Pirmasens Neues sehen, über Altes reden

Stadtführung der WG-Absolventen nach 50 Jahren, hier am Mahnmal beim Bahnhof
Stadtführung der WG-Absolventen nach 50 Jahren, hier am Mahnmal beim Bahnhof

Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Dieter Seibert begaben sich die heutigen Senioren auf eine Zeitreise durch Pirmasens. Es standen Besuche der Alten Post, des Dynamikums sowie eine Besichtigung der ehemaligen Schule in der Adlerstraße auf dem Programm. Die Zeitreise beginnt vormittags um 10 Uhr am Pirmasenser Bahnhof. Fröhlich schwatzend trudelt der Abiturjahrgang 1972 ein, viele haben sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. „Hast Du Kinder?“, „Was hast du nach der Schule gemacht?“ oder „Bist du verheiratet?“, lauten die Fragen. Die in Pirmasens wohl prominenteste Mitschülerin ist die ehemalige Beigeordnete Helga Knerr. Sie hat das Treffen mitorganisiert und die Zeitreise mit geplant. „Wir haben mit 36 Schülern in der elften Klasse angefangen, 27 Schüler haben schließlich Abitur gemacht. 20 von ihnen haben sich für die Zeitreise angemeldet“, erzählt sie. Zwischendrin steht Klassenlehrer Dieter Seibert, mittlerweile 83 Jahre alt, und begrüßt seine ehemaligen Schüler mit einer herzlichen Umarmung. „Ihr wart ein toller Jahrgang. Ich erinnere mich immer noch gerne an unsere Parisfahrt“, sagt er. Nie habe er eine andere Klasse gehabt, unter der der Zusammenhalt so groß gewesen sei wie unter den 1969 am Wirtschaftsgymnasium eingeschulten Schülern. Er selbst erinnere sich ebenfalls gerne an die zahlreichen Unterrichtsstunden in Betriebswirtschaftslehre, mit Freude höre er nun, dass einige seiner ehemaligen Schüler dem Fach treu geblieben sind und es an verschiedenen Orten in Deutschland studiert haben. Vom Bahnhof geht es mit Plaudereien und Gelächter zur Alten Post, wo eine Führung auf den Abiturjahrgang 1972 wartet. Einige von ihnen sehen das zum Kulturforum umgebaute, ehemalige Postgebäude so zum ersten Mal. „Nach dem Abitur bin ich zuerst nach Brasilien und habe danach lange in den USA gelebt. Heute lebe ich in der Schweiz und hatte wohl die längste Anreise unter meinen Mitschülern“, sagt Thomas Dully, heute ein erfolgreicher Lederproduzent. In der Schweiz informiere er sich gerne über seine Heimat, mit ihr sei er schließlich verbunden. Das Internet helfe dabei, ebenso wie Kontakte zu alten Freunden, die heute noch in Pirmasens lebten. „Ich habe auch die Kommunalwahlen verfolgt. Mit Begeisterung lese ich über das, was hier gemacht wird und wie Pirmasens in den letzten Jahren vorangekommen ist“, sagt der 67-Jährige. Der Waldfischbacher Franz Schwebius war vor über 40 Jahren sowohl Klassen- als auch Schulsprecher. Zusammen mit einer ehemaligen Klassenkameradin organisiert er alle zwei Jahre ein Klassentreffen, zu dem immer mal wieder ein paar Leute erscheinen. Nie jedoch so viel wie bei der Zeitreise an diesem Samstag. „Schön, dass so viele gekommen sind. Ich hatte wirklich viele interessante Klassenkameraden“, sagt er. Anders als einige seiner Freunde sei er nach der Schulzeit in der Region geblieben, vor allem, weil er sich ihr „ungemein“ verbunden fühlt. „Ich lebe gerne hier und fühle mich hier wohl. Weg zu gehen war für mich nie eine Option“, sagt Schwebius, der nach dem Abitur Wirtschaftspädagogik in Mainz und Mannheim studiert hat. Heute sei er im Ruhestand und genieße Ausflüge in seiner Heimat. Aus Worms gekommen ist Christel Däuwel, die jede Woche in Pirmasens zu Gast ist und somit alle Veränderungen in der Stadt miterlebt. „Meine Eltern leben hier in der Stadt und ich besuche sie ein Mal die Woche. Es ist immer wieder schön, herzukommen und zu sehen, wie sich die alte Heimat verändert hat. Was die Neuerungen angeht, bin ich immer auf dem Laufenden“, sagt die ehemalige Berufsschullehrerin. Am Wirtschaftsgymnasium habe es ihr so gut gefallen, dass sie ebenfalls Wirtschaftspädagogik studiert habe und schließlich Lehrerin geworden sei. Für die Zeitreise, bei der vieles zu Fuß vonstatten geht, ist sie gewappnet. Sie sei ausgeruht und habe gute Schuhe an. So geht es von der Alten Post zum Dynamikum und von dort aus mit dem Bus durch die Stadt. Eine Besichtigung der alten Schule steht auch auf dem Plan. „Darauf freuen wir uns schon ganz besonders“, sind sich alle einig.

x