Dahn/Leipzig Schauspieler Andreas Hammer macht Station in der alten Heimat – mit einem Film

In „Kälber mit zwei Köpfen“ spielt Andreas Hammer als Bräutigam Johannes an der Seite von Jennifer Sabel, welche die Braut Marie
In »Kälber mit zwei Köpfen« spielt Andreas Hammer als Bräutigam Johannes an der Seite von Jennifer Sabel, welche die Braut Marie verkörpert.

Zu seinen Arbeitsorten zählt die Bühne: Der gebürtige Pfälzer Andreas Hammer ist Schauspieler und als solcher schon in viele verschiedene Rollen geschlüpft. Ein noch recht neues Filmprojekt führt ihn zurück in die Pfalz – genauer gesagt nach Dahn. „Kälber mit zwei Köpfen“ wird dort am 15. Juni vorgeführt. Hammer spielt die männliche Hauptrolle.

Das Zittern vor Filmpräsentationen kann schlimmer sein als vor Theateraufführungen. Andreas Hammer hat das erst kürzlich bei der Weltpremiere von „Kälber mit zwei Köpfen“ in Bremen am eigenen Leib erfahren. Die Nervosität sei groß gewesen, als das 30-minütige Werk, in dem er einen Bräutigam spielt, beim dortigen Filmfest zum ersten Mal gezeigt wurde. „Das Schlimme ist die Tatsache, dass man zu diesem Zeitpunkt nichts mehr tun kann“, sagt er lachend. „Der Film ist ja fertig, man kann nichts mehr daran ändern.“ Das Interessante an der Sache ist, dass es ihm bei Theaterpremieren ganz anders geht: „Die Bühne ist einfach ein Ort, an dem ich mich grundsätzlich zu Hause fühle.“ Als Berufsschauspieler betrete er sie zwar immer noch mit einer gewissen Anspannung, diese sei aber eher positiver Natur. „Das kann man nicht als krasses Lampenfieber bezeichnen. In einem professionellen Kontext weiß man im besten Fall ja immer, was man tun muss.“ Das Wissen, nicht mehr aktiv eingreifen zu können, sei wirklich um einiges unangenehmer. „Zumindest geht es mir so“, sagt Hammer.

Der 33-Jährige wurde 1989 in Bad Bergzabern geboren. Aufgewachsen ist er in Bruchweiler-Bärenbach. Schauspielerische Erfahrung sammelte er schon zu Schulzeiten in der Südwestpfalz, nämlich im Fischbacher Wasgau-Theater und als Mitglied der Theater-AG des Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums, der Schule, an der er 2008 sein Abitur ablegte. Nach seinem Abschluss verließ er die Pfalz und zog fürs Schauspielstudium nach Leipzig, wo er auch heute noch lebt.

Auf den ersten Blick eine Hochzeitskomödie

Das Filmprojekt „Kälber mit zwei Köpfen“, in dem Hammer die männliche Hauptrolle spielt, wird in der Beschreibung als „bitterböse Komödie über die absurde Grausamkeit von ,Konversionstherapien’“ bezeichnet. Solche Therapien sind äußerst umstritten, weil sie darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität eines Menschen zu verändern. Der Film möchte auf unterhaltsame Weise auf dieses in der Öffentlichkeit eher unbekannte Thema aufmerksam machen. „Die Konversionstherapien sind das Überthema, aber eigentlich geht es um eine Hochzeit“, sagt Hammer. Und zwar eine klassische Hetero-Hochzeit: Mann und Frau.

Das Paar – die Braut wird gespielt von Jennifer Sabel – möchte den Tag zum schönsten seines Lebens machen, wie man das als Hochzeitspaar eben so tut. Und natürlich geht da einiges in die Hose. „Das Wetter passt nicht, die Feierlichkeiten müssen in ein müffelndes Gemeindehaus verlegt werden, die Familien sind nicht wirklich nett – auf den ersten Blick ist es eine klassische Hochzeitskomödie“, beschreibt Hammer. Viel mehr will er tatsächlich auch noch nicht verraten – außer, dass es einen Bruch in der Story gibt, welcher die Handlung in eine Richtung lenkt, mit der man zu Anfang schlichtweg nicht rechnet. „Ich schlage vor, sich überraschen zu lassen“, sagt Hammer.

Am Anfang war eine großzügige Spenderin

Für den Film agieren zwölf Schauspieler und etwa 30 Komparsen vor der Kamera. Insgesamt sind rund 60 Leute daran beteiligt. Das für den Film verantwortliche Künstlerkollektiv heißt Wunschkindfilm. Dazu gehören nicht nur Andreas Hammer und Jennifer Sabel, sondern auch Benjamin Kramme. Letzterer führt Regie.

