Pirmasens Maßnahmen gegen den Ärztemangel

Auch an Notärzten fehlt es in der Region.
Auch an Notärzten fehlt es in der Region.

Ärzte aus dem Ausland sollen den hiesigen Ärztemangel ausgleichen. Diese sollen aber nicht im Ausland abgeworben werden, sondern unter ohnehin zugewanderten Medizinern gewonnen werden.

Auf Antrag der Fraktion Linke/Partei wurde im Stadtrat über die schon gestarteten Initiativen berichtet, die von Stadt, Kreis und Zweibrücken gegen den drohenden Ärztemangel wirken sollen. Eine Idee war eine Internetplattform, die mit dem Namen „Hallo Doc“ Medizinstudenten ansprechen und über die Vorzüge einer Arbeit in der schönen Südwestpfalz informieren soll. Die Internetseite läuft schon seit 2020, berichtete Uwe Bernhardt vom Pirmasenser Krankenhaus. Dazu kommen Infoblätter und Plakate, die in Unikliniken für Aufmerksamkeit sorgen sollen. Für das kommende Jahr sei ein „Docsday“ geplant.

Große Hoffnungen setzt Oberbürgermeister Markus Zwick auf das Bridge-Projekt. Das besteht vor allem aus einem Training und Sprachschulung für Ärzte, die wegen Flucht oder anderen Gründen nach Deutschland gekommen sind, aber hier keine Arbeitsmöglichkeiten haben, da ihnen wesentliche Sprachfähigkeiten oder Bescheinigungen fehlen. Ein Modellprojekt läuft dazu schon in Niedersachsen und Bernhard Kaduk, Psychiatriekoordinator in Pirmasens, sieht Chancen für die Südwestpfalz, um in Rheinland-Pfalz ein ähnliches Modellprojekt auf die Beine zu stellen. Das Training der Ärzte soll unter anderem in einer Landarztpraxis erfolgen.

Die Sprache stelle für viele zugewanderte Ärzte die größte Barriere dar. Kaduk betonte, dass sich Bridge nur an ohnehin in Deutschland lebende Ärzte richte und auf keinen Fall Mediziner aus ärmeren Ländern abgeworben werden sollen, da diese dort mehr als in Deutschland gebraucht würden.

Viele Jahre an der Ausbildung wird gespart

Den großen Bogen zu den Ursachen des heutigen Ärztemangels spannte Krankenhaus-Geschäftsführer Martin Forster, der den Abbau von Studienplätzen in den vergangenen Jahrzehnten als Grund für die wenigen Ärzte heute sieht. Die Landesregierungen in ganz Deutschland hätten an der Ausbildung der Mediziner gespart und schraubten erst jetzt wieder die Kapazitäten hoch.

Dazu kommen die Bedingungen, die junge Mediziner heute stellten. Von denen wollten immer weniger die Selbstständigkeit mit der ganzen Verwaltungsarbeit und den finanziellen Risiken wagen. Während früher ein Hausarzt 70 Prozent seiner Zeit für den Patienten hatte und nur 30 Prozent für die Verwaltung, habe sich das Verhältnis gedreht. Ein Landarzt habe heute nur noch 40 Prozent seiner Zeit für den Patienten und müsse rund 60 Prozent für Qualitätssicherung und andere Verwaltungsarbeit aufwenden. Deshalb suchten die Jungmediziner lieber eine Festanstellung mit geregelten Arbeitszeiten in einem Medizinischen Versorgungszentrum oder Krankenhaus, so Forster. Zudem gebe es immer mehr Medizinerinnen, die Familie und Beruf als selbstständige Ärztin schlecht unter einen Hut bringen könnten.

Rodalber Krankenhaus muss Personal aufstocken

„Heute können sie nur noch mit Premiumkonditionen Ärzte gewinnen“, so Forsters Beobachtung. Er warnte jedoch, viel Geld in die Anwerbung neuer Ärzte zu investieren. Mehr Geld im System heize nur die Preisspirale an und vorhandene Ärzte würden dies als Wettbewerbsverzerrung wahrnehmen.

Im Pirmasenser Krankenhaus sei die Lage noch gut, was die Ärzteschaft und die Pflegenden betreffe, versicherte Forster. Nur in Rodalben müsse beim Personal aufgestockt werden. Lücken gebe es jedoch bei den Notärzten.

Eschrich fordert eigenes MVZ für Pirmasens

Gar nicht zufrieden mit den bisherigen Aktivitäten zeigte sich Frank Eschrich (Linke). „Das einzige, was die Stadtführung anzubieten hat, sind nutzlose und zweckfreie Internetplattformen wie ,Hallo Doc’“, monierte Eschrich, für den das Angebot nur sinnloser Aktionismus als Beruhigungspille für die Bevölkerung sei, während Kranke hier wochen- und monatelang einem Arzttermin hinterher rennen müssten.

Auch Städte wie Pirmasens könnten in ein Medizinisches Versorgungszentrum investieren, meinte Eschrich, was jedoch von Oberbürgermeister Zwick verneint wurde. „Wir haben gar keine Zuständigkeit dafür“, so Zwick. Nur flankierende Maßnahmen seien möglich und das habe auch die Aufsichtsdirektion bestätigt. Der Stadtrat lehnte entsprechend die von Eschrich geforderte Gründung eines eigenen MVZ sowie die Unterstützung bei der Weiterbildung von Arzthelfern zu medizinischen Assistenten ab.

Eventuell ein weiteres Stipendium

Einzig die Idee, ein weiteres Stipendium in Höhe von 500 Euro monatlich am Pirmasenser Krankenhaus soll im Aufsichtsrat des Krankenhauses noch einmal beraten werden. Das Krankenhaus bietet bereits zehn Medizinstudenten ein solches Stipendium an, wenn sie sich verpflichten, nach ihrem Abschluss im Krankenhaus eine Stelle anzutreten. Das elfte Stipendium soll mit der Verpflichtung zur Arbeit als Allgemeinmediziner in Pirmasens verknüpft werden, was laut Zwick aber nicht sehr sicher sei, da Stipendiaten einfach das Geld zurückzahlten und dann andernorts arbeiteten.

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