Pirmasens Sie spielen immer noch

Ian Anderson und sein deutscher Gitarrist Florian Opahle.
Ian Anderson und sein deutscher Gitarrist Florian Opahle.

Jeder einzelne Künstler hätte die rund 1600 Besucher des Open Airs verdient gehabt und in der Vergangenheit auch immer wieder bekommen – sei es Ian Anderson mit „Jethro Tull“ zuletzt vor zwei Jahren in der Zweibrücker Westpfalzhalle oder Albert Hammond vor etwas über einem Jahr in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen. Aber diese beiden Auftritte liegen zeitlich wohl noch zu nah, um am Sonntag mehr Besucher an die Saar zu locken. Auch musikalisch werden hier zwei unterschiedliche Geschmacksnerven angesprochen – wer den 60er, 70er Jahre Pop von Albert Hammond liebt, muss nicht auch ein Fan des Progressive-Rocks von „Jethro Tull“ sein. Beide Geschmäcker aber dürfen am Sonntag frohlocken. Seit April feiert Albert Hammond seinen 75. Geburtstag mit der „Songbook Tour“. Und die steht für das Konzept, statt endlich wieder einmal ein neues Album vorzustellen, die Songs, die er für andere Künstler schrieb oder die ihm selbst zum Weltruhm verholfen haben zu spielen – von „Little Arrows“ über „Down By The River“, „One Moment in Time“, bekannt durch Whitney Houston, bis zu „It Never Rains In Southern California“ und „Free Electric Band“. Doch das Saarbrücker Konzert zeigt nicht nur seinen Reichtum an Liedern, sondern präsentiert Albert Hammond auch als charmanten Entertainer, der sein Publikum mit in das Konzert einbindet, locker den Background der Songs vermittelt und so auf eine Reise durch die Jahrzehnte der Popgeschichte mitnimmt. 50 Jahre „Jethro Tull“ gilt es im Anschluss zu feiern – auf einer Tour, die mittlerweile schon ins 51. Jahr der Band reicht – einer Band, hinter der vor allem ein Name steht: Ian Anderson. Alle anderen Mitstreiter seit Ende der 60er Jahre sind ausgetauscht. Und ganz neu: Mit dem Rosenheimer Gitarristen Florian Ophale gehört erstmals ein Deutscher zur Band. Im Konzert gibt es dann, wie schon bei Albert Hammond die bekannte Kost – Klassiker wie „A Song For Jeffrey“ aus dem 1968er Debütalbum „This Was“, über „A New Day Yesterday“, Johann Sebastian Bachs „Bouree in E minor“ bis zu „Aqualung“ und „Locomotive Breath“, das seit Jahrzehnten fast jedes Konzert von „Jethro Tull“ beschließt. Also auch hier nichts Neues, auch nicht aus der für kommendes Jahr zu erwartenden neuen CD. An der Flöte ist Ian Anderson immer noch eine Klasse für sich, hier hat er in der Rockmusik Maßstäbe gesetzt. Seine Stimme dagegen hat seinem Alter – am 10. August wird Anderson 72 – Tribut zollen müssen. Für musikalische Nostalgiker letztlich ein wunderbarer Abend.

Mit Albert Hammond gestaltete am Sonntag einer der erfolgreichsten Songwriter der 70er Jahre das Vorprogramm.
Mit Albert Hammond gestaltete am Sonntag einer der erfolgreichsten Songwriter der 70er Jahre das Vorprogramm.
x