Pirmasens Mundart-Loblied auf das Saarland

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Das Quartett „Mizzies“ aus Saarbrücken sorgte bei seinem Debütkonzert am Donnerstagabend im gut besuchten Pirmasenser Café Kunstgenuss für gute Laune, doch auch besinnliche Momente kamen nicht zu kurz. Die Musiker um Sängerin Martina Gross präsentierten sich als sehr gut aufeinander eingespielte Formation.

Was die „Mizzies“ tun, klingt relativ einfach. Man nehme einige wohlbekannte Songs aus Rock, Pop und Blues und statte diese mit saarländischen Mundarttexten aus. Doch genau hier ist das Risiko groß, in die Banalität abzudriften. Nicht so bei den „Mizzies“, denn Sängerin Martina Gross deckt mit ihren Texten die ganze Palette der alltäglichen Geschehnisse des Normalbürgers ab, mit denen sich auch das Publikum im Kunstgenuss bestens identifizieren konnte. Die sprachliche Barriere zwischen Pirmasens und dem Saarland ist ja eher marginal und viele Redensarten sind fast identisch. Die „Mizzies“ begannen das Konzert mit ihrem Song „Ich wor noch nie in Chicago“. Im Original heißt der Song „Jesus Just Left Chicago“ vom texanischen Trio „ZZ Top“. In der „Mizzies“-Version ist dieser Blues ein Loblied auf die schöne saarländische Heimat. Das nachfolgende „Haschd du jetzt schon Zeit“ („Can’t Wait Until Tonight“) von Max Mutzke handelt von neuer Liebe und das damit einhergehende Kribbeln im Bauch. Hier überzeugten Bassist Chris Waap und Gitarrist Andreas Heinen mit sehr gutem Background-Gesang. Schon zu Anfang des Konzerts wurde den aufmerksamen und gut gelaunten Zuschauern vor Augen geführt, dass hier vier immens gute Musiker auftraten, die auch noch vorbildlich aufeinander eingespielt sind und viel Spaß auf der improvisierten Bühne hatten. Zudem ist Sängerin Martina Gross eine richtig gute Entertainerin mit sympathischer Ausstrahlung. Sie band die Zuschauer durchweg vorbildlich in das Konzert mit ein und erläuterte vor jedem Song jeweils den saarländischen Text. So auch bei „Perfekt“. Das Original, den Ohrwurm „Perfect“ von „Fairground Attraction“, hat wohl jeder schon einmal gehört. Die Version der „Mizzies“ behandelt das absolute Prioritätsthema für Frauen, nämlich sich zu schminken und anzukleiden. „Am Ende bin ich dann immer unzufrieden. Irgend etwas ist nicht so, wie ich mir das vorstelle…“, erläuterte Gross dem Publikum den eigenen Text. Insbesondere der Refrain „Ich wär so gern perfekt, bin awa eher defekt“ brachte die Musikfreunde im Kunstgenuss zum Lachen. Beim nächsten Song wurde es dann etwas ruhiger, die Bill Withers-Komposition „Ain’t No Sunshine“ bekam von Gross einen höchst melancholischen Anstrich verpasst und wurde hochemotional gesungen, denn „Ich bin traurig wenn du gehschd“ handelt vom Trennungsschmerz nach einer Beziehung. Andreas Heinen wertete diesen Song mit einem feinen Gitarrensolo auf. Besonders beeindruckte die „Mizzies“-Interpretation des „Dire Straits“-Hits „Sultans Of Swing“, der bei den „Mizzies“ „Weil mir Saarlänner sinn“ heißt. Hier verblüffte neben der überbordenden Musikalität des Quartetts und dem Text, der eine Liebeserklärung an das Saarland darstellt, vor allem die überragende Gitarrenarbeit von Heinen. Da auch das restliche Programm mit wohlbekannten Songs und Texten mitten aus dem alltäglichen Wahnsinn vollends überzeugte, und sich sehr gute Laune im Kunstgenuss verbreitete, kann man von einem sehr erfolgreichen Debütkonzert der „Mizzies“ in Pirmasens sprechen, das förmlich nach einer Wiederholung schreit.

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