Pirmasens Mario Barth: „Wir müssen wieder bekloppter werden“
„Männer sind bekloppt, aber sexy“, sagt der zehnfache Comedypreisträger Mario Barth und lockt damit seit rund zwei Jahren tausende Besucherin seine Shows. So ist auch die Vorstellung heute in der Saarbrücker Saarlandhalle schon seit Wochen ausverkauft. Über das Programm sprach unser Redakteur Christian Hanelt mit dem Berliner Comedian.
Natürlich. Mir geht es gut. Ich bin gesund. Ich habe ein tolles Leben. Jeder Mensch hat seine Probleme – die Anzahl der Probleme ist mal mehr, mal weniger, egal wo man steht in der Gesellschaft. Und wenn ich so ein Comedy-Programm machen darf, wenn ich lustig sein darf, dann bin ich glücklich. Ich bin ja sehr viel unterwegs, ich werde ja nicht abgeschottet, gehe ja auch normal einkaufen, fahre in den Baumarkt und so – und dann sehe ich, wie viele Menschen völlig gefrustet durch die Gegend laufen. Und da bin ich der Ansicht, dass man die Dinge doch besser ein bisschen bekloppt nehmen sollte – das macht den Mann für eine Frau ja auch absolut sexy. Und Kinder lachen auch darüber, denn die sind noch ganz offen. Und wenn eine Frau natürlich, also vom Herzen heraus lacht, und die Augen glänzen – es gibt doch für einen Mann nichts geileres. Daher bin ich der Ansicht, wir müssen wieder bekloppter werden, uns nicht so ernst nehmen und nicht alles auf die Goldwaage legen. Worin unterscheidet sich das Programm von den Vorgängern? Ich bin einer, der in der Tat ein komplett neues Programm schreibt und nicht nur das alte verändert – denn auch das ist ein Stilelement, das ganz oft im Kabarett verwendet wird. Wenn man einen Fan fragt, ist es das aktuelle Programm angeblich mein bislang bestes Programm. Vielleicht aber auch nur, weil es das Neueste ist – ich weiß es nicht. Es ist aber auf alle Fälle sehr sehr lustig. Wie testen Sie, ob ein neues Programm funktioniert? Ich mache das vor dem Publikum. Ich schreibe an einem Programm zwischen zwei und drei Jahren. Und im Moment schreibe ich auch gerade an einem neuen Programm, weil das aktuelle dieses Jahr beendet wird und wir nächstes Jahr wieder auf Tour gehen müssen. Deshalb ist das aktuelle Programm jetzt nach zwei, zweieinhalb Jahren gerade am interessantesten, weil ich in der Zugabe neue Elemente ausprobiere. Da sieht man schon mal, ob die Leute zumindest das Thema lustig finden. Manchmal merkt man dann, dass etwas nicht so lustig ist und dann arbeitet man ein bisschen dran. Ich habe dazu drei Versuche, also drei Auftritte, und wenn ich dann den Drive nicht gefunden habe, dass das Thema lustig ist, dann lasse ich es weg. Verändert sich so ein Programm auch im Laufe der Spielzeit? Ja. Total. Wer die ersten Auftritte von „Männer sind bekloppt, aber sexy“ gesehen hat und jetzt kommt, der erlebt eine ganz andere Show. Diese Freiheit nehme ich mir. Ich gucke also schon, was richtig gut ankommt, was Lacher und was richtige Brüller sind. Man sollte sich als Comedian schon die Freiheit nehmen, ein Thema auszuarbeiten. Man muss dann aber auch darauf achten, dass das Programm dann nicht irgendwann vier Stunden lang wird. Denn das stört den Fan auch. Natürlich gibt es welche, denen wären auch zehn Stunden nicht genug, aber die Masse ist doch nach zwei Stunden erledigt. Dann lässt irgendwann die Aufmerksamkeit nach. Man darf auch nicht vergessen, dass Lachen körperlich anstrengend ist. Wie können Sie sich den Text für ein zweistündiges Programm merken? Das ist super skurril. Ich kann mir Texte nicht merken. Auswendig lernen ist für mich ein Graus. Das war schon in der Schule so mit Vokabeln. Deshalb gibt es bei mir keine festen Texte, keine Texte in Schriftform, sondern immer nur ein Thema. Ein Beispiel aus meinem ganz neuen Programm: Meine Freundin hatte Probleme mit ihrem neuen Auto. Und mein Thema ist „Handtasche auf Autositz“. Und dann erzähle ich eine Geschichte darüber, baue das humoristisch auf und gucke, dass das Timing stimmt, was ganz wichtig in der Unterhaltung ist. Letztlich steht irgendwann mal auf dem Zettel nur „Neues Auto“. Und ich weiß, was hinter dem „neuen Auto“ steckt. Da packe ich dann alles rein, was mir dazu einfällt. Und den Text habe ich im Kopf – mir reicht allein das Stichwort. So habe ich alle Programme noch im Kopf, könnte also rein theoretisch mein Programm von 2002 wieder spielen. Sie sind seit 16 Jahren in Sachen Unterhaltung erfolgreich unterwegs, füllen selbst große Stadien, werden vom Feuilleton aber nicht wahrgenommen. Das kenne ich tatsächlich nur vom Hörensagen. Ich finde da nicht statt – warum, weiß ich nicht, ist mir aber auch egal. In Ihren Anfangsjahren waren Sie ja auch mal in Zweibrücken... Ja, in einer Schule. Es ist merkwürdig – nach all den Jahren erinnere ich mich daran noch gut, allerdings nicht an Details.