Pirmasens Sein Brasilien liegt an der Ostsee
Open Airs auf dem Zweibrücker Herzogplatz sollen eine feste Größe im Terminplan der Region werden – zumindest wenn es nach dem Willen des dortigen Kulturamtsleiters Thilo Huble geht. Und so kommt nach Roger Hodgson und Adel Tavil vor zwei Jahren nun Andreas Bourani auf seiner „Die Welt von oben – Tour“ am Samstag, 5. August, 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr), in Zweibrücken vorbei. Mit dem Sänger, der schon mit seiner Debütsingle „Nur in meinem Kopf“ 2011 die Charts eroberte und spätestens mit seinem Fußball-WM-Song „Auf uns“ in aller Ohren ist, sprach Christian Hanelt.
Oh. Was ist in der Nähe? Zweibrücken, Neunkirchen, Saarbrücken – da in der Ecke müsste das sein. Pirmasens kenne ich da noch. Was haben Sie im Gepäck, wenn Sie zum Konzert auf den Herzogplatz kommen? Haben Sie auch neue Lieder dabei? Ich habe für die Bühne noch keine neuen Lieder. Aber ich bin jetzt gerade im Studio am Gestalten und Arrangieren. Aber es dauert noch ein bisschen, bis das vorspielbar ist. Die Tour heißt „Die Welt von oben“. „Der Astronaut“ wird also auf jeden Fall zu hören sein. Und natürlich alles, was meine bisherigen beiden Alben zu bieten haben. Ich habe das Konzert etwas angelehnt an die „Hey“-Tour 2016. Wir hatten damals so eine tolle LED-Show dabei, eine tolle Lichtshow, die ich jetzt für die Open Airs im Sommer ein bisschen umgestaltet habe. „Auf uns“, Ihr bislang größter Erfolg, ist dann natürlich auch dabei. Ein Muss für das Publikum – aber können oder mögen Sie das Lied überhaupt noch singen? Im Gegenteil. Es macht noch mehr Spaß als am Anfang, weil es jetzt ja total aufgeladen ist. Es hat eine riesige Aufmerksamkeit bekommen durch den Fußball. Es gibt aber auch Leute, die damit eine Geschichte verbinden. Manche Leute haben zum Beispiel dazu geheiratet. Das ist ein Song, der ganz viele Menschen miteinander verbindet. Es gibt so viele Menschen, die besondere Momente mit dem Song verbinden. Und das spürt man dann natürlich auch auf der Bühne. Und dieser Energie kann auch ich mich einfach nicht entziehen. Ich spüre, da ist ein ganz anderer Vibe da. Das macht so eine Freude, die Leute zu sehen und diese Begeisterung und diese Glücksmomente, die sie da spüren. Und deshalb bin ich weit entfernt davon, zu sagen, dass es keinen Spaß macht, den Song zu singen. Erzeugt der Erfolg, den Sie unter anderem mit diesem Lied hatten, nicht auch Druck – Erwartungsdruck von vielen Seiten? Nein. Den einzigen Druck, den ich empfinde, ist der, meinen eigenen Anspruch zu erfüllen. Ich habe also eher die Angst, bei der Umsetzung einer Idee zu versagen und diesem Anspruch nicht gerecht zu werden. Das ist ein Druck, der sich aufbaut. Dass nach dem Song „Auf uns“ dann so eine Fußballmannschaft auch noch gewinnt – das zum Beispiel sind Faktoren, die man ja gar nicht beeinflussen kann. Deswegen kann ich mir da auch keinen Druck machen. Ich versuche dann eher, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich beeinflussen kann. Das ist in erster Linie meine Arbeit, kreativ zu sein, aber auch gut genug zu sein, die richtigen Worte zu finden, um genau zu sein, in dem was ich ausdrücken möchte. Das erzeugt viel mehr Druck in mir. Manchmal verkauft man halt 800.000 Alben und ein anderes Mal eben nur 100.000 oder gar keines. Wird da die Messlatte, die richtigen Worte zu finden, nicht noch höher gehängt, da Sie deutsch singen und jeder den Text versteht? Über deutsche Texte kann man nicht hinweg hören. Bei englischen Texten werden auch größte Belanglosigkeiten toleriert und mitgesungen? Ja, das stimmt. So geht es mir ja auch. Bei deutschen Texte höre ich auch viel eher hin, was singt der jetzt. Und ich achte darauf, ob das gut geschrieben ist, ist das handwerklich gut, reimt sich das, hat das Schwachstellen. Beim Englischen ist das nicht da. Ich mag die englische Sprache, weil sie phonetisch ein bisschen angenehmer ist, sie hat nicht so viele Spitzen, nicht so viele Ks und Rs, die die deutsche Sprache ein bisschen holpriger machen. Das aber macht es auch spannend, denn jeder Künstler hat seine eigene Art, damit umzugehen. Grönemeyer hat das ja sogar zum Programm gemacht, diese Ausdrucksweise in seiner ganz eigenen Art zu überziehen und sehr überspitzt zu singen. Ich habe manchmal versucht, die deutsche Sprache weicher, also englischer klingen zu lassen. Da muss ich jetzt mal sehen, wie ich damit auf meinem neuen Album umgehe. Warum singen Sie dann nicht gleich englisch? Weil mich das nicht so interessiert. Es ist ja auch ein Geschenk, wenn man die deutsche Sprache kann und deshalb weiß, dass ich die Möglichkeit habe, dass beste deutschsprachige Album zu machen. Und ich stehe damit auch nicht in Konkurrenz mit irgendwelchen Native-Speakern. Ich könnte super gut