Pirmasens Rathaus: Narren übernehmen das Kommando

OB Markus Zwick hat schlechte Karten angesichts der närrischen Übermacht.
OB Markus Zwick hat schlechte Karten angesichts der närrischen Übermacht.

Drei furchteinflößende Schüsse erschütterten am Samstag die Innenstadt. Die Machtübernahme durch die Narrenschar war nicht zu überhören, als die Grenadiergarde des Carnevalvereines Pirmasens (CVP) eine Kanonenkugel auf die Eingangstür des Alten Rathauses abfeuerte. Oberbürgermeister Markus Zwick hatte keine andere Wahl, als unverzüglich zu kapitulieren.

Angeführt vom Spielmannszug Niedersimten fuhren Tollität Aline I. sowie Kinder- und Jugendprinzessin Nele II. im schicken Cabriolet vor und ließen sich von den Passanten feiern, die neugierig das Treiben verfolgten. Natürlich schossen die CVP-Jecken keine echte Eisenkugel ab, sondern verblüfften mit einer Konfettikanone, die von den Kleinsteinhausener Böllerschützen effektvoll in Szene gesetzt wurde.

Eine weiße Fahne schwenkend, trat das noch amtierende Stadtoberhaupt vor die Tür. Nicht nur, dass sich Zwick kaum gegen die Eindringlinge wehrte, er zeigte sich sogar kooperativ und erfeut darüber, nach der Corona-Zwangspause die Carnevalisten wieder in Aktion zu erleben. Das Rathaus werde zwar das ganze Jahr über von Narren regiert, aber ohne die „richtigen Narren“ sei die fünfte Jahreszeit richtig trostlos gewesen.

Die Stadtkasse, die bei der Machtübernahme ebenfalls in die Hände der Narren fällt, sei leer, obwohl er selbst anderes erhofft habe, so der OB. „Von der Landesregierung ist bis jetzt nichts anderes gekommen als heiße Luft!“ Da sich der CVP in Zeiten explodierender Energiepreise jedoch einen Heizkostenzuschuss von der Stadt wünsche, habe man sich trotzdem nicht lumpen lassen und spendiere drei Teelichter für die Festhalle.

CVP-Präsident Karl Schütz zeigte sich zuversichtlich, den für den 5. Februar geplanten Umzug über die Bühne bringen zu können. Es seien noch abschließende Gespräche mit dem Ordnungsamt zu führen, die Zeichen stünden jedoch gut. „Es kann nicht sein, dass wir nach den beiden Corona-Jahren jetzt durch irgendwelche neuen gesetzliche Bestimmungen wieder leer ausgehen“, warnte Schütz. In ihrer Proklamation forderte Tollität Aline I. unter anderem eine reibungslose Fahrt durch den Fahrbachtunnel für die nächsten sieben Wochen und die Herrichtung der Neuffervilla zum angemessenen Amtssitz der Prinzessin inklusive närrischem Gute-Laune-Park.

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