Ausstellung Neun Positionen zur Einheit in der Pirmasenser Alten Post

„Inside Stasi“ lautet der Titel einer Fotoserie von Thomas Meyer, die in der Alten Post zu sehen ist.
»Inside Stasi« lautet der Titel einer Fotoserie von Thomas Meyer, die in der Alten Post zu sehen ist.

Nur noch eine Woche lang ist die Ausstellung mit Fotografie der Agentur Ostkreuz in der Alten Post in Pirmasens zu sehen. Unter dem Titel „Gemeinsam“ werden Fotos gezeigt, die zum Jubiläum der Deutschen Einheit passen.

Von Klaus Kadel-Magin

Der Name der Fotografenagentur leitet sich von dem Berliner Bahnhof ab, der Verbindungen in alle Himmelsrichtungen der Bundeshauptstadt ermöglicht. Die Agentur wurde 1990 von sieben Ostberliner Fotografen gegründet, die damals zu den besten des Landes gehörten. Inzwischen sind es einige mehr geworden und auch Fotografen mit typischen Westbiografien arbeiten in der Agentur der Fotografen mit. Fast alle Ostkreuz-Fotografen wurden mit Preisen ausgezeichnet. „Ostkreuz, das ist eine Herangehensweise. Es bedeutet, herangehen an die Wirklichkeit, in ihr das Material finden, mit dem man arbeitet“, erklärt Marcus Jauer, einer der Ostkreuz-Fotografen.

Die Kuratorin der Alten Post in Pirmasens hat sich die Ausstellung „Ostkreuz“ als Beitrag zum Jubiläum der Deutschen Einheit ausgesucht. Die neun Fotografen steuerten Aufnahmen direkt von der Einheit bei, wie beispielsweise von dem in Frankreich geborenen Maurice Weiss, der 1989 vom Westen her nach Berlin fuhr, um den Mauerfall fotografisch zu dokumentieren. Die Mauer selbst und ihre Reste suchte das Fotografenpaar Ute und Werner Mahler auf einer Reise entlang des früheren Todesstreifens. Betonreste von Kfz-Sperren, einsame Wachtürme mitten in Feldern oder Zaunreste waren noch zu finden, obwohl die Natur sich bereits der früheren Grenzanlage bemächtigt hat. Das Paar hat seine Karriere in der DDR begonnen und zählte zu den stilprägenden Fotografen des Ostens.

Ganz klassisch machte sich der Delmenhorster Thomas Meyer auf Spurensuche an Orten, wo früher die Staatssicherheit der DDR arbeitete. „Inside Stasi“ nennt Meyer seine Fotoserie, die den Moloch des Ministeriums für Staatssicherheit treffend charakterisiert mit Aufnahmen von Magnetbändern, Geruchsproben oder auch Devotionalien des Bürokratenmonsters Stasi.

In Halle-Neustadt fand die Göttinger Fotografin Jordis Antonia Schlösser dankbare Motive rund um die einst begehrte Plattenbausiedlung, die schnell nach der Wende zum sozialen Brennpunkt abstürzte, um heute wieder mit viel Aufwand an einem neuen Image zu arbeiten. Einst der Prototyp einer Industriestadt der DDR, war Halle-Neustadt lange Jahre eine berüchtigte Geisterstadt vor den Toren des beschaulichen Halle an der Saale.

In die Wohnungen der Plattenbaubewohner von Letschin an der Grenze zu Polen ist die Berliner Fotografin Stephanie Steinkopf gegangen. „Manhattan“ nennen die Dorfbewohner die zwei Plattenbauten am Dorfrand, nur eine Autostunde von Berlin entfernt. Hier wollten zu DDR-Zeiten viele gern wohnen. Seit der Wende 1989 ist in Manhattan alles zusammengebrochen. Keiner will heute mehr hinziehen. Wer kann, zieht weg. Steinkopf hat mit ihrer Fotoserie eine Arbeit über die Armut in Deutschland angefertigt.

Und dann wäre da noch die Abiturklasse von 1977 einer Oberschule in Oranienburg bei Berlin, die Werner Mahler bis heute begleitet hat. Alle fünf Jahre wurden die Abiturienten fotografiert, womit eine Serie geschaffen wurde, die das Leben über 40 Jahre dokumentiert und die Brüche in diesen Leben sichtbar macht. Manche Serie bricht ab, weil die Betreffenden verschwunden oder gestorben sind. Einige konnte Mahler bis heute fortsetzen.

Der Besuch der Ausstellung ist mit Ausnahme des Montag noch bis einschließlich Sonntag, 25. Oktober, täglich von 10 bis 17 Uhr möglich. Das Team der Alten Post bietet noch drei Führungen am kommenden Donnerstag und Freitag sowie am letzten Tag, dem Sonntag, 25. Oktober jeweils um 15 Uhr an. Außerdem gibt es eine Diskussionsveranstaltung am Samstag, 24. Oktober. Unter dem Titel „Ostkreuz im Gespräch“ wird Heinrich Voelkel, der bereits seit 2004 zu den Mitgliedern der renommierten Fotoagentur gehört, spannende Einblicke in seine Arbeit geben.

„Wo die Welt zu Ende war“ hat das Fotografenpaar Ute und Werner Mahler seine Fotoserie über den einstigen Grenzstreifen genannt.
»Wo die Welt zu Ende war« hat das Fotografenpaar Ute und Werner Mahler seine Fotoserie über den einstigen Grenzstreifen genannt.
x