Ausstellung Provokationen in Öl

„Missbrauch, Obsession, Gebirge“ ist der Titel der Ausstellung in der Dahner Kreisgalerie.
»Missbrauch, Obsession, Gebirge« ist der Titel der Ausstellung in der Dahner Kreisgalerie.

Es wird keine leichte Kost, die ab Sonntag in der Dahner Kreisgalerie präsentiert wird. Der gebürtige Pirmasenser Karl Geistlich zeigt unter dem Titel „Missbrauch, Obsession, Gebirge“ neue Arbeiten, die nicht nur an der Oberfläche des schönen Scheins kratzen, sondern auch richtig tief schürfen können. Statt einer Vernissage wird Geistlich am Sonntag dem Kreis zwei seiner Werke schenken.

Karl Geistlich ist seit 1983 künstlerisch tätig, wurde 1960 in Pirmasens geboren und lebte lange Jahre in Hauenstein. Inzwischen wohnt er in Offenbach/Queich, ist aber der Südwestpfalz weiter verbunden und hat hier vor allem viele Fans. In der Pirmasenser Künstlerinitiative Kunstprozesse war Geistlich lange aktiv. Seine Kunst wurde vielfach in Landau, Frankfurt, Karlsruhe, Baden-Baden und Berlin ausgestellt.

In der Dahner Kreisgalerie waren seine Werke schon öfter zu sehen. Ab Sonntag nun unter dem mysteriösen Titel „Missbrauch, Obsession, Gebirge“. Genau diese Gesten liebt Geistlich, der frühere Ausstellungen auch mal „Neue Unsachlichkeit“ oder „Frivolität des Alltags“ nannte. Der Südwestpfälzer legt den Finger in Wunden der Gesellschaft. Mit seiner Malerei konfrontiert er die Betrachter mit unangenehmen Themen. Geistlich provoziert und scheut sich nicht als „Enfant terrible“ mit Pinsel und Leinwand zu agieren.

Besucher sollen keine gefälligen Bilder erwarten

Wer eine schöngeistige Ausstellung mit gefälligen Arbeiten erwartet, braucht die nächsten Wochen nicht in die Kreisgalerie zu gehen. Geistlich will nicht gefallen, sondern realisiert seine Kunst ohne Rücksicht auf die Geschmäcker und Befindlichkeiten. Seine Kunst lockt den Blick des Betrachters über die perfekte Technik und ein scheinbar harmloses Sujet in das Bild, wobei von Anfang an ein Unbehagen besteht, dass sich bei näherer Betrachtung noch verstärkt und dann zur vermeintlichen Gewissheit wird. Der 60-jährige Künstler vermeidet die plakative Geste und prangert nicht in großen Lettern an. Der Betrachter muss auch noch etwas tun und selbst den Denkapparat anwerfen. Dabei bleibt immer auch ein Fünkchen Ungewissheit, ob auch tatsächlich die künstlerische Absicht entschlüsselt werden konnte, oder der Betrachter nicht in eine Falle des Künstlers getappt ist.

Seine Themen sind weit gefächert. In einer Porträtserie nahm er schon mal den Selbstporträt-Fetischismus der angeblich sozialen Medien auf die Schippe, prangerte den Fleischkonsum und seine Folgen für die Klimaerwärmung an oder bezieht klar Stellung gegen Bonzentum und Selbstherrlichkeit bestimmter Bevölkerungsschichten. Otto Dix und George Grosz nennt er als große Vorbilder, was an seinen Bildern auch tatsächlich zu erkennen ist. Bezüge zu Edward Hopper sind ebenfalls auf seinen Gemälden zu finden. Die Bilder von Geistlich haben dennoch eine unverkennbare Handschrift und geben klar die Persönlichkeit des Künstlers wieder.

Der Künstler schenkt dem Kreis zwei Bilder

Die Ausstellung wird ohne Vernissage am Sonntag, 16. August, eröffnet. Es wird auch keine Verköstigung in der Kreisgalerie geben. Geöffnet ist bis 20. September täglich von 15 bis 18 Uhr. Am Sonntag wird Geistlich zusätzlich in der Kreisgalerie die Gemälde „Wald“ und „Europa“ dem Landkreis Südwestpfalz schenken.

Während der Ausstellung müssen die Besucher Masken tragen. Außerdem ist die Zahl der Besucher limitiert und alle müssen sich registrieren.

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