Interview Karikaturist Uwe Herrmann will kein „Witze-Zeichner“ sein

Uwe Herrmann hat immer noch Spaß an seinem Job.
Uwe Herrmann hat immer noch Spaß an seinem Job.

Uwe Herrmann ist Karikaturist für die RHEINPFALZ. Im Gespräch mit Vanessa Betz verrät er, warum er sich nicht als „Witze-Zeichner“ sieht.

Gibt es etwas, das eine Karikatur nicht darf?
Objektiv beleidigen, das heißt, wenn irgendwas dargestellt wird, was beleidigend rüberkommt aber mit dem Sachverhalt nichts zu tun hat. Wenn man sich zum Beispiel über das Äußere von Leuten lustig macht. Die wichtigste Sache ist, dass es stimmen muss zwischen Überspitzung des Sachverhalts und Überspitzung der Person in dem Fall, sonst ist es Mist.

Aber zynisch oder ironisch kann es schon gerne sein, oder?
Es muss sogar! Es ist ja eine Karikatur und keine Witzzeichnung. Das ist ja sowieso ein riesengroßes Missverständnis, dass eine Karikatur lustig sein soll. Das ist Humbug. Sie kann lustig sein, muss aber nicht. Eine Karikatur kann auch grausam sein, wenn es Sinn macht.

Wann sind Sie mit einer Karikatur von sich zufrieden?
Wenn ich der Meinung bin, dass sie handwerklich gut ist und inhaltlich passend ist zum Sachverhalt und auch die Überspitzung gelungen ist, dann bin ich persönlich zufrieden. Wenn das dann noch relativ schnell geklappt hat, ist das dann das i-Tüpfelchen.

Wie lange brauchen Sie in der Regel für eine Karikatur?
Die Frage müsste eher lauten: Wie lange darf ich für eine Karikatur brauchen. Normalerweise kommen die ersten RHEINPFALZ-Aufträge donnerstags um 16 Uhr. Insgesamt muss ich dann bis Freitagabend 12 bis 13 Karikaturen erstellen. Also muss eine in ungefähr eineinhalb Stunden fertig sein. Eineinhalb Stunden mal 13 oder 12, das sind knapp 18 Stunden von donnerstagnachmittags bis Freitagabend. In dieser Zeit muss alles fertig sein.

Ich stelle mir das schwierig vor, unter Zeitdruck so kreativ zu sein. Funktioniert das bei Ihnen?
Unter Druck geht bei mir sehr gut, eigentlich viel besser sogar. Kann sein, dass eine Karikatur in einer Stunde fertig ist und die andere dauert zweieinhalb, weil einfach nichts geht, aber grundsätzlich hat es bisher immer geklappt.

Und was, wenn mal keine Idee kommen will?
Wenn es irgendwo hakt bei einer Idee gehe ich meistens eine Runde mit dem Hund raus. Die Leute sagen dann „der Herrmann schafft nix“, was Quatsch ist, weil ich ja überlege. Und meistens macht es dann Klick und ich dreh dann rum und kann gut weiterarbeiten.

Und wie sieht Ihr Arbeitsablauf dann so aus?
Ich versuche, donnerstags immer schon so viel zu schaffen wie es geht. Freitags geht es spätestens um sieben los. Generell mache ich nie eine Karikatur fertig und schicke die dann weg, sondern ich arbeite immer gleichzeitig an allen, damit es nicht eintönig wird. Erst mache ich zehn Prozent an einem Bild, dann zehn Prozent am nächsten und so geht das hoch bis um 17 Uhr alle zu 80 Prozent fertig sind.

Ich hätte gedacht, dass man an einer Sache dran bleiben muss ...
Nein, im Gegenteil, das ist dann eintönig. Und die Zeit verrinnt und ich hab dann natürlich die ganze Zeit im Kopf, wie viel Karikaturen ich noch zu erledigen habe. Psychologisch für mich ist das schlecht. Aber wenn ich um 17 Uhr weiß, dass fast alles fertig ist und dann alles Schlag auf Schlag geht, dann macht das richtig Spaß.

Wie lange machen Sie diesen Job denn jetzt schon?
Seit 1987 und für die RHEINPFALZ seit 1989, also 33 Jahre.

Und wie viele Karikaturen sind in dieser Zeit circa entstanden?
Für die RHEINPFALZ sind es bisher ungefähr 17.000.

Was würden Sie jemandem raten, der sagt, er möchte gerne Karikaturist werden?
Ich würde abraten natürlich. Ich habe mit der RHEINPFALZ extrem viel Glück gehabt. Ich bin ja quasi wie fest angestellt. Die wenigsten Karikaturisten können davon leben.

Umso schöner, dass es bei Ihnen funktioniert hat.
Ja das ist toll. Ich bin froh, vor allem um die Sicherheit durch die RHEINPFALZ. Ich kann es nur wiederholen, das ist kein Geschmeichel, das ist Fakt. Da hatte ich wirklich Glück, ja.

Und Sie wollen das auch noch eine Weile machen?
Das Rentenalter naht, aber das kann durchaus noch weitergehen, klar. So lange es Spaß macht.

In den vergangenen zwei Jahren befassten sich viele Karikaturen von Uwe Herrmann mit dem Coronavirus.
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