Pirmasens „Mehr Macher als Schwätzer“

Vor fünf Jahren stand Walter Krämer noch auf Platz fünf der FDP-Stadtratsliste, rückte aber mit den meisten Stimmen ganz nach vorne und zog in den Stadtrat ein. Heute führt Krämer die FDP-Liste an.

Walter Krämer war früher Sozialdemokrat, bis ihn Gerhard Schröder durch „Nichtstun“ aus der Partei geärgert hat. Danach wechselte der Arzt zur FDP und ist seit fünf Jahren Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Stadtrat. Der 66-Jährige arbeitet in der Kommunalpolitik kein Parteiprogramm ab, er tue, was er für vernünftig halte, sagt Krämer. Und diese Vernunft ist durchaus sozialliberal geprägt - was eine Festlegung nicht immer ganz einfach macht. Beispiel Privatisierung der Verwaltung, durchaus ein Anliegen der Liberalen. „Ich hätte keine Probleme mit einer Privatisierung, wenn dadurch eine bessere Leistung erzielt wird“, sagt Krämer. Oder wenn die Stadt dadurch Geld spart, dass „gute Mittelständler“ Arbeiten übernehmen. Andererseits, schränkt Krämer ein, habe die Stadt natürlich auch eine soziale Verpflichtung, Arbeitsplätze zu erhalten. Zwischen „diesem Spannungsverhältnis“ die richtige Entscheidung zu treffen, gehöre zu den schwierigen und weniger angenehmen Aufgaben der Kommunalpolitiker. Beispiel Schulpolitik. Eine Integrierte Gesamtschule in Pirmasens „wäre nicht schlecht“, sagt Krämer, um Eltern in Pirmasens eine weitere Schulform anbieten zu können. Aber das würde bedeuten, ein Gymnasium in eine IGS umwandeln zu müssen, so Krämer – gegen den Widerstand der Schule sei das nur schwer zu erreichen. „Als Liberaler würde es mich stören, auf eine Schule Zwang auszuüben.“ Weniger hin- und hergerissen ist Krämer in Sachen B-10-Ausbau oder Stadtgalerie. „Pirmasens kommt nur auf die Füße, wenn die Stadt gut angebunden ist“, sagt er. Deshalb dürfe die B 10 nicht mitten im Wald aufhören, sondern müsse vierspurig bis Landau ausgebaut werden, das gebiete der gesunde Menschenverstand. Einen qualifizierten Ausbau fordert Krämer auch für die A 62 bis Landstuhl. Ebenso gebiete es die Vernunft, einem Bau der geplanten Stadtgalerie zuzustimmen. „Oder sind wir als Stadträte gewählt, um private Investitionen in Pirmasens zu verhindern?“, stellt Krämer eine rhetorische Frage. Mindestens ebenso wichtig für einen Wahlerfolg wie diese inhaltlichen Positionen der FDP und ihres Spitzenkandidaten sind nach Ansicht Krämers die Personen, die auf der FDP-Liste stehen. Die Wahlen zum Stadtrat seien Personenwahlen und „da haben wir etwas anzubieten“. Neben Krämer auf Platz eins stehen Steven Wink und Hartmut Kling ganz vorne auf der Liste. Krämer preist seine Parteifreunde an. Wink studiere Steuerberater, sei ein Familienvater mit zwei Kindern und Landesvorsitzender der Jungen Liberalen. Dieses Amt „kriegt man nicht, wenn man nur den Narrhalla-Marsch pfeift“. Und Kling, Organisator des Pfälzerwald-Marathons, sei ein „Macher“, der schon viel für Pirmasens getan habe. Überhaupt, sagt Krämer, stünden auf der FDP-Liste „mehr Macher als Schwätzer“. Das macht ihn optimistisch, dass die FDP ihr Wahlziel erreicht: nämlich mit drei Personen (statt bisher zwei) in den nächsten Stadtrat einzuziehen. Und weil „Opposition Mist ist“, stünde die FDP, wie auch bisher, wieder als Koalitionspartner zur Verfügung. Die Zusammenarbeit mit CDU und FWB habe gut funktioniert, es sei ein Vertrauensverhältnis entstanden. Einen Posten, etwa als ehrenamtlicher Beigeordneter, strebt Krämer nicht an. „Ein Verwaltungsjob passt nicht zu meinem Naturell“, sagt er. Also beeinflusst er die Stadtpolitik lieber aus dem Rat heraus. Seine Ziele: Die medizinische Versorgung in der Region müsse aufrecht erhalten werden; das kulinarische Angebot müsse verbessert werden ebenso das Freizeit- und Sportangebot. Der passionierte Sportler Krämer wünscht sich, dass der FKP in die Regionalliga aufsteigt und träumt als Wettkampfschwimmer davon, dass in Pirmasens eine Traglufthalle (wie in Neustadt) gebaut wird. (pr)

x