Pirmasens „Keine Interessenten in Pirmasens“

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Der Solo-Hornist und Musikprofessor Peter Arnold ist seit einem Jahr Vorsitzender der Pfälzischen Musikgesellschaft (PMG) und seit Anfang des Jahres Dirigent des Musikvereins Hauenstein. Die PMG wurde 1949 „zum Zwecke der Stützung und Erhaltung des Pfalzorchesters“ – der heutigen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – gegründet und unterhält Dépendancen, sogenannte Bezirke, in Bad Dürkheim, Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Neustadt und Speyer. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz unterhielt sich mit Arnold über die Arbeit der PMG und darüber, warum es in Pirmasens und Zweibrücken keinen Ableger gibt.

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Warum gibt es in Pirmasens und Zweibrücken keinen Bezirk der Pfälzischen Musikgesellschaft?

Das ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Wir haben zwei Faktoren. Zunächst die Entstehungsgeschichte der Pfälzischen Musikgesellschaft, die ist um das damals in Ludwigshafen ansässige Orchester begründet gewesen. Die PMG hatte sich zur Aufgabe gesetzt, dieses Orchester zu fördern. Aus diesen Ursprüngen sind die Anrainer-Bezirke entstanden. Mit der Zeit hat sich daraus entwickelt, nicht hauptsächlich das Orchester zu unterstützen, sondern das Musikleben in Rheinland-Pfalz. Da gab es Initiativen aus dem ganzen Kreis heraus und auch Interessenten, die gerne einen Kreis Gründen wollten. Jetzt kommt der springende Punkt: Aus dem Raum Westpfalz gab es nie Initiativen. Ich kann mich erinnern, als ich nach Kaiserslautern gekommen bin, war die PMG in Kaiserslautern sogar recht stark, allmählich ist das aber ein bisschen eingeschlafen, und das versuche ich gerade wieder neu zu beleben. Wir hatten in Pirmasens und Zweibrücken keine Interessenten gehabt, die das übernommen hätten. Selbst Erika Sandt, die frühere Musikkritikerin der RHEINPFALZ, war ja sehr engagiert in musikalischen Dingen, war auch Mitglied hier in Kaiserslautern, hatte aber offensichtlich kein Interesse an der PMG für Pirmasens. Ich bin ja seit einiger Zeit Dirigent beim Musikverein Hauenstein. Da versuche ich jetzt, das Kulturleben ein bisschen in Gang zu bringen, wobei ich mir zunächst erstmal die ganzen Verbindungen aufbauen muss. Mein Ziel ist, das habe ich auch dem Bürgermeister gesagt, den Musikverein als lokalen Kulturträger mehr in den Vordergrund zu rücken. Ich habe auch bei den Kollegen von der Landauer und Kaiserslauterer PMG angefragt, ob sie nicht etwas für uns tun können. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es hier vor Ort eine neue Initiative geben wird. Trotzdem ist es doch ein bisschen verwunderlich, denn in Pirmasens gibt es ja ein sehr aktives Musikleben, man denke nur an die Familie Steckel, an die Arbeit von Volker Christ und Bezirkskantor Maurice Croissant, da gibt es auch viele Berührungspunkte untereinander, gerade auch in der Kinder- und Jugendarbeit… Ganz genau. Darauf möchte ich hinaus, Musik nicht als etwas Elitäres zu verstehen, sondern ganz klar auch die Amateurmusik und die Nachwuchsarbeit zu fördern. Ich möchte da eine ganz breite Basis haben. Aber andererseits: Ich habe am Wochenende in Kaiserslautern ein Konzert gespielt und da gab es mir schon zu denken, dass ich als 65-Jähriger einer der Jüngeren war. Ich möchte erreichen, dass wir junge Leute einbinden. Und wie wollen Sie das erreichen? Ich mache eine neue Konzertreihe, die unter dem Motto „Unter Freunden“ läuft. Da werde ich zusammen mit Profi-Kollegen spielen, habe dazu aber auch Amateure eingeladen und möchte auch ganz junge Nachwuchsmusiker vorstellen. Hier will ich gerade auch jüngere Leute locken, „komm’ geh’ mal ins Konzert“. Das ist ein Anfang, wie wir ans Kulturleben rankommen. Musiker allgemein, vor allem aber die Orchester, die von öffentlichen Mitteln abhängen, sind in den Fokus von Steuerzahlerbund und Landesrechnungshof gerückt, die schon mal monieren, dass zu viele Oboen-Spieler beschäftigt würden, obwohl doch Oboen-Musik selten gespielt werde. Was halten Sie davon? Das ist wie so oft auf mangelnde Information zurückzuführen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Leute, die sowas bemäkeln, einfach keine Erfahrung haben von diesem Kulturkreis und nur von außen her mit dem Rotstift drangehen. Wenn ich mir überlege, was wir in den Sport investieren, da sieht die Kultur daneben gar nicht toll aus. Es ist ja auch nicht so, dass wir nur bezuschusst würden. Ich veranstalte im Schwarzwald zum Beispiel das größte Horn-Festival in Europa, dafür bekomme ich keinen Cent staatlichen Zuschuss. Ich muss hausieren gehen. Zu dem Festival kommen 20 Dozenten aus dem In- und Ausland, die aber nur kommen, weil ich sie kenne. Wenn ich mir die Entwicklung der Orchester allgemein ansehe, zum Beispiel am Pfalztheater in Kaiserslautern – das Orchester hat wahnsinnig an Niveau gewonnen. Das Opernhaus hat ein erstaunliches Niveau. Aber natürlich ist Kultur auch ein Zuschussbetrieb. Man erlebt aber auch, dass heutige Komponisten doch recht selten gespielt werden, oder? Na, ganz so ist das nicht. Wir haben am Sonntag ein Konzert gespielt mit Sachen von Fréderic Duvernoy, Peter Jona Korn und Carl Reinecke. Die kennt kein Mensch. Plus ein Stück von der Pianistin, plus ein Stück von mir. Und die Zuhörer waren begeistert. Das Ganze war aber eingebunden in Poesie und Lyrik in den Moderationen. Der Erfolg solcher Programme ist auch eine Frage des Verkaufens. Ich habe da überhaupt keine Berührungsängste. Ich komme selbst von der Rockmusik, habe Chansons geschrieben und gespielt, habe aber auch mit Heino und Udo Jürgens und allen möglichen Leuten gespielt. Das ist nicht alles gut gewesen, manches habe ich gemacht, weil es ein Job war. Aber ich würde die Musik nie in Kategorien trennen – höchstens in Musik, die mir gefällt und die mir nicht gefällt. Das ist auch mein Bestreben in der PMG, dass wir Programme gestalten, die publikumsnah sind. Und die Bezirksleiter der PMG denken da ganz ähnlich. Musik machen, gerade in größeren Ensembles, kann aber auch für die einzelnen Musiker recht kostspielig sein. Instrumente sind ja nicht gerade billig? Ich habe gerade in Hauenstein vor, eine Jugendarbeit aufzubauen. Ich bin in Mainz in Kontakt mit der großen Hornbau-Firma Alexander, ob die hier nicht mal Instrumente präsentieren, gegebenenfalls auch ausleihen will. Das muss aber erst anlaufen. Aber, um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: Wer in Pirmasens oder Zweibrücken einen Bezirk der Pfälzischen Musikgesellschaft einrichten möchte, soll sich unbedingt mit mir in Verbindung setzen. Kontakt Peter Arnold, An der Sommerhalde 2, 67659 Kaiserslautern, Telefon 0631 /78329, E-Mail: arnold@corno.net und Internet: www.PeterArnold-Solohorn.de.

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