Pirmasens Spektakuläre Landschaften und Eisbären

In der Sparkasse in der Bahnhofstraße konzentrieren sich die Organisatoren auf die Westpfalz.
In der Sparkasse in der Bahnhofstraße konzentrieren sich die Organisatoren auf die Westpfalz.

Noch eine Woche sind sie zu sehen. Die Pirmasenser Fototage mit acht Ausstellungsorten und 700 Bildern. Alles, was die digitale Fotoszene so zu bieten hat, findet sich darunter, von der Architektur über Sport sowie vor allem viel Natur, spektakuläre Landschaften und überall Frauen in allen denkbaren Posen.

Die Organisatoren hatten zwar drei Grundthemen vorgegeben. Mit „Der Mensch in all seinen Facetten“, „Natur und Landschaft“ sowie „Schwarzweiß“ lässt sich allerdings so gut wie alles abdecken. Der fehlende rote Faden ist also Konzept. Es empfiehlt sich, den Rundgang nicht mit der Hauptausstellung in der Messe zu beginnen, da der Betrachter sonst schon mit 220 Fotos unterschiedlichster Genres abgefüllt wäre. Das Krankenhaus macht sich ganz gut als Start mit den Fotoverbänden Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Hier gibt es Wüstenfotos neben einem Vogel, dem ein Fisch ins Maul fliegt oder einer Totenkopfraupe in leuchtendem Gelb auf einem Blatt. Hier sind noch echte Fotohandwerker zu sehen, die aber auch schon von den Verlockungen der digitalen Bildgestaltung verführt wurden. Ein Läufer flitzt durch einen HDR-geschärften Tunnel. Es ist klar, dass der Läufer da reinmontiert wurde, genauso wie der Fisch im Vogelmaul. Eine schöne Bilderserie hat Ute Scherhay aus Koblenz geliefert, die in einem fernen Land Asiaten beim Lesen von Büchern ablichten konnte. Wie bei vielen Fotos fehlt aber auch hier der erklärende Text. Die Sparkassen-Zentrale in der Bahnhofstraße als zweite Station führt in die Westpfalz. Fünf Fotografen haben die schönsten Ecken der Region aufgespürt. Hier fallen die Arbeiten des Zweibrückers Michael Lauer auf, der nur wenig Computerhilfsmittel eingesetzt hat. Der Zweibrücker hat den richtigen Zeitpunkt für das perfekte Licht getroffen. Der Fototagemacher Harald Kröher ist auch mit eigenen Aufnahmen vertreten, bei denen für den schicken Bildeffekt auch mal mit Digitalfiltern nachgeholfen wurde. Kröher ist an einigen Ausstellungsorten präsent mit seiner Fotografie. In dem früheren Rheinberger-Restaurant neben dem Dynamikum kontrastieren seine Aufnahmen nackter Frauenkörper in aggressiven Posen sehr stark mit den doch eher nachdenklich stimmenden Fotos des Belgiers Gael Turine, der an der 3200 Kilometer langen Mauer zwischen Bangladesh und Indien sozialkritische Fotografie praktiziert hat. Im Dynamikum selbst hat die Jugend das Wort und der Nachwuchs kann sich noch ohne großen technischen Schnickschnack an einer einfach fotografierten Blüte erfreuen oder einem Schmetterling und einer Aufnahme der Freundin am Strand. Aus dem ganzen Fototagerahmen fällt das Projekt der Pirmasenser Jugendkulturwerkstatt (Jukuwe) zusammen mit der Heinrich-Kimmle-Stiftung angenehm raus. Menschen mit ohne Behinderung wurden von den kreativen Jukuwe-Leuten in grellbunte Farbwirbel montiert. Das hat Kraft und Energie. Die Fotografische Gesellschaft Ludwigshafen hat das Banana-Building wohltuend licht ausgestattet. Mit viel Platz, um die Bilder wirken zu lassen, werden dort nackte Frauenkörper als Landschaft inszeniert oder auch mal eine Frauenhüfte als Abstellmöglichkeit für ein Rotweinglas. Es gibt aber auch klassisch arbeitende Fotografen wie Karlheinz Weingärtner, der einfach nur einen verrosteten Riegel wirken lässt oder Andreas Hohmann mit der subtilen Aufnahme zweier Fenster, wovon eines offen und eines geschlossen ist. Es geht auch ohne Effekthascherei. In der Messe-Hauptausstellung herrscht Gedränge auf den Stellwänden. Surreale Vogelfelsen treffen dort auf kuschelnde Eisbären oder nackte Frauen, die von Dali inspiriert riesige Uhren im weiten Raum schieben. Es gibt aber auch hier Klassiker wie Bernhard Leibold, der mit Linien, Licht und Schatten fantastische Architekturaufnahmen komponiert. Im Kontrast dazu steht die zweite Hauptausstellung in der Alten Post mit den besten Bildern eines weltweiten Fotowettbewerbs. Hier hat die Alte-Post-Kuratorin Cecile Prinz Regie geführt und das sieht man der durchdachten Hängung an. Für das kunterbunte Sammelsurium der Bilder von Parkplatzansichten bis zu finnischen Klippen war die Jury des Wettbewerbs verantwortlich. In der VR-Bank am Schlossplatz hat der Pirmasenser Jimmy Hublet die scheinbar einzigen Männer der Fototage auf Fotos gebannt. Ältere Herren schauen da in schön komponierten Porträts von der Wand. Etwas frivoler, aber sehr professionell geht es dagegen in der Galerie Jean Michel in der Winzler Straße zu. Antoine Poupel war jahrelang mit der Kamera hinter der Bühne des Nachtclubs „Crazy Horse“. Ein Teil der Aufnahmen ist sogar noch analog geschossen worden, was den Vergleich erlaubt, ob mit der Digitalisierung alles besser wurde.

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