Pirmasens Komödiantische Feinkost aus Hessen

Verdientermaßen zählt „Badesalz“ zum Besten der deutschen Comedyszene und ist neben Handkes mit Musik und Äppelwoi einer der bekanntesten Exportartikel Hessens. Einen Beweis dafür erbrachten Hendrik „Henni“ Nachtsheim und Gerd Knebel am Freitag in der mit 800 Besuchern ausverkauften Pirmasenser Festhalle.

90 Minuten babbelte das seit 31 Jahren sehr erfolgreiche Duo, das bereits 1998 den Comedy-Echo erhielt, mit einem Gemisch aus schönstem Hessisch und Fast-Hochdeutsch, so als hätten sie gerade eine Riesenportion Humor, gewürzt mit bauernschlauen Sarkasmus zu sich genommen. Durch Verzerrung des alltäglichen Wahnsinns bis ins Absurde, bringen Knebel und Nachtsheim eine einzigartige, von ihren Fans erwartete und nur schwer zu übertreffende Komik auf die Bühne. Dabei scheint es zuweilen, als legten es die beiden Comedians darauf an, ihre Dialoge im Rekordtempo an den Mann und die Frau zu bringen. Den Rahmen der Show geben die beiden Gastwirte Paul und Henry, denen mit dem Abriss ihrer Etablissements gedroht wird, da sie ihre Miete nicht zahlen können und selbst Küchenprofis á la Christian Rach hier ratlos wären. Die erfolglosen Kneipen-Konkurrenten stänkern zunächst mächtig gegeneinander an, bevor sie ernsthaft darüber nachdenken, zu kooperieren. Sie verständigen sich darauf, sich zusammenzutun und einigen sich auf einen gemeinsamen, französisch angehauchten Namen, der dem Stück auch seinen Titel gibt: „Dö Chefs“. Grandios ist der Sketch, in dem Nachtsheim und Knebel ein seit 30 Jahren verheiratetes Ehepaar spielen, das ein Lokal besucht. Da hat „Badesalz“ bei der Recherche aber genau hingeschaut. Knebel, der sein wahres Alter immer noch nicht verrät, giftet gekonnt um sich, während Nachtsheim seine defensive Rolle intensiv auslebt. Bei der Neugestaltung ihrer nun gemeinsamen Speisekarte beweisen sie viel Fantasie: Aus einer Rindswurst mit Senf wird da schon mal eine „rote Gourmetsichel an goldgelber Edelmarinade“. Auch „Handkes mit Sushi“ oder „Rippchen Nasi Goreng“ sind fantasievolle, von hessischen Gehirnzellen inspirierte Gerichte der Nouvelle Cuisine. Und auch die Idee, eine Erlebnisgastronomie anzubieten, wird nach Art von „Badesalz“ aufbereitet. Wie wäre es mit „Maggi und Magie“ oder „Cirque de Kakerlak“. Immer wieder klinken Gerd Knebel und Hendrik Nachtsheim grandiosen, fast im Stakkato vorgetragenen Nonsens ein. Fast besinnlich hingegen die Sequenz, als Paul Henry die Liebe zu Schlagersängerin Andrea Berg gesteht und Henry philosophisch angehaucht antwortet: „Du musst dich nicht schämen. Die Liebe ist die Boje im Meer der Emotionen.“ Großartig auch das so nicht ins Stück passende Solo von Nachtsheim, der gerade in Los Angeles einen Ocsar verliehen bekommen hat. Mit Kittelschürze und Bembel als Oscar singt er ein Hohelied auf die heimische Äppelwoikultur und veräppelte die imaginär im Publikum sitzenden Hollywoodstars. Eine tolle Idee, die Nachtsheim im besten hessisch-englischen Kauderwelsch („My parents have a Gadewertschaft“) darbringt. Zum Finale musizieren Knebel und Nachtsheim, die vor Beginn ihrer gemeinsamen Karriere Musiker waren, auf Gitarre und Saxofon und beschließen so einen wundervollen, sehr kurzweiligen Abend.

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