-Schleuderball 39,48 Meter („viermal persönliche Bestleistung“, so der mit dem Klapprad von Wettkampfstätte zu Wettkampfstätte fahrende Trainer Müller) und läuft 1000 Meter in 3:56,9 Minuten. Daniel Lelle, Vierter im Steinstoßen der 18- und 19-Jährigen, fehlten 22 Zentimeter zur Bronzemedaille. Heute fahren die Turner-Leichtathleten aus der Südwestpfalz wieder nach Hause, teils mit Privat-Pkw, aber auch mit einem Neunsitzerbus, vor allen Dingen aber mit einer Menge neuer Erfahrungen und Erlebnissen. Ganz nach dem Turnfest-Motto „Wie bunt ist das denn!“ Die Ergebnisse Fünfkampf: M12/13 (22 Starter): 4. Robin Petry 40,616 Punkte; W14/15: Lara Schwarz verletzungsbedingte Aufgabe nach drei Disziplinen; W12/13 (16): 10. Paula Franz (alle TV Thaleischweiler) 41,69 Punkte. Schleuderball: Männer (20): 1. Simon Graßmann (TV Bürgstadt) 72,09 m; ... 9. Nico Fremgen 61,55; ... 14. Yannick Faust (beide TV Thaleischweiler) 56,27; 19. Alexander Köhler 42,71; 20. Christian Köhler (beide TV Lemberg) 37,07; M18/19 (14): 9. Daniel Lelle 47,10 m, 11. Felix Reichert (beide TVT) 46,75; Frauen (19): 8. Chiara Gethmann (TV Hinterweidenthal) 44,70 m; ... 15. Jana Rohr 38,46 m; 19. Adina Reichert 32,09 m; W18/19 (10): 8. Madeleine Müller 36,30 m, 9. Lara Rößner (beide TVT) 35,80 m. Steinstoßen: Männer, mit 15-kg-Stein (14): 1. Thomas Schmitt (TuS Buir) 10,97 m; 10. Nico Fremgen (TV Thaleischweiler) 8,31 ... 13. Christian Köhler 5,81, 14. Alexander Köhler (beide TV Lemberg) 4,88. M18/19, 10-kg-Stein (8): 4. Daniel Lelle 9,66; 6. Felix Reichert 8,11. Frauen, 7,5-kg-Stein (14): 6. Jana Rohr 8,39 m; 11. Michelle Bold 6,91; 13. Adina Reichert 5,86; 14. Carina Wilhelm (alle TVT) 5,41; W18/19 (8), 5-kg-Stein: 5. Lisa Marie Woll 8,78 m; 6. Lara Rößner 8,41; 8. Madeleine Müller (alle TVT) 7,62 m Deutscher Achtkampf (Turnen/Leichtathletik): Männer (23 Starter): 19. Bastian Merz (TV Hauenstein) 83,707 Punkte. Frauen 20 plus (37 Starterinnen): 32. Lilly Becker (TV Hauenstein) 83,129 Punkte. Deutscher Sechskampf (Turnen/Leichtathletik): M16/17 (23): 10. Carsten Burkhart (TV Dahn) 61,737 Punkte; 14. Anton Wilhelm (TV Pirmasens) 60,297; M14/ 15 (26): 26. Carl Robert Burkhart (TV Dahn); M12/13 (19): 9. Jakob Jahn (TV Lemberg) 52,561. Jahn-Neunkampf (Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Tauchen, Kunstspringen): W18/19 (21): 15. Verena Stegner (TV Lemberg) Jahn-Sechskampf (Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Kunstspringen): W16/17 (31): 22. Johanna Jahn (TV Lemberg).

Sechste im Steinstoßen der Juniorinnen: Lara Rößner.
Sechste im Steinstoßen der Juniorinnen: Lara Rößner.
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