Dass der Film in Dahn gezeigt wird, hängt insbesondere mit den großzügigen Spenden der Menschen aus dem Dahner Felsenland zusammen, berichtet der Schauspieler. Das Projekt habe sich nämlich durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert. Am Anfang sei eine nette Dame gewesen, die in mehreren Etappen Geld gespendet habe, zunächst an Andreas Hammer selbst, der dieses dann zusammen mit Jennifer Sabel und Benjamin Kramme für das Filmprojekt einsetzte. „Dann haben wir die Crowdfunding-Kampagne gestartet und rund 18.000 Euro an Privatspenden für das Projekt zusammenbekommen.“ Ein großer Teil davon stamme aus dem Dahner Tal. Als eine Art Gegenleistung soll der Film nun am kommenden Mittwoch in Hammers alter Heimat gezeigt werden, genauer gesagt in der Aula des Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums.

Als Faust und junger Hitler auf der Bühne in Dessau

Andreas Hammer ist zurzeit noch am Anhaltischen Theater in Dessau angestellt, allerdings steht ein Umbruch in seiner Laufbahn bevor, da er ab Sommer als Freiberufler weitermachen und mehr eigene Projekte auf die Beine stellen will. Auf der Dessauer Bühne hat der 33-Jährige schon Goethes „Faust“ verkörpert – einer der Höhepunkte in seiner Karriere. „Das war eine tolle Erfahrung für mich – nicht nur wegen der Prominenz der Figur. Das Ganze war eine große Produktion samt Chor und Ballett, bei der vieles zusammengekommen ist, was gut funktioniert hat. Man kann gerade mit Regiekonzepten nämlich auch ziemliches Pech haben.“ In diesem Fall sei aber aus seiner Sicht alles stimmig gewesen.

Auch in die Rolle des Adolf Hitler ist Hammer schon geschlüpft – in dem Stück „Mein Kampf“, in dem es ausdrücklich nicht um eine Bühnenfassung des berühmten Buchs von Hitler geht. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Drama von George Tabori und zeigt den Österreicher in seinen jungen Jahren, vor der Diktatorenzeit, als er von der Aufnahme in die Wiener Kunstakademie träumt. Dominique Horwitz, ein gebürtiger Jude, der übrigens auch in „Kälber mit zwei Köpfen“ mitspielt, hatte das Stück inszeniert. „Und das hat mich direkt von allen Sorgen befreit“, sagt Hammer. „Weil ich wusste, dass das jemand ist, der mich garantiert nicht in ein Fettnäpfchen treten lässt.“

Neugier und Verletzlichkeit sind wichtig

Eine ständige Neugier und die Eigenschaft, angreifbar und verletzlich zu bleiben, sind Charakterzüge, die laut Andreas Hammer für einen Schauspieler wichtig sind und die er auch an Kolleginnen und Kollegen bewundert. Wenn er sich nicht gerade mit Skripten beschäftigt und auf Theaterpremieren vorbereitet, arbeitet er gerne in seinem Garten in Leipzig, wo er aktuell viel Zeit damit zubringt, eine Holzlaube zu zimmern. Wenn er seine Eltern in der Südwestpfalz besucht – mindestens zweimal pro Jahr schafft er es laut eigener Aussage nach Hause –, geht er außerdem gerne im Felsenland wandern. Überhaupt versucht er neben seinem Beruf möglichst viel Sport zu treiben; vor einigen Jahren hat er mit dem Fahrrad eine Alpenüberquerung gemacht.

Info

Bei der Filmvorführung von „Kälber mit zwei Köpfen“ am Mittwoch, 15. Juni, 19.30 Uhr, in der Aula des Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums in Dahn ist Andreas Hammer vor Ort. Nach der Präsentation gibt es einen Sektempfang und die Möglichkeit zu Gesprächen mit dem Filmteam. Karten können unter 0173 9772209 oder per Mail an km2kfilm@gmail.com reserviert werden. Hier geht es zum Filmtrailer. An dem Abend wird noch ein Vorfilm gezeigt.

Andreas Hammer ist in Bruchweiler-Bärenbach aufgewachsen und in Dahn zur Schule gegangen. Heute lebt er in Leipzig.
Andreas Hammer ist in Bruchweiler-Bärenbach aufgewachsen und in Dahn zur Schule gegangen. Heute lebt er in Leipzig.
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