Pirmasens „Langeweile gab es selten“

Irgendwann ist der schönste Urlaub zu Ende, dann heißt es, den Rest der Ferien daheim zu verbringen.
Irgendwann ist der schönste Urlaub zu Ende, dann heißt es, den Rest der Ferien daheim zu verbringen.

Montagsumfrage: Halbzeit bei den Sommerferien! Sechs Wochen Faulenzen sind ganz schön lang. Wie haben Menschen aus der Region den Sommer in ihrer Kindheit erlebt? Die RHEINPFALZ hat sich in der Fußgängerzone umgehört.

„Als Kind war ich in den großen Ferien tatsächlich jeden Tag bei uns im Stadtbad schwimmen, habe aber auch mal in einem der Schrebergärten am Naturheil mit Freunden gezeltet oder viel auf der Straße gespielt“, erzählt die Pirmasenserin Heike Feuge. Vor allem das Outdoorspiel „Himmel und Hölle“ sei es gewesen, welches es ihr als Grundschulmädchen angetan hatte. „Mit Kreide habe ich unseren Hof verschönert und einen Kieselstein in eines der acht Felder geworfen. Dann bin ich losgehüpft. An Bewegung gemangelt hat es uns Kindern damals nicht“, erinnert sich Feuge lachend. Generell habe man früher viel draußen getobt, bedauerlich sei es, dass man heutzutage kaum noch spielende Kinder vor Häusern sehe. „Das war schon eine schöne Zeit damals, Langeweile ist bei uns selten aufgekommen“, so Feuge weiter.

Erst seit zwei Jahren besucht die 25-jährige Katharina Franz keine Schule mehr, an die großen Ferien erinnert sie sich deshalb sehr gut. „Die sechs Wochen ohne Schule habe ich richtig genossen. Ich habe viel Eis gegessen und war als Kind oft auf dem Spielplatz. Später als Jugendliche habe ich dann Städtetrips gemacht. In Landau oder Kaiserslautern war ich in meinen Ferien oft shoppen“, sagt Katharina Franz. Vor allem mit Bus und Bahn habe sie ihre Kurztrips unternommen, da sie noch keinen Führerschein gehabt habe. Mit dabei sei ihre Schwester gewesen, die in Kaiserslautern wohnt. „Sechs Wochen Ferien empfand ich weder als zu lang noch als zu kurz. Ich denke, die Zeitspanne ist genau richtig“, stellt sie fest.

An einen ganz besonderen Sommer erinnert sich Patricia Bickert. „Mit meiner Mutter ging es für mich damals für ganze sechs Wochen in die USA nach New York. Ich war gerade 18 Jahre alt geworden“, erzählt sie. Die Großstadt mit den vielen Wolkenkratzern habe sie vom ersten Tag an in ihren Bann geschlagen. „Obwohl es eine Metropole mit unzähligen Menschen ist, ist es dort sauberer als in unserem kleinen Pirmasens“, findet sie. Zupass gekommen ist ihr, dass sie fließend Englisch spreche, denn viele ihrer Verwandten lebten schon länger in den Staaten – da habe sie die Sprache früh gelernt, sagt sie. „Nächstes Jahr im Sommer werde ich wieder in die USA reisen und nehme meine Tochter und meinen Enkelsohn mit. Ich freue mich schon riesig auf diese Zeit“, so Patricia Bickert weiter.

1954 wurde Gerhard Doniat eingeschult, ein Jahr danach hat er zum ersten Mal die großen Ferien erlebt. „Das war als Sechs- oder Siebenjähriger schon lang, aber ich wusste die Zeit gut zu nutzen“, sagt Doniat und schmunzelt. Viele Stunden habe er am Eisweiher oder rund um das Mordloch verbracht, wo er mit seinen Freunden Cowboy und Indianer gespielt habe. „Ich bin dann regelmäßig ziemlich dreckig nach Hause gekommen und war von oben bis unten mit rotem Sand verschmiert. Geschimpft hat meine Mutter mit mir nicht, denn schließlich haben wir alle so ausgesehen“, erzählt der Pirmasenser. Auf dem Horeb sei er groß geworden, berichtet er weiter, dort hätten zu seiner Zeit viele Kinder gewohnt. „Von daher war es mir in den großen Ferien selten langweilig. Ich erinnere mich auch noch gut, dass wir gerne in der Strobelallee Fußball gespielt haben.“

Als gebürtiger US-Amerikaner hat Bruce Dill als Kind und Jugendlicher sogar zwei Monate Sommerferien gehabt. „Ich stamme aus Kalifornien, aus einer Stadt nahe Los Angeles. Meine Geschwister und ich hatten das Glück, dass unsere Eltern jedes Jahr ganze vier Wochen mit uns verreisen konnten. Da haben wir den kompletten Mittleren Westen mit den ganzen Nationalparks kennen gelernt“, erzählt er. Doch nach den vier Wochen Urlaub sei er dann ganz hippelig geworden und habe sich sehr auf das neue Schuljahr gefreut, denn irgendwann seien auch tägliche Strandbesuche in Kalifornien langweilig geworden. „Freiwillig in die Schule klingt auf Anhieb vielleicht etwas komisch, aber nach zwei Monaten war das tatsächlich so“, sagt Dill und lacht.

Christophe Hener aus dem französischen Liederschiedt ist auf einem Bauernhof groß geworden. Dort in den Ferien auszuhelfen war für ihn und seine Geschwister selbstverständlich. „Ich habe die Kühe, die Schweine und Hühner versorgt und dabei eine Menge über die Landwirtschaft und Natur gelernt.“ Als Franzose habe er zwei Monate Sommerferien gehabt. Jedes Jahr habe er diese Zeit trotz der Arbeit genossen. „In meiner Freizeit bin ich unheimlich gerne Fahrrad gefahren, habe mich nach zwei Monaten dann aber doch auf die Schule gefreut“, sagt der 68-Jährige.

Bruce Dill
Bruce Dill
Gerhard Doniat
Gerhard Doniat
Christophe Hener
Christophe Hener
Katharina Franz
Katharina Franz
Patricia Bickert
Patricia Bickert
Heike Feuge
Heike Feuge
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