Pirmasens Pfälzer näher zusammenbringen

Organisationsvermögen gehört bei diesem Betriebsrat unbedingt dazu. Denn die DRK Rettungsdienst Südpfalz GmbH ist zwar mit 247 Mitarbeitern kein großer Arbeitgeber, dafür sind diese verteilt über die südliche Pfalz: von Zweibrücken über Pirmasens bis nach Maximiliansau kurz vor Karlsruhe. Für den Betriebsratsvorsitzenden Andreas Wilde bedeutet das: Er muss viel herumfahren und gut planen, denn die Freistellung teilt sich der Rettungsassistent mit seinem Stellvertreter Oliver Kühn.

Am Dienstag, 27. Mai, werden die 201 Männer und 46 Frauen zum ersten Mal gemeinsam den neunköpfigen Betriebsrat wählen. Denn in der DRK Rettungsdienst Südpfalz GmbH wurden erst vor vier Jahren die DRK-Rettungsdienste der Bereiche Südwestpfalz, Südpfalz und Germersheim zusammengefasst. Sieben Listen mit jeweils durchschnittlich fünf Bewerbern gibt es für die Wahl. Eine stolze Anzahl, die eben auch der großen Fläche geschuldet ist – West- und Vorderpfälzer kennen sich nicht alle. Hinzu komme, erklärt Betriebsratsvorsitzender Andreas Wilde, dass es unterschiedliche Schwerpunkte gebe: In der Leitstelle stehe anderes im Mittelpunkt als in den 14 Rettungswachen; da gehe es etwa mehr um haftungsrechtliche Fragen oder um Datenschutz. Ein durchgängiges Thema für den Betriebsrat sind die Arbeitszeiten. Genauer: deren Vereinheitlichung, woran der Betriebsrat noch arbeitet. Denn die drei Gebiete brachten verschiedene Arbeitszeit-Regelungen mit: von 46 bis 47,5 Stunden pro Woche. Der Tarif sieht zwar eine 38,5-Stunden-Woche vor, ermöglicht aber auch eine Erhöhung. Ein weiteres großes Thema ist der Arbeitsschutz. Gerade in ihrem Beruf, stellt Wilde fest, müssten die Kollegen oft schwer tragen und da sei jede Verbesserung willkommen; Ob man einen zwölf oder einen 27 Kilogramm schweren Stuhl heben müsse, mache schon einen Unterschied – gerade im städtischen Bereich, wo es noch oft Treppen hoch und runter gehe. Wünschen würde er sich zum Beispiel auch Tragen mit automatischer Einstellung, wie sie in den USA eingesetzt würden. Oder „Raupenstühle“, die Treppen hochfahren könnten. Und normalerweise, meint er, gehöre auch beim Neubau einer Rettungswache ein Fitnessraum dazu – auch das machten die Amerikaner vor. Dabei gehe es „nicht um das persönliche Marathontraining“, sondern um den Aufbau der Rückenmuskulatur. Doch Wilde und seine Kollegen kennen natürlich auch die andere Seite: Um die 12.000 Euro koste zum Beispiel eine Trage mit Automatik, und das hochgerechnet auf ihre 50 bis 60 Rettungs- und Krankenwagen – „ganz schwer zu finanzieren“ sei das, weiß er. Eingeschaltet ist der Betriebsrat ebenfalls bei den Rezertifizierungen aller Dienststellen, die alle zwei Jahre stattfinden. Dabei gehe es nicht nur um die Ordnung der Abläufe, sondern auch um den Nachweis, dass Standards landesweit gehalten werden – ob Fahrtenbuch, Einsatzprotokolle oder Gerätechecks. Andreas Wilde kann dabei mitreden. Denn der 40-Jährige ist selbst seit 2000 unbefristet als Rettungsassistent beim DRK tätig und fährt zu 50 Prozent seiner Arbeitszeit noch auf dem Rettungswagen mit, vor allem in seinem Heimatort Hauenstein, wo er auch ehrenamtlicher Zugführer beim Technischen Hilfswerk ist. Es mache ihm Spaß, sagt der Familienvater und gelernte Forstwirt – und habe den positiven Effekt, dass er auf dem Laufenden bleibe. Dafür sorgen übrigens auch jährliche Fortbildungen mit Tests – ein weiteres Aufgabengebiet, an dem der Betriebsrat beteiligt ist. Die Freistellung teilt sich Wilde, der zehn Jahre Betriebsratserfahrung hat, mit Stellvertreter Oliver Kühn aus Landau. Während sich dieser um das Betriebsratsbüro in Edenkoben und um Organisatorisches kümmert, ist Wilde im „Außendienst“ – und viel unterwegs zwischen Zweibrücken und Germersheim. Eine Informationsplattform reicht nicht aus: Er müsse schon vor Ort sein, meint er. Alle Kollegen der Südpfalz zusammenzubringen, ist für ihn die größte Herausforderung. Auch für den neu zu wählenden Betriebsrat. (tre)

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