Pirmasens Pirmasenserin Berta Dressler feiert ihren 100. Geburtstag

Berta Dressler schneidet die Torte zu ihrem 100. Geburtstag an.
Berta Dressler schneidet die Torte zu ihrem 100. Geburtstag an.

So ein Geburtstag wird in Pirmasens nicht alle Tage gefeiert. Berta Dressler wurde am Dienstag 100. Der RHEINPFALZ hat die rüstige Seniorin erzählt, warum es kein Patentrezept für ein langes Leben gibt und der Mensch vielmehr die kleinen Freuden des Lebens genießen sollte.

Seit knapp sieben Jahren lebt Berta Dressler im Caritas-Altenzentrum St. Anton und fühlt sich dort sichtlich wohl. Zu ihrem 100. Geburtstag schneidet sie selbst die schöne Torte an, bewundert die Luftballons und trinkt ein Gläschen Sekt auf das biblische Alter, das ihr beschert wurde. Die Mitarbeiterinnen des Seniorenheims, die ihr zu Ehren einen kleinen Empfang ausgerichtet haben, betonen mehrfach Dresslers optimistisches und positives Naturell.

„Ich mache bei jeder Veranstaltung mit, die es hier im Haus gibt, jeder ist nett zu mir und hier habe ich Freunde gefunden“, sagt Dressler. So singt und lacht sie bei musikalischen Veranstaltungen, die nach zwei Jahren Corona-Pause nun wieder im Haus möglich sind, ist Mitglied des Heimbeirats, wo wichtige Entscheidungen für die Heimbewohner getroffen werden, und darf bei einem Bastel- oder Handarbeitsnachmittag nicht fehlen. Die Musikalität sei ihr in die Wiege gelegt worden, sagt sie. Vor allem ihre Mutter habe ihr als Kind immer etwas vorgesungen, eigentlich sei die ganze Familie recht musikalisch gewesen.

Ein Geschenk vom lieben Gott

„So gut es geht, gehe ich meinen Interessen, die ich früher schon hatte, immer noch nach. Dass ich noch so fit bin, ist wahrscheinlich ein Geschenk vom lieben Gott“, meint die 100-Jährige. Am 17. Mai 1922 wurde Berta Dressler in Gersbach geboren, wo auch ihr Elternhaus stand. Dort lebte sie bis 1939. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden Frauen und Kinder aus der Stadt evakuiert, auch sie ging damals in die Fremde. „Wir hatten Verwandte in Bayern, wo wir fortan lebten, nach eineinhalb Jahren kamen wir allerdings wieder zurück und ich habe Pirmasens nicht mehr länger verlassen“, erinnert sich die mehrfache Groß- und Urgroßmutter. Geheiratet hat Berta Dressler mit 21 Jahren, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Zu der damaligen Zeit waren die Leute in diesem Alter volljährig, innerhalb der Ehe wurden vier Kinder geboren. „Ich war damals auch im Fernamt tätig, da wissen die jungen Leute heute gar nicht mehr, was das ist. Das war der Vorläufer zum Telefon und meine Kollegin und ich mussten oft mit dem Ausland sprechen. Schlimm war nur, dass wir im Krieg sitzen bleiben mussten, während draußen die Bomben fielen“, berichtet die Pirmasenserin.

Erinnerungen an den Krieg begleiten sie bis heute

Natürlich sei der Krieg keine schöne Zeit gewesen, die Bilder und Erinnerungen von damals begleiten die 100-Jährige bis heute. „Alles in allem hatte ich bisher ein schönes Leben, trotz einiger Schicksalsschläge, die ich wegstecken musste. Wichtig im Leben ist, dass man zufrieden bleibt, sich in der Familie einig ist und man frei leben kann“, weiß Berta Dressler.

Bei der Frage nach dem Geheimnis ihres hohen Alters muss die Seniorin nicht lange überlegen, dass es nämlich keines gibt, ist sofort ihre Antwort. „Das hat ganz viel mit Glück zu tun. Große Pläne habe ich nicht mehr, sondern versuche, jeden Tag die kleinen Freuden zu genießen, damit lebe ich ganz gut“, sagt die Jubilarin.

Mit ihrer Freundin Lydia, einer der ersten Gratulantinnen am Dienstagvormittag, stimmt Dressler dann noch ein Lied an – „Wir sind nur Gast auf Erden“, ein Kirchenlied von 1935, das beiden gut gefällt. Als der kleine Empfang vorbei ist und bevor die Familie am Nachmittag zur eigentlichen Geburtstagsfeier kommt, muss sich Berta Dressler nun doch etwas ausruhen. So ein 100. Geburtstag strengt schließlich an.

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