Pirmasens Leserbrief an die Lokalredaktion:

(...) Der Niedergang der Schuhindustrie, die ehemalige Nutzung des Objekts, ja selbst der „vergurgte“ B-10-Ausbau sind für eine Bewertung des fragwürdigen Abrisses absolut unerheblich. Selbstverständlich müssen sich Städte den Veränderungen stellen, aber das geht anders! Wir schreiben das Jahr 2014 und leben nicht mehr 1974, als es noch üblich war, städtebauliche Fragen mit der Abrissbirne zu beantworten. Das rheinland-pfälzische Denkmalschutzgesetz sieht den Erwerb eines ungefährdeten Kulturdenkmals auf Abbruch mit Stiftungsmitteln, die ausdrücklich auch für die Förderung von Landschafts- und Denkmalschutz zweckgebunden sind, mit keinem Wort vor. Falls es die Bausubstanz zulässt, werden solche Bauten „eingemottet“, bis sich eine Lösung findet. Sowas funktioniert, wenn ein Wille da ist, auch in der Westpfalz, wie die GeWoBau mit ihrer prämierten Restaurierung der jahrelang verwahrlosten Villa Ipser in Zweibrücken bewiesen hat. Übrigens werden nachlässige Denkmaleigentümer auch im Hochtaunuskreis, neben Pirmasens das zweite Fördergebiet der Liselott & Klaus Rheinberger-Stiftung, (...) rigoros in die Pflicht genommen. Unabhängig davon, ob man es möglicherweise versäumt hat, den wohlsituierten Ex-Eigentümer (...) zur Sicherung seines denkmalgeschützten Objekts zu veranlassen: Es ist primitiv, wenn man versucht, das Hotel Matheis wegen gestohlener Kupferrohre, abgerissener Tapeten oder demolierter Leichtbauwände als Bruchbude hinzustellen. Bei einer Sanierung wären doch genau diese störenden Altlasten als allererstes rausgeflogen! Oder glaubt jemand ernsthaft, dass der rustikal-scheußliche Innenausbau der 70er Jahre liebevoll restauriert worden wäre? Es kann niemand bestreiten, dass eine beachtliche Summe zur Verfügung stand, die für einen ordentlichen Außenanstrich sowie die Einrichtung eines Gastronomiebetriebes im Erdgeschoss ausgereicht hätte. Potenzial für die optionale Reaktivierung der Hoteletagen hätte die kulturelle Nutzung der benachbarten Alten Post sowie der (...) Mangel an attraktiver Premium-Gastronomie in der Innenstadt generiert. In Zweibrücken und Hornbach existieren sogar zwei solcher Restaurants trotz geringer Distanz zueinander und profitieren vom Synergiepotenzial, warum soll sowas nicht auch in Pirmasens funktionieren? Es drängt sich vielen die Frage auf, weshalb das Hotel Matheis anscheinend nie für eine solche Nutzung oder alternativ für die lang angestrebte Jugendherberge offiziell in Betracht gezogen wurde. Das Kulturdenkmal hätte sich wegen seiner baulichen Struktur und verkehrsgünstigen Lage doch bestens angeboten. Die wahren Gründe für den Abriss des Baudenkmals bleiben im Dunkeln. Also: Wieso durfte das Hotel Matheis nicht von der exzellenten Kulturpolitik des gleichnamigen Oberbürgermeisters mitprofitieren?

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