Pirmasens Poesie des Widerstands

Nicht zum ersten Mal in der Pfalz: Konstantin Wecker.
Nicht zum ersten Mal in der Pfalz: Konstantin Wecker.

Gestern hat der Liedermacher und Autor Konstantin Wecker an der Uni in Landau einen musikalischen Vortrag gehalten. Heute wird ihm dort dann die Thomas-Nast-Gastprofessur verliehen.

Konstantin Wecker kommt beileibe nicht zum ersten Mal in die Pfalz – zuletzt war er am 5. April in er Pirmasenser Festhalle zu erleben – einer Spielstätte, die ihm schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Er war in der Kulturscheune Minfeld und mehrfach bei den Schlossfestspielen in Edesheim, gab Konzerte in Kaiserslautern oder Zweibrücken. Die Verleihung der Thomas-Nast-Professur an der Universität Landau ist für Wecker eine sehr ehrenvolle Sache. Dass sich Studierende mit seinen Texten beschäftigen, freut ihn sehr. Er beobachtet dankbar, dass seine Texte auch an junge Menschen weitergegeben werden. Oft würden sie von ihren Eltern, Lehrern oder Professoren animiert, in seine Konzerte zu kommen. Mütter brächten zum Beispiel ihre Töchter mit. Es sei gut, dass seine Poesie so weitergetragen werde. Mit dem Namensgeber der Professur, dem in Landau geborenen Karikaturisten Thomas Nast, hat sich Wecker erst im Vorfeld seiner Berufung intensiver beschäftigt. Er betont im Hinblick aufs Nasts Schaffen besonders dessen aufrechte Haltung und seinen Einsatz gegen die Sklaverei in den USA. Erfahrungen mit Studierenden hat Konstantin Wecker schon länger. An der Universität Würzburg lehrt er Songwriting, auch an der Musikhochschule in München gibt er sein Wissen an die jungen Leute weiter. Dabei kommt es ihm vor allem darauf an zu vermitteln, dass es bei Kunst nicht darum geht, sich in den Mittelpunkt zu stellen und berühmt zu werden, sondern darum, Kunst zu machen, weil „es in einem brennt“ und weil sie für ihren Schöpfer eine Notwendigkeit darstellt. „Poesie ist Widerstand“, sagt Konstantin Wecker und erinnert an ein Zitat von Heinrich Böll, der gesagt hat, „Poesie ist Dynamit für alle Ordnungen dieser Welt“. Apropos Widerstand: Vor 50 Jahren begehrten die 68er gegen die bestehende Gesellschaftsstruktur in der Bundesrepublik auf. Welche Rolle spielte die Studentenbewegung für Konstantin Wecker? Er sei ein „klassischer 68er“, sagt er. Und es sei eine „wichtige Revolution“ gewesen. Er hält deshalb nichts von dem heute in Mode gekommenen „68er-Bashing“. Es sei zum Beispiel wichtig gewesen, den Nazi-Sumpf auszutrocknen und gegen Autoritäten aufzustehen. Spannend sei auch die Hippie-Bewegung mit ihrer Suche nach neuen Lebensformen gewesen. Der Einsatz für die Schwachen ist für Konstantin Wecker eine prägende Maxime seines Wirkens geblieben; Mut zu machen, den aufrechten Gang weitergehen – das kann Kunst, sagt Wecker, und deshalb sei der Künstler wichtig. Träume und Utopien in die Welt tragen, die machbar und keine Chimären sind: Das ist die Aufgabe von Kunst. Eines seiner bekanntesten Lieder ist das vom „Willi“, einem Alt-68er, den seine Überzeugungen das Leben kosten. Das Lied sei jetzt ein halbes Jahrhundert alt – und es sei erschreckend, wie aktuell es mehr denn je sei, sagt sein Schöpfer. Er singt es deshalb immer wieder und – wie zuletzt auch in Pirmasens – meist gleich zu Beginn seiner Konzerte. Weckers Einschätzung der aktuellen Weltlage fällt nicht gut aus. Die politische Situation stehe im Zeichen von „unreifen Männlein“, die machtgeil und von Finanzzwängen geprägt seien. Und wie hat sich Konstantin Wecker in all den Jahren entwickelt und verändert? In seiner Grundhaltung habe er sich nicht verändert, sagt er. Aber er sei selbstkritischer geworden. Er nehme seine Lieder ernster als früher, sich selbst dafür weniger. Er sei aufrichtig in seiner Poesie. In ihr erkenne er sich immer mehr und reflektiere er über sich und die Welt. Infos Heute um 18.30 Uhr ist im Audimax auf dem Campus der Uni Landau der Festakt zur Verleihung der Thomas-Nast-Professur. Am Mittwoch Nachmittag trägt sich der Künstler auch in das Goldene Buch der Stadt Landau ein.

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