Pirmasens Tecnalys Pro: Chemie-Startup aus Primasens

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Es ist das erste Unternehmen, das aus der Hochschule Pirmasens hervorgegangen ist: die Tecnalys Pro GmbH. Die junge Firma in der Marie-Curie-Straße, die sich als Link zwischen Industrie und Hochschule versteht, wurde von Hochschulprofessor Thomas Stumm und der Chemie-Ingenieurin Kathrin Schwan gegründet. Beide sind geschäftsführende Gesellschafter.

Tecnalys Pro dient kleineren mittelständischen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung als Anlaufstelle für chemisch-technische Probleme und deren Analyse. Das große Plus der Gesellschaft liegt im Zugang zu den Laboren der Hochschule, mit der ein Nutzungs- und Mietvertrag abgeschlossen wurde. Das kommt natürlich nicht von ungefähr, denn Stumm und Schwan sind beide an der Hochschule tätig. Stumm war von 1988 bis 2005 Dekan der Hochschule und leitet den Studiengang Chemietechnik. Die Chemie-Ingenieurin Kathrin Schwan arbeitet seit 2014 als Assistentin im Studiengang Chemietechnik auf einer Halbtagsstelle. Vor der Firmengründung wurde der Markt analysiert. Wettbewerber gibt es schon, aber die wenigsten können Zugang zu einem Labor bieten. Für Tecnalys Pro ein Glücksfall und zugleich ein Alleinstellungsmerkmal. Die Kundschaft sieht das wohl ähnlich, denn die Auftragslage floriert. „Dieses Jahr liegen wir im Plan“, ziehen Stumm und Schwan ein Fazit des ersten Quartals 2017. „Wir hoffen, dass wir die Umsätze von Jahr zu Jahr steigern können“, so Stumm. Zudem sei daran gedacht, schon bald weitere Mitarbeiter ins Boot zu nehmen. „Fürs Endstadium wünsche ich mir einen Stab von fünf bis zehn Personen“, so Stumm. Der Kundenkreis, den das Unternehmen bedient, liegt innerhalb eines Radius von drei Autostunden. Und natürlich hebt das Internet alle Kilometer-Beschränkungen auf. Letztens gab`s sogar eine Anfrage aus Kiel. Ob der Auftrag auch zustande komme, sei noch ungewiss. Stumm: „Uns ist der persönliche Kontakt bei diesen Beratungsgesprächen schon wichtig.“ Deswegen würden regionale Kunden vorrangig bedient. Dennoch: „Wir definieren Region sehr groß. Die Sprachkenntnisse würden auch Kontakte nach Frankreich erlauben, sagt Stumm. Der Kunde, der aktuell am weitesten entfernt ist, sitzt in Oberfranken. „Diese Firma will ihr Produkt so gestalten, dass man es auch im Kindergarten einsetzen kann.“ Ein großes Netzwerk sei eine starke Basis für ein Beratungsunternehmen, sagt der Professor, der selbst über jede Menge Kontakte verfügt; schon von Berufswegen und aufgrund seiner Ehrenämter, die er inzwischen bis auf einige wenige zurückgefahren hat. „Bei uns beschränkt sich dieses Netzwerk nicht nur auf die Hochschule Kaiserslautern, die natürlich ein Hauptpartner ist“, es gebe auch gute Kontakte zur Technischen Universität Kaiserslautern, zur Universität des Saarlandes oder zum Prüf- und Forschungsinstitut (PFI), das nur einen Katzensprung vom Büro Tecnalys Pro entfernt ist. Wichtig sei auch der enge Kontakt mit der IHK und der Wirtschaftsförderung Pirmasens. Für die Aufträge benötigt das Unternehmen zwischen einem Monat und 90 Tagen. „Da wir noch relativ jung sind, können wir die Aufträge schnell angehen und erledigen. Es gibt aber Projekte, die über mehrere Monate laufen. Das liegt nicht nur an unserem Unternehmen, sondern da ist auch immer die Gegenseite gefragt. Manchmal geht es nicht nur um ein Produkt, sondern um eine Produktfamilie. Das braucht einfach Zeit“, so Thomas Stumm. Ob es sich um die Farbe von Gummibärchen handelt oder die Herstellung komplexer Verbundstoffe – im Herstellungsprozess muss die technische Chemie stimmen. Die Änderung eines einzigen Parameters  könne ungeahnte Probleme hervorrufen. Dahinter stecken oft chemische Vorgänge, die nur von Fachleuten mit den geeigneten Geräten analysiert werden können. Hier kommt Tecnalys Pro ins Spiel. Als Beispiel führt Stumm das in Pirmasens bestens bekannte Thema „Klebstoffe“ an. „Wenn ich bei einem Klebstoff eine Komponente ersetzen muss, weil beispielsweise der Rohstoff nicht mehr zu erhalten ist, muss ich auf einen anderen Rohstoff zurückgreifen. Das hat häufig Auswirkungen auf die Produkteigenschaften und da sind wir dann gefragt.“ Beim Thema der ökologisch verträglicheren Produktion kann das Pirmasenser Unternehmen ebenfalls Hilfestellung geben. „Der Punkt dabei ist, die Schadstoffe durch andere Produkte, die ökologisch bessere Kennwerte haben, zu ersetzen“, erläutern Schwan und Stumm. Es könne die Gefährlichkeit zurückgeschraubt werden, anderseits seien Produktionsverfahren vielleicht mit weniger Abwasser oder einem geringeren Energieverbrauch zu gestalten. Ökologie sei in den vergangenen 15/20 Jahren ein Grundpfeiler der Chemie geworden. Die Ausbildung sei heutzutage nicht mehr von „billig um jeden Preis“ geprägt. Aspekte wie Umwelt, Gesundheitsschutz von Menschen und Arbeitsschutz fließen in die Lehre ein. Tecnalys Pro nimmt sich auch größerer Firmen an. Stumm: „Derzeit bieten wir für eine große Chemiefirma in Pirmasens eine Weiterbildung an. Die Mitarbeiter kommen jeden Freitag zu uns und wir erläutern in einem Workshop die Ursachen und Hintergründe von produktionstechnischen Verfahrensschritten. Solche Fortbildungen passen wir auf die Kundenbedürfnisse an.“ Es könnten auch Abschlussarbeiten vermittelt werden.

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