Pirmasens Musikalische Querverweise
Die Musikwelt ist ein Dorf. Zu diesem Eindruck könnte man kommen, wenn man das Programm des Festivals Euroclassic durchblättert und sieht, wer – durchaus auch genreübergreifend – mit wem aus der großen Schar der Musiker schon zusammen gearbeitet hat. Und das nicht nur auf nationaler Ebene.
Da ist zum Beispiel Max Raabe, der Mitte September in Zweibrücken gesungen hat. In seinem Repertoire befinden sich Lieder, der er mit einem anderen Musiker und Sänger geschrieben hat, der zwei Wochen nach ihm ebenfalls im Rahmen des Festivals in Zweibrücken aufgetreten ist: Achim Hagemann ist die Bühnenfigur Pawel Popolski. Hagemann gehörte im Sommer vergangenen Jahres neben Annette Humpe und Peter Plate von „Rosenstolz“ zu den Popfachkräften, mit denen Raabe das Album „Der perfekte Moment ... wird heut verpennt“ geschrieben hat. Bekannt wurde Hagemann vor allem durch seine Auftritte mit Hape Kerkeling in der Comedyserie „Total Normal“ und insbesondere durch das Lied „Hurz“, bei dem Kerkeling von Hagemann am Flügel begleitet wurde – nachzusehen im Internet auf www.youtube.com/watch?v=iyGi5SEI9RI. Das nächste Beispiel: Ebenfalls aus Zweibrücken. Julia Neigel trat vor einer Woche mit Stefan Gwildis und der „Lumberjack Big Band“ in der Festhalle auf. Am Mittwoch, 31. Oktober, folgt an gleicher Stelle als Abschluss des Festivals das Konzert des Schlagzeugers Simon Phillips und des Saxofonisten Bill Evans – nicht zu verwechseln mit dem Pianisten gleichen Namens, der ja schon 1980 verstorben ist. Phillips, ein Wanderer zwischen Rock und Jazz, der vor allem durch seine Zeit mit der Band „Toto“ bekannt geworden ist, hat für viele Musikerkollegen die Trommelstöcke geschwungen – für „Asia“, Jeff Beck, „The Corrs“, Stanley Clarke, Peter Gabriel, France Gall, Gordon Giltrap, Mick Jagger, Steve Lukather, „Judas Priest“, „Madness“, Michael Schenker, Gary Moore, Gianna Nannini, „Nazareth“, Mike Oldfield, Robert Palmer, Mike Rutherford, Joe Satriani, „Tears For Fears“, Pete Townshend, Bonnie Tyler, „Whitesnake“, „The Who“, Nik Kershaw und auch für Julia Neigel, als die sich noch Jule Neigel nannte. Auf deren vierten Studioalbum „Herzlich willkommen“ von 1994 ist Phillips bei drei Liedern zu hören – bei „Sehnsucht“, „Alles was du brauchst“ und „Ab jetzt oder nie“. Das Album schaffte es auf Platz vier der deutschen Charts. Der Brite Simon Phillips tritt in Zweibrücken mit dem US-amerikanischen Saxofonisten Bill Evans auf, einem namhaften Vertreter des Fusion-Jazz, dieser eingängigen Melange aus Jazz, Rock und Pop. Evans erreichte Anfang der 80er Jahre große Bekanntheit als Sideman bei Miles Davis und spielte unter anderem mit Randy Brecker, John Scofield, Les McCann, Lee Ritenour, Vinnie Colaiuta, Herbie Hancock, David Sanborn, Ron Carter, Mick Jagger, Victor Bailey, Dave Weckl, Dennis Chambers und Victor Wooten. Ab 1984 war er Mitglied in John McLaughlins neu aufgelegtem „Mahavishnu Orchestra“ – und er musizierte mit dem Schlagzeuger Andreas Keller, dem Rodalber, Sohn des in diesem Jahr verstorbenen Malers Klaus Heinrich Keller. Andreas Keller, der seit Jahrzehnten in München lebt, ist seinerseits ein gefragter Rhythmusgeber und trommelte unter anderem für Jennifer Rush, Ian Anderson, Bobby Kimball („Toto“), „La Bouche“ und Al di Meola. Zusammen mit Sigi Schwab und Ramesh Shotham gründete er im Jahr 2000 das „Percussion Project“. Seit 2011 arbeiten Sigi Schwab und Peter Horton mit ihm und dem Bassisten Thomas Müller auch unter dem Bandnamen „Guitarissimo XL“ zusammen. Seit Juli 2016 ist er Schlagzeuger der Münchner „Spider Murphy Gang“. In Pirmasens ist – ebenfalls bei Euroclassic – am Dienstag, 23. Oktober, in der Alten Post das Programm „Stradihumpa“ der „Schmid Hofmeir HochTief GmbH“ zu erleben, einem Duo mit dem Geiger Benjamin Schmid und Andreas Martin Hofmeir an der Tuba. Und eben dieser Andreas Martin Hofmeir war 2007 Gründungsmitglied der Band „LaBrassBanda“, mit der er vier Alben veröffentlichte bis er 2014 ausgestiegen ist. Das Erfolgsrezept von „LaBrassBanda“ aus Oberbayern lautet bis heute: Brass-Pop zwischen Ska und Polka mit bayerischen Texten. Die Bläsersektion liefert das Fundament für die fröhlich-frivol-skurrilen Texte. Zwischenzeitlich tourte „LaBrassBanda“ durch viele Länder und repräsentierte deutsches Liedgut unter anderem in England, Frankreich, Dänemark, Russland oder Simbabwe – überall feierten die Zuhörer die Band, zuletzt sogar im Münchener Olympiastadion. Nun wird „LaBrassBanda“ am heutigen Samstag ab 22.30 Uhr in der Blieskasteler Bliesgau-Festhalle zu erleben sein – ohne Andreas Martin Hofmeir. Bereits um 20 Uhr tritt an gleicher Stelle im Rahmen des Festivals Euroclassic das Percussion-Ensemble „Under Construction“ auf, das aus Schlagzeugern des Saarländischen Staatstheaters besteht und eine rhythmische Show im Stile von „Stomp“ auf die Bühne bringt.