Pirmasens Krankenhauschef kritisiert Lauterbachs „Revolution“

Das Pirmasenser Krankenhaus schreibt 2023 wohl einen Verlust von 3,5 Millionen Euro.
Das Pirmasenser Krankenhaus schreibt 2023 wohl einen Verlust von 3,5 Millionen Euro.

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versprochene „Revolution“ bei der Krankenhausversorgung sieht der Pirmasenser Krankenhauschef Martin Forster als „Rumhantieren an Symptomen“. Lauterbach drücke sich vor den wahren Problemen und schaffe mit dem System der Leistungsgruppen viel neue Bürokratie, so Forster.

Die Abkehr von dem System der Fallpauschalen begrüßt Forster. Aktuell erhalte das Krankenhaus zwischen 300 und 70.000 Euro pro Fall und Patient. Das System habe vernachlässigt, dass jedes Krankenhaus 24 Stunden jeden Tag eine Vielzahl an Leistungen vorhalten muss, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Die jetzt angeregte Vorhaltepauschale bringe jedoch für gut ausgelastete Häuser letztlich eine Reduzierung, fürchtet der Pirmasenser Krankenhauschef.

Grundsätzlich sieht Forster das Problem der Krankenhäuser in der Angebotsdichte. In Ballungsräumen konkurrieren nach seiner Beobachtung oft zehn Krankenhäuser um die Patienten während in Regionen wie der Südwestpfalz zwei Häuser dicht gemacht würden. Forster spielt damit auf die Schließung des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken und des Dahner Krankenhauses an. Pirmasens laufe zusammen mit Rodalben folglich in Überlast. Mit der geplanten Reform spreche Lauterbach einen Teil der Probleme an. „Das ist wichtig, reicht aber nicht“, moniert Forster. Das Reformpaket funktioniere nur, wenn viele Häuser stillgelegt werden, was Lauterbach nur angedeutet habe.

Personelle Lücken nur schwer zu schließen

Besonders kritisch sieht Forster die Einführung von Leistungsgruppen, die dann unterschiedlich bezahlt werden. Diese sollen vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen überprüft werden. „Das verkompliziert alles und hat Potenzial für jahrelange Auseinandersetzungen“, prognostiziert er. „Ich sehe nicht, dass damit eine Lösung zu finden ist.“ Gar nicht angegangen werden die exorbitanten Steigerungen bei Energie in den vergangenen Monaten sowie der „eklatante Fachkräftemangel“. Durch die Belastungen in der Corona-Krise seien viele Mitarbeiter ausgeschieden. Die personellen Lücken seien mittelfristig nur zu schließen, wenn Häuser stillgelegt würden. Jetzt die Ausbildung von Medizinern und Pflegekräften hochzufahren, werde erst in Jahren Wirkung zeigen.

Das Pirmasenser Krankenhaus schreibt im kommenden Jahr wohl einen Verlust von 3,5 Millionen Euro. In den Jahren davor gab es hingegen immer einen moderaten Gewinn. In anderen Häusern sei das Defizit viel höher. Pirmasens bewege sich bei der Wirtschaftlichkeit im oberen Drittel der deutschen Krankenhäuser. Das Defizit im kommenden Jahr will Forster nicht überbewerten. Das sei zu verkraften für das eine Jahr. Wenn sich jedoch an den Bedingungen grundsätzlich nichts ändere, könne Pirmasens nicht viele weitere Jahre so weitermachen. Vorher dürfte jedoch ein Großteil an anderen Häusern schon dichtgemacht haben, schätzt er und hofft, dass die Politik nochmal nachbessert. „Das ist kein Gejammer, das sind reale Hilferufe“, betont der Geschäftsführer des Krankenhauses und schließt mit der Einschätzung: „Diese Gesundheitsreform wird uns nicht helfen.“

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