Pirmasens Landgrafentage von der Sonne verwöhnt
„Das schöne Wetter muss man ausnutzen“, lautete die gängige Antwort von Passanten auf die Frage, warum sie ins Stadtzentrum gekommen waren. Hatten in früheren Jahren die Schausteller des Markts aus der Landgrafenzeit schon arg in der Kälte gebibbert oder mussten gar im Dauerregen gegen Depressionen ankämpfen, war das Fest an diesem Wochenende schon vor dem offiziellen Start so gut besucht, dass der Festorganisator Rolf Schlicher verdutzt fragte, ob die Eröffnung schon ohne ihn gelaufen sei.
War sie nicht. Doch während der Fanfarenzug aus Bann mit Gefolge durch die Fußgängerzone zum Markt auf dem Schlossplatz zog, mussten die Männer vom kleinen Riesenrad bereits Schwerstarbeit leisten. Alle Gondeln waren mit Kindern besetzt, die sich von zwei Männern per Muskelkraft in die Höhe befördern ließen.
Steineklopfen mit der Mittelalterfrau
„Wenn schon mal was los ist in der Stadt, muss man auch durchlaufen“, meinte ein Festbesucher, während wenige Meter weiter ein anderer Gast von einer mittelalterlich gewandeten Dame zum Steineklopfen genötigt wurde. Dabei galt es nicht etwa das schadhafte, aber denkmalgeschützte Pflaster auszubessern. „Hier wird Gold geschürft“, klärte die Marktfrau auf. Die Variante mit dem Gold unter dem Pirmasenser Pflaster war bisher noch unbekannt. Dazu passt die Geschichte eines als Grenadier kostümierten Pirmasensers, der den Weg zur Wahrsagerin auf dem Schlossplatz riskiert hatte. Die Dame habe ihm prophezeit, dass Pirmasens eine „vorzügliche Zukunft“ bevorstehe. Schade, dass das der Oberbürgermeister nicht hörte, denn die Eröffnung oblag Kulturdezernent Denis Clauer, wenn auch ohne Fassanstich.
„Die geben sich richtig Mühe“, witzelte Bernd Ernst angesichts des Wetters. Er wohnt selbst in der Fußgängerzone und musste natürlich selbst in Augenschein nehmen, wie in diesem Jahr der Markt gelungen ist. „Die Atmosphäre ist wieder klasse“, freute sich der Anwohner, dem es vor allem die Musik angetan hatte. „Es riecht auch so gut überall“, schwärmte Ernst. Allerdings sei ihm der Appetit angesichts des Preises von fünf Euro für eine Wurst vergangen. Deutlich günstiger waren die köstlichen Torten im Landgrafencafé im Alten Rathaus. Vor allem die Windbeuteltorte lockte verführerisch. Kein Wunder, dass davon am Verkaufssonntag nichts mehr übrig war.
Autokorso am Sonntag
„Sie sehen ja selbst, was hier los ist“, sagten Marktbeschicker und Einzelhändler unisono. „Alles ist gut. Die Leute kaufen, es herrscht eine fantastische Stimmung und dazu scheint die Sonne“, freute sich Ilka Knüttel, die zwischen ihren beiden Modeläden pendelte, weil überall Kunden auf sie warteten. Auch Petra Cronauer vom Modegeschäft Gecko Style in der Schlossstraße war vom Zuspruch in der Stadtmitte begeistert. Ein richtiger Autokorso hat sich dort am Sonntag gebildet, weil Parkplätze Mangelware waren. Schade findet sie, dass die Schlossstraße bei den Landgrafentagen außen vor bleibe, obwohl auch dort viele Einzelhändler ansässig sind. Zu ihr ins Geschäft kämen an den Festtagen vorwiegend Leute, die gerade ankommen oder schon auf dem Weg nach Hause sind.