Pirmasens „Keine Winke-Winke-Fahrt“

Aufgeknöpfte Hemden, Handtücher im Genick, Sonnenbrillen und vor allem offen stehende Motorhauben von Rallyefahrzeugen der 1960er bis 1980er Jahre, vom Opel Manta über den Porsche Carrera bis zum Mercedes SLK, prägten das Bild am Samstagvormittag in Pirmasens. Ab 12 Uhr erwartete Bernhard Schulz, der Präsident des AvD Pirmasens, die ersten historischen Rallyegespanne an der Hochschule zur Mittagspause, ab 13 Uhr war ein Zwischenstopp auf dem Exe geplant. Nachdem die Quecksilbersäule die 30-Grad-Marke überstieg, schwitzen die 30 Helfer des AvD Pirmasens ebenso wie die Fahrer und Beifahrer der „KST Vorderpfalz Classic“.

Seit 8.01 Uhr sind die 60 Teilnehmer von Bad Dürkheim aus in Richtung Südwestpfalz unterwegs, in diesem Jahr ohne Peter-Kaiser-Geschäftsführer Marcus Ewig. Der Rennsportanhänger pausiert in diesem Jahr, gehört aber zu den Sponsoren. 15 der 75 Starter vom Vortag mussten hitzebedingt die Segel streichen. 500 Kilometer lang ist die zweite und letzte Etappe. An die Beifahrer werden hohe Ansprüche gestellt: Sie sind die Koordinatoren. Vor dem Start erhalten sie von Fahrtleiter Fabian Mohr aus Frankfurt ein „Roadbook“, eine Art Routenplaner, versehen mit Informationen, wann wo wie gefahren werden muss. Ab 11 Uhr herrscht beim Helferteam am Exe und an der Fachhochschule hektische Betriebsamkeit. Die Pirmasenser AvD-Kassenwartin Tanja Däuwel und Präsident Bernhard Schulz bringen Flatterbänder für den Fahrkorridor vor dem Rathaus am Exe an, während auf der Husterhöhe Jochen Schulz die letzten Vorbereitungen für die Ankunft der Rallye trifft. Es ist 12.11 Uhr: Satter Motorenklang ist zu hören, aus Richtung Rodalber Straße biegt ein 280er Mercedes SLC, Baujahr 1975, in Richtung Fachhochschule ein. „Der Erste kommt“, ruft Schulz den Parkplatzeinweisern Chiara Seuring und Benedikt Schulz zu. Die beiden jungen Leute zeigen exakt die Parklücke an. Das Vater-Sohn-Gespann Wolfgang und Kilian Heinz aus dem saarländischen Merzig sind die Ersten, die nach der Gleichmäßigkeitsprüfung auf der Pottschütthöhe ankommen. „Unser Visum läuft um 18 Uhr für die Pfalz ab, wir müssen uns beeilen“, scherzen die beiden Saarländer, die im vergangenen Jahr Gesamtzweiter wurden. Dass die Wegstrecke schwierig zu finden ist, dass die Sonderprüfungen, bei denen es um Einschätzung von Geschwindigkeit und Gleichmäßigkeit geht, höchste Ansprüche an das Fahrer- und Beifahrergespann stellen, kommentiert Wolfgang Heinz so: „Es ist keine Winke-Winke-Fahrt.“ Gefragt sind vor allem schattige Parkplätze, die aber rar gesät sind. Mit einem Porsche 911 Carrera, Baujahr 1978, kommen Iris und Uwe Svensson an. Die beiden Sauerländer haben ein „Schnittrechnerproblem“. Das kleine schwarze Kästchen hat seinen Dienst womöglich wegen Überhitzung versagt. Die Stimmung ist dennoch gut, trotz tropischer Temperaturen, von Konkurrenzgedanken ist nichts zu spüren. Jeder hilft jedem, das ist ein ungeschriebenes Gesetz unter Rallyefahrern. „Die Baustellen auf der Strecke haben uns unsere Kaffeepause gekostet“ klagt Iris, während in einem 500er Mercedes, Baujahr 1981, mit Antje Hörmann als Beifahrerin und Tochter Carla, ein reines Frauenteam eintrifft. „Die Gegend ist toll, die Aufgaben sind anspruchsvoll ohne Ende“, stellen die beiden Bielefelderinnen fest. Ein Hingucker ist auch ein VW Käfer 1303, „Salzburg-Rallye-Käfer“ genannt, Baujahr 1973. Einige wenige rallyeinteressierte Zuschauer fotografieren den 90-PS-VW, während Fahrer Karlheinz Wenzel aus Landau mit seinem Beifahrer aus Haßloch, Hans Reimer, an der Benzinpumpe hantiert. Als Dreierteam sind Heidi und Natalie Redel mit ihrem Triumph TR 4, Baujahr 1964, unterwegs. Auf dem Rücksitz macht es sich der Vierbeiner „Snow Biewer“ bequem. Er lässt seine Schnauze durch den Fahrtwind kühlen.

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