englisch sprechen, man würde aber immer hören, dass ich aus Bayern komme – ich habe eben diesen Akzent. Die deutsche Sprache ist meine Muttersprache, weshalb ich eine ganz andere emotionale Verbindung zu der Sprache habe. Und ich liebe die Wortvielfalt, die die deutsche Sprache zu bieten hat. Das ist im Englischen nicht so. Es ist ja nicht nur die Sprache, die man dann benutzt, es ist ja auch die Seele der Leute, für die man die Musik macht. Ich kenne die Deutschen, ich bin in Deutschland aufgewachsen, bin ja selbst Deutscher. Ich kenne also die Menschen, die hier leben, und weiß, was uns umtreibt. Das ist so ein Wechselspiel, denn die Sprache ist ja auch nur ein Vermittler, ein Werkzeug für eine Emotion. Und wie soll man eine Sprache benutzen, wenn man nicht die Leute kennt, die sie sprechen oder hören. Das ist eine mehrschichtige Sache. Grönemeyer ist ja mit seinen englischen Alben gescheitert. Sie sind in den Regalen eingestaubt. Ich habe mir die auch angehört – und das ist wirklich sehr speziell, weil er auch dort dieses Grönemeyersche einbringt. So ist er halt. Das hat sicher nicht allen gefallen – ich fand es natürlich gut, wie ich alles gut finde, was er macht. Seine Fans mögen ihn sicher auch lieber auf Deutsch. Sie waren als sogenannter Coach bei „Voice of Germany“. Würden Sie das noch einmal machen? Ich hatte mit dem deutschsprachigen Talent gewonnen. Das war ja auch mein Ziel. Und weil ich das erreicht habe, bin ich dann nach dem Finale auch zurückgetreten von meinem Coachstuhl. Es wäre auch komisch, dann noch einmal anzutreten. Zum anderen will ich mich jetzt auf eine neue Platte konzentrieren, und diese Sendung würde wieder locker 30 bis 40 Drehtage in Anspruch nehmen. Was haben Sie dem jungen Mann für seine Karriere als Sänger mitgegeben? Ich habe ihm natürlich klar gesagt, dass er auf mich zählen kann, dass ich ihm helfe, wenn es um sein Team geht oder bei Entscheidungen, bei denen er sich vielleicht unsicher ist. Ich stehe ihm da gerne mit Rat und Tat zur Seite. Aber er muss wissen, dass er als Künstler nur überlebt, wenn er an sich arbeitet und die Möglichkeit findet, etwas zu erschaffen. Wie definieren Sie Erfolg? Für mich ist Erfolg in erster Linie das zu erreichen, was ich mir vornehme. Ich setze mir nicht zum Ziel, so und so viele Alben zu verkaufen, weil ich weiß, dass man das nicht beeinflussen kann. Und das wäre doch nur eine Enttäuschung, wenn es nicht funktioniert. Ich versuche, mir Ziele zu setzen und die dann Schritt für Schritt zu erreichen. Waren Sie in diesem Sinn erfolgreich? Also mit dem Album hatte ich weit mehr Erfolg als ich mir erhofft hatte. Das ist natürlich immer gut, wenn man mehr bekommt, als man erwartet hat. Dass die Single gleich in der ersten Woche von Null auf Platz eins in die Charts eingestiegen ist, war natürlich sensationell. Ich hatte gehofft, in die Top-30 zu kommen, denn es ist ja schon wichtig, Aufmerksamkeit zu erhalten, gerade wenn man ein neues Album hat. Aber so ein Einstieg ist schon überwältigend – das kann man nicht planen. Vier Singles von einem Album zu veröffentlichen und dann mit einem fünften Song – „Der Astronaut“ – nochmal eine Nummer eins zu landen – das war die letzten zwei, drei Jahre sehr intensiv. Waren Sie eigentlich selbst auch bei der Fußball-WM in Brasilien? Ich war in Brasilien – aber in Brasilien in der Nähe von Kiel. Das ist ein 1,6 Kilometer langer Strandabschnitt bei Schönberg. Als ich da vor dem Ortsschild stand habe ich schon gelacht. Da hat mich mein Management nämlich ganz schön verarscht, als sie mir gesagt haben, wir fahren nach Brasilien. Da war die Vorfreude natürlich groß. Aber dann haben sie mich in die Nähe von Kiel gekarrt, denn da gibt es tatsächlich zwei Orte am Wasser mit den Namen Kalifornien und Brasilien. Aber das war letztlich auch nicht so wichtig, denn der Titel war ja hauptsächlich in Deutschland groß und da war es dann auch gut, hier präsent zu sein und die Nummer hier singen zu können, was dann ja letztlich mit der großartigen Siegesfeier am Brandenburger Tor endete. Bitte nennen Sie drei Gründe zu Ihrem Konzert nach Zweibrücken zu kommen? Ich kann natürlich weit mehr als nur drei Gründe nennen. Zum einen ist es eine wunderschöne Art, durch die Texte und die Musik sich selbst zu begegnen. Das wird ein schöner Abend, an dem man sich einfach fallen lassen und trotzdem ein bisschen feiern kann. Ich verspreche allen, die kommen, dass sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen werden. Und ich hoffe, dass ich alle Gäste auf einen magischen und schönen Abend entführen kann. Infos Eintrittskarten für das Konzert mit Andreas Bourani auf dem Zweibrücker Herzogplatz gibt es für 49,50 Euro (Stehplatz) im Kulturamt Zweibrücken, online unter www.kultopolis.com und www.ticket-regional.de.