Pirmasens Im WM-Jahr gehen weniger Leute ins Kino

Das Walhalla lebt von Blockbustern.
Das Walhalla lebt von Blockbustern.

Netflix, Traumsommer und Fußballweltmeisterschaft: Diese Faktoren ließen die Kinobranche im vergangenen Jahr bluten. Das Walhalla Kinocenter Pirmasens spiegelt den nationalen Trend: 2018 gingen 13,9 Prozent weniger Menschen ins Kino. Das ist der schlechteste Wert seit Jahren.

Theodor Sieber, der das Kino am Volksgarten betreibt, ist über das vergangene Kinojahr weder betrübt noch überrascht. „Wenn eine WM ansteht, sind die großen Filmverleiher immer sehr zurückhaltend mit attraktiven Filmstarts“, weiß er aus Erfahrung. Deshalb gab es während der Fußball-Weltmeisterschaft nicht nur ein sehr reduziertes Kinopublikum, sondern auch kein gutes Angebot an neuen Filmen. Daran habe das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft auch nichts mehr geändert. Die Verleiher hatten ja vorab festgelegt, keine attraktiven Filme anzubieten. Da konnten auch „Fifty Shades of Grey 3“, „Avengers 3: Infinity War“, „Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“, „Jurassic World: Das gefallene Königreich“, „Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub“ und „Bohemian Rhapsody“ über die britische Rockband Queen nichts mehr ändern, obwohl diese Filme – in genannter Reihenfolge – die meisten Besucher ins Pirmasenser Walhalla-Kino lockten. Der dritte Teil von „Fifty Shades of Grey“ mit dem Untertitel „Befreite Lust“ begeisterte in Deutschland über drei Millionen Besucher. „Bohemian Rapsody“ zog im vergangenen Jahr über zwei Millionen Cineasten bundesweit ins Kino. Wie die Besucherzahlen in Pirmasens konkret aussehen, hat Sieber nicht verraten. Das Walhalla sei ein typisches Mainstream-Haus, das von Blockbustern lebt, beschreibt Sieber das Kino am Volksgarten. Neben den Blockbustern, die für ihn im Vordergrund stehen, gibt es jedoch auch spezielle Nischen-Programme für ein ausgesuchtes Publikum. In unregelmäßiger Folge bietet das Walhalla Arthouse-Filme an, die normalerweise nur in Programmkinos laufen. Auch hat das Kino Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera New York (MET) im Angebot, die seit Jahren ein dankbares Stammpublikum haben. „Bei den Live-Übertragungen aus der MET hatten wir in den letzten Monaten sogar steigende Besucherzahlen“, sagt der Kinobetreiber. Sehr gut angenommen würden derzeit auch Filme in russischer Sprache, die immer wieder mal sonntags am späten Nachmittag laufen. Einen Besucherrekord konnte er im vergangenen November mit den Schulkinowochen erringen. 2018 seien über 2000 Schülern gekommen, so dass Zusatzvorstellungen notwendig wurden, berichtet der Betreiber des Walhalla-Kinos zufrieden. Ob er Angst vor Streaming-Angeboten à la Netflix habe? Ein klares Nein ist die Antwort. Netflix sei zwar derzeit der führende Anbieter, doch auch in dem Bereich gebe es Veränderungen. „Disney und Warner wollen eigene Streaming-Dienste aufbauen und ihre Filme bei Netflix abziehen“, erklärt Sieber, für den Bewegungen in der Branche dazugehören. Auch er werde weiterhin sein Programm an Pirmasens anpassen. 2018 gab es bereits ausgewählte Filme für Senioren zu ermäßigten Preisen. „Die Reihe Kino 50+ wollen wir 2019 vertiefen und regelmäßig anbieten“, erklärt der Walhalla-Chef. Dabei gebe es zur Begrüßung neben dem vergünstigten Eintrittspreis gratis einen Sektempfang. Trotz des Besucherrückgangs bleibt das Kino ein lohnendes Geschäft. Über seine Umsätze wollte der Kinobetreiber keine Zahlen nennen. Nur so viel: Das Walhalla würde er jederzeit wieder übernehmen, auch wenn die Kinokarten dort weniger kosten als im nationalen Vergleich. Lag der durchschnittliche Eintrittspreis laut Statistik 2018 bei 8,54 Euro, klingeln im Walhalla pro verkaufte Karte durchschnittlich 7,29 Euro in der Kasse.

x