Pirmasens Stadt in Schutt und Asche gelegt

Gleich nach dem Mittagessen starteten die US-amerikanischen Piloten am 15. März 1945 im nordfranzösischen Laon bei Reims. 45 leichte Bomber vom Typ Douglas A-26 machten sich auf den Weg, um einen Verkehrsknotenpunkt „wegzuwischen“, der den US-Truppen im Wege stand. So lautete die Formulierung in den Berichten aus Archiven der US-Air Force. Der Verkehrsknotenpunkt war Pirmasens.

Auf die Unterlagen der US-Luftwaffe stieß Stadtarchivarin Heike Wittmer durch eine Internetaktion. Seit 15. März diesen Jahres steht eine Fotoserie zum Bombardement von Pirmasens auf der städtischen Internetseite. Zahlreiche Bürger meldeten sich daraufhin mit eigenen Fotos und Berichten von dem Tag, als Pirmasens kurz vor Einmarsch der US-Truppen in Schutt und Asche gelegt wurde. Darunter auch ein ehemaliger Pirmasenser, der jetzt in den USA lebt und den Link zu einer Internetseite schickte, auf denen Berichte der „416th Bombardment Group“ zu finden sind. Die US-Bombereinheit startete am 15. März 1945 mit dem Befehl Nummer 205-793 auf einem Feld bei Laon. Dem Befehl, Pirmasens von der Landkarte wegzuwischen. An Bord der 45 zweimotorigen Angriffsbomber waren 115 Mann Besatzung. Je nach Auftrag in der Bombereinheit waren die Maschinen mit nur zwei Mann für reine Bombardements und bis zu fünf Mann für die Sicherung der Einheit versehen. Die Maschinen konnten eine Höchstgeschwindigkeit von 570 Stundenkilometern erreichen und maximal 2300 Kilometer fliegen. Bis nach Pirmasens waren es etwas mehr als 300 Kilometer Luftlinie. Um 14.02 Uhr erreichten die Flugzeuge ihr Ziel. 2200 Kilogramm Bomben konnte jede der Maschinen mit sich führen, die im Fall von Pirmasens aus einer Höhe von 12.000 Fuß abgeworfen wurden, also aus rund 3600 Metern Höhe. Acht Maschinengewehre sollten die Bomber vor angreifenden Flugzeugen schützen. Für den Pirmasenser Auftrag waren unter anderem sechs Maschinen mit 130 Kilogramm schweren Splitterbomben ausgerüstet. Diese Maschinen sollten die Flugabwehrstellungen bei Pirmasens ausschalten. „Their job was well done“, ist in den Unterlagen des US-Archivs zu lesen. Nur ein paar Explosionen ungenauer Flakschüsse seien beim Angriff auf Pirmasens zu sehen gewesen. Splitterbomben sollen den US-Unterlagen nach auch über dem Stadtzentrum abgeworfen worden sein. Ansonsten waren die Maschinen mit Brand- und Sprengbomben ausgestattet. Die Protokolle in den Archiven der US-Airforce geben die Sicht und damalige Ausdrucksweise der Bomberpiloten wieder – und für die war Pirmasens ein Job wie viele andere in dieser Zeit. Die Einsätze wurden in diesen Tagen praktisch im Akkord geflogen, um den vorrückenden US-Truppen den Weg freizubomben. Der Pirmasenser Einsatz war für die Bomberpiloten der 416. Bombergruppe der 20. in acht Tagen. Zum ersten Mal seit über einem Monat sei das Wetter ideal gewesen. Den Vorteil des guten Wetters nutzend, hätten die Bomberpiloten einen „excellent job“ getan. Die Stadt habe fast komplett in Flammen gestanden und sei mit Rauch bedeckt gewesen nach dem Angriff, protokollierten die Bomberpiloten. Der Grund für die Auswahl der Stadt Pirmasens als Angriffsziel am 15. März war die Funktion der Stadt als Verkehrsknotenpunkt. Nach zwei Stunden und 50 Minuten kehrten die 45 Maschinen unversehrt nach Laon gegen 15.25 Uhr zurück. Information — Der Historische Verein Pirmasens informiert am Montag, 18. Mai, 19.30 Uhr, im Landgrafensaal des Alten Rathauses über die Zerstörung und den Wiederaufbau von Pirmasens anhand von Bildern aus dem Stadtarchiv. Stadtarchivarin Heike Wittmer präsentiert auch Fotos, die Bürger bei der Internetaktion zugeschickt haben. Die Trümmerbilder sind im Internet unter www.pirmasens.de gleich auf der Startseite zu finden. Seit 8. Mai werden die Fotos plus die von Bürgern zugesandten Aufnahmen und die Deutung der Bilder im Alten Rathaus ausgestellt. Der Eintritt zu Vortrag und Ausstellung am 18. Mai ist frei. — Die Berichte über das Bombardement aus den US-Airforce-Archiven sind unter www.416th.com zu finden.

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