Pirmasens Reichlich Redebedarf nach der Pleite

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HOMBURG. So was nennt sich wohl gesteigerter Redebedarf. 40 Minuten nachdem Schiedsrichter Manuel Biesemann die Schlussattacke des Fußball-Oberligisten SC Hauenstein für ergebnistechnisch wirkungslos beendet hatte, kauerte ein Quintett in gelben Trikots noch immer auf dem Rasen und war wohl auf der Suche nach Gründen für die neuerliche Niederlage. Nach dem 1:2 (0:2) bei Aufsteiger FSV Jägersburg, dem abrupten Ende aller Hoffnungen auf ein Titel-Endspiel, herrschte beim Tabellenzweiten etwas Ratlosigkeit.

An Erklärungsansätzen mangelte es nicht. „Wir schaffen’s einfach nicht, da mal in Führung zu gehen“, nannte Teammanager Jürgen Lejeune die Krux, die er bei den erfolglosen Auftritten etwa in Wirges oder gegen den FK Pirmasens II ausgemacht hat. „Und es fehlen ja wichtige Spieler. Leute wie der Lucas Oppermann oder der Julian Kern, ,Padder’ Brechtel, die auch mal die Ärmel aufkrempeln.“ Eine Portion Fatalismus – nach dem Motto dumm gelaufen und noch Pech dazu – machte Dominic Altmeier aus: „Ich verstehe das einfach nicht. Die schlagen zwei lange Bälle nach vorn – und treffen zweimal. Wir tun und machen – und nix geht.“ Altmeier selbst hatte die beste Gelegenheit sausen lassen, seine Farben in Führung zu bringen. Dabei hatte der Stürmer alles richtig gemacht, im Luftkampf einem Jägersburger Duo ein Schnippchen geschlagen, FSV-Kapitän Matthias Stumpf wie den baumlangen Abwehrchef Steven Meier um Kopfeslänge übersprungen. Der platzierte Kopfstoß hätte gesessen. Wenn da nicht Keeper Philip Luck abgetaucht wäre und die Kugel von der Linie gefischt hatte. Es wäre die Pausenführung gewesen – nicht unverdient für das klar spielstärkere Team. Was aber passiert stattdessen? Fast im Gegenzug darf Tim Schäfer fast ungestört aufs Hauensteiner Gehäuse zueilen und Torhüter Sebastian Grub ausspielen. Daniel Klück kratzte das Leder einen Meter vor der Linie noch weg. Allerdings kam Schäfer noch mal dran und bediente Steven Simon, der einlochen durfte. Kalte Dusche zur Pause. „Und dann legen die nach durch einen Fehler von uns, der – um es mal so zu sagen – nicht unbedingt passieren darf“, erinnerte SCH-Coach Jürgen Kohler an das 0:2, bei dem der eingewechselte Bartos Klowoski urgewaltengleich nach vorn stob und den außer Tritt geratenen, so völlig ungewohnt zaudernden Kapitän Sandro Rösner überholte, die Kugel einwuchtete. So passiert acht Minuten vor Ende. Inzwischen war aber reichlich Zeit vergangen, in der die Gäste zwar klar das Heft in der Hand hatten, jedoch nichts Zwingendes vorm Jägersburger Tor zustande kriegten. Lediglich ein Moment der Beharrlichkeit, den Amin Jusufi am kurzen Pfosten stochernd bewies, führte zu Zählbarem. „War echt gut – und war, denke ich auch, verdient“, meinte ein mit seiner Elf und der Welt zufriedener Marco Emich. „Wir haben nicht viel zugelassen“, freute sich der Coach des FSV, der so prächtig zu kontern versteht und sich komplett auf diese Stärke verlegte. Hauenstein fand in der Defensive kein Loch. „Wir haben die ersten 45 Minuten bestimmt, haben zwei, drei Chancen ausgelassen, es steht 0:1. Die Mannschaft hat dann großen Druck entwickelt und hat das, wie ich finde, auch ganz gut gemacht“, wollte Kohler keinesfalls den Stab brechen. Jetzt gelte es, auf die Endspiele hinzuarbeiten. Bis Samstag schienen vier „Endspiele“ denkbar. Eines, das womöglich zum Saisonausklang beim Gastspiel der Koblenzer am Neding die Meisterschaft entschieden hätte, ist vorzeitig passé. Bleibt das Verbandspokalfinale mit Mehrwert in Form des winkenden DFB-Pokalspiels sowie die beiden Partien in der Aufstiegsrunde. „Wir müssen sehen, dass wir bis dahin den ein oder anderen wieder fit kriegen, dass sich keiner mehr verletzt – und dass wir uns gut darauf vorbereiten“, meinte Kohler. Als lange nach Schlusspfiff das Spielerquintett um Rösner noch immer dem Redebedarf freien Lauf ließ, war Kohler die ganze Zeit mit dabei.